Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
Lob verspürt hatte, kühlte merklich ab. Hatte er plötzlich all die Mahlzeiten vergessen, die sie in den letzten Wochen gekocht hatte? Zählte das nicht zu häuslich? Oder erreichten gegrilltes Hähnchen und Salat nicht denselben Stellenwert auf der Rangliste wie Chili und Kirschkuchen? “Was für ein Typ bin ich denn in deinen Augen?”
“Oh …” Er wühlte mit der Hand in ihren Haaren. “… eher so ein verwöhntes reiches Mädchen”, sagte er. Seine Einschätzung basierte auf ihrer eleganten Erscheinung, die auch die roten Stiefel und knallengen Jeans nicht mindern konnten. Außerdem erinnerte er sich vage daran, dass sie von Aktien und Hausangestellten gesprochen hatte. “Jemand, der mit dem silbernen Löffel im Mund geboren ist, mit Angestellten, die kochen und putzen. So, als hättest du nichts anderes zu tun, als dich um deine Aktien zu kümmern und das Leben zu genießen.”
Aus der Wärme war mittlerweile eisige Kälte geworden. Hielt er sie wirklich für einen nutzlosen Parasiten, der das Leben mit Partys verbrachte? Aber war das nicht genau das, was sie ihm vorgegaukelt hatte, als sie sich im Ed Earl’s kennengelernt hatten? Dass sie ein sorgloses lebenslustiges Mädchen war? Anscheinend hatte sie sich selbst ein Bein gestellt. Sie hatte die Rolle so gut gespielt, dass er ihr wahres Ich nicht dahinter erkannt hatte.
“Bin ich nah dran?”, fragte er und hoffte, dass sie heftig widersprechen und ihm sagen würde, dass die Frau, die Rooster und ihn wegen ihrer lausigen Tischmanieren gescholten hatte, die Frau, die für sie die Wäsche gewaschen und ihnen auf der Fahrt vorgelesen hatte, ihrem wahren Ich entsprach. Dass die Frau, die kompetent und fröhlich ein Essen für ein Dutzend hungriger Jungen zubereitet hatte, die Frau war, die wirklich hinter dem vornehmen und sexy Äußeren steckte.
So eine Frau würde vielleicht bei ihm bleiben und mit ihm auf der Second Chance Ranch leben; ein reiches verwöhntes Mädchen wäre in sechs Wochen fort, froh, wieder ihr privilegiertes Leben führen zu können.
Roxanne wusste, dass sie ihm natürlich sagen könnte, wie sehr er sich irrte. Allerdings war ein Teil des Bildes, das er von ihr gemalt hatte, richtig – außer dem Teil mit den Partys. “Ziemlich nah”, sagte sie und lachte unbekümmert, um ihre Bestürzung zu verbergen.
Sie hörte, dass er seufzte. Einen Moment später stützte er sich auf dem Ellenbogen ab und beugte sich über ihre Schulter. “Ich verschwinde jetzt besser von hier, bevor ich einschlafe und die Jungen merken, was los ist.” Er küsste sie auf die Wange und schlich die Treppe hinab, um die Morgendämmerung in seinem eigenen Zimmer zu begrüßen.
Roxanne lag noch lange wach in ihrem Bett und grübelte. Warum brach ihr jetzt schon das Herz?
“Müssen wir das wirklich
jetzt
tun?”, fragte Roxanne. Selbst in ihren eigenen Ohren klang sie wie ein kleines quengelndes Kind. “Ich meine, wäre es nicht besser zu warten, bis er aus dem Krankenhaus entlassen ist?”
Sie hatte bereits entschieden – zumindest so gut wie –, dass sie bis dahin fort sein würde. Am besten wäre es, sofort zu verschwinden, bevor der Sommer vorbei war, statt ihre Beziehung noch die letzten Wochen aufrechtzuerhalten. Jetzt könnte sie ihre Affäre auf elegante Art beenden. Zurück blieben glückliche Erinnerungen an heißen Sex, viel Spaß und Lachen. Wenn sie noch länger blieb, würde die Trennung nicht ohne Tränen vor sich gehen. Zumindest auf ihrer Seite. Und das wäre ein verdammt unwürdiges Ende ihres Wildwestabenteuers.
“Für einen Mann, dem gerade drei Bypässe gelegt wurden, kann ein ständiger Strom an Besuchern nicht gut sein”, sagte sie. “Und ich bin sicher, dass er lieber einen der Jungen sieht als mich.”
“Er hat mich ausdrücklich darum gebeten, dich mitzubringen.”
“Er hat darum gebeten?”
“Eigentlich war es mehr ein Befehl.” Tom warf ihr einen flüchtigen Blick zu, als er den Pick-up in eine Parklücke manövrierte. “Er hat gesagt, er will einen Blick auf dich werfen.”
“Einen Blick auf mich werfen?”, fragte sie unbehaglich. “Warum?”
Tom grinste boshaft, doch sie war so aufgewühlt, dass sie es gar nicht bemerkte. “Er will sicher sein, dass ich seinen Jungen kein lockeres Frauenzimmer vorgestellt habe, das einen schlechten Einfluss auf ihre Psyche hat und sie verdirbt.”
“Ich würde sagen, es ist zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, da die Jungen mich bereits kennen”, stellte
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