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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Nachthemd gezeigt. Das ist doch wohl peinlicher, als wenn Frauen dich so sehen, wie?«
    Meine Güte, warum müssen Männer nur so dumm sein? dachte sie. Wie haben sie je von ihren Müttern lernen können, sich die Stiefel zuzuschnüren? Sie haben doch keinen Funken Verstand im Kopf! »Männer sehen aber gern eine Frau im Nachthemd. Ich habe zwar wenig Erfahrung, aber das weiß ich.« Es schien ihr unbegreiflich, daß er das nicht wußte. »Aber wenn ich mit nichts anderem als einem dreckigen Nachthemd bekleidet in die Stadt einreite, lachen die Frauen mich alle aus.«
    Cole klappte vor Erstaunen die Kinnlade herunter. »Hier sind vier Männer, die jederzeit bereit sind, dich abzuknallen, und du machst dir Sorgen, daß eine Frau dich auslachen könnte?«
    Sie verschränkte die Arme über der Brust. »Das ist eine Sache des Anstands.«
    »Hier geht's nicht um Anstand, sondern um Tod und Leben.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Wie sollte ein Mann je die Frauen verstehen? Über ihre Schulter hinweg zeigte er nach unten. »Sieh dir die Stadt doch mal an!« Es standen nur noch acht Gebäude. Zwei von ihnen waren bis auf die Außenwände ausgebrannt, und eins sah aus, als wäre ihm das Dach weggeflogen. Ladenschilder hingen schief und krumm. Der Gehsteig war an vielen Stellen aufgerissen. Plötzlich sahen sie, wie unter drei Männern eine Schießerei begann. Sekunden später fiel einer tot um. Die anderen Einwohner warfen kaum einen Blick auf ihn. Blutvergießen war ja hier an der Tagesordnung. Ein vierter Mann zog den Toten von der Straße. Es schien der Bestattungsunternehmer zu sein.
    »Dort reiten wir jetzt hin, und da machst du dir Gedanken, daß man dich im Nachthemd sieht?« sagte er mit verzerrtem Grinsen. »Hast du Angst, sie verweigern dir wegen ungehöriger Kleidung den Zutritt zum örtlichen Damenclub?«
    Jetzt war ihr klar, daß Cole überhaupt kein Verständnis für sie hatte. Geschmeidig glitt sie vom Pferd und sagte ihm noch einmal mit Nachdruck, daß sie auf keinen Fall im Nachthemd die Stadt betreten werde. Da konnte er sagen, was er wollte, sie war nicht dazu zu bewegen.
    »Dorie«, sagte er, am Rande seiner Geduld, »selbst im Nachthemd bist du noch anständiger angezogen als irgendeine Frau in dieser Stadt. Nichts an dir ist unschicklich.«
    Sie gab keine Antwort, denn einen vernünftigen Grund für ihre Weigerung konnte sie selber nicht angeben. Sie wußte nur, daß sie, in ungefähr zwölf Meter ehemals weißer Baumwolle gehüllt, nicht in diese sonderbare kleine Stadt reiten konnte.
    »Dorie, du ...«, begann Cole.
    »Hol ihr ein Kleid!« sagte Ford zu einem seiner Männer und zeigte mit dem Schießeisen auf die Stadt.
    Danach wechselten Cole und Ford einen Blick, der die jahrhundertealte Erkenntnis ausdrückte, daß ein Mann niemals die Ansichten einer Frau verstehen würde und es am besten gar nicht erst versuchte.
    Dorie war froh, nicht mehr auf dem Pferd zu sitzen, und begab sich unter eine Pinie, die das einzige bißchen Schatten in der Umgebung spendete. Dort setzte sie sich hin und ordnete die Falten des Nachthemds so, wie es sich für eine Dame - und sie war doch eine! - geziemte.
    Cole hob hilflos den gesunden Arm, band dann die Feldflasche vom Sattel, ging zu ihr und bot ihr Trinkwasser an. Er hütete sich, noch ein weiteres Wort zu ihr zu sprechen, sonst hätte er womöglich die Beherrschung verloren. Wenn sie sich schon in einer so unwichtigen Sache derartig stur verhielt, was sollte er dann tun, wenn sie sich bei einer etwaigen Flucht weigerte, seinen Anordnungen zu folgen?
    Nach einer Weile streckte er sich neben ihr aus, zog den Hut über den Kopf und schlief augenblicklich ein. Er wachte erst auf, als er Hufschlag hörte, der sich ihnen näherte. Instinktiv griff er nach dem Schießeisen. Aber da war ja keins. Nur ein stechender Schmerz fuhr ihm durch den verletzten Arm.
    »Ich hab eins gekriegt!« sagte der Reiter, aufgeregt wie ein kleiner Junge, zu Ford. Ohne Zweifel war es das erste - und wenn es nach Cole ging, auch das letzte -Kleid, das er je für eine Dame erstanden hatte. Der Mann war so außer sich vor Freude, als hätte er gerade eine Bank ausgeraubt. »Es ist noch kaum getragen. Ich hab es von Ellie. Sie ist ja die einzige in der Stadt, die so klein ist wie die da. Zuerst wollte Ellie es nicht rausrücken. Aber dann hab ich ihr gesagt, es ist für dich, und da hat sie mir's gegeben. Sie will es aber ohne mit Blutflecken dran zurückkriegen.« Stolz hielt er

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