Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
ging. Blank war davon überzeugt, das vermittle den Eindruck auch charakterlich
aufrecht zu sein – und diese
Wirkung zu erzielen war ihm wichtig. Eine Gemeinde, die an der Charakterfestigkeit
und Sicherheit im Glauben ihres Hirten zweifelte, war wie ein Haufen nervöser Hühner.
Nach einigen
Kilometern fiel ihm auf, dass der nachfolgende Wagen immer den gleichen Abstand
hielt.
»Wäre das
ein Film, würde ich annehmen, ich werde verfolgt«, amüsierte sich der Pfarrer und
verlangsamte das Tempo, beschleunigte plötzlich, verlangsamte wieder. Der Verfolgerwagen
passte sich tatsächlich an. Der Pfarrer zuckte mit den Schultern, beschloss, das
Auto zu ignorieren, und hatte das Manöver tatsächlich schon nach wenigen Augenblicken
vergessen.
Umso größer
war seine Überraschung, als der Wagen hinter ihm plötzlich überholte und ›Bitte
folgen!‹ auf dem Dach aufleuchtete.
»Scheiße,
Polizei!«, erkannte er verärgert. Ob ein Stoßgebet helfen würde? Ein Versuch konnte
jedenfalls nicht schaden!
Die Beamten lotsten ihn auf einen
Parkplatz. Blank spielte für einen Moment mit dem Gedanken, durchzustarten und in
der Nacht zu verschwinden – doch gerade
noch rechtzeitig wurde ihm klar, dass die Beamten Zeit genug gehabt hatten, um sein
Kennzeichen zu notieren. Schließlich fuhren sie ja schon eine ganze Weile hinter
ihm her. Einer der Beamten kam mit wiegendem Schritt auf Blanks Auto zu, klopfte
lässig an die Scheibe auf der Fahrerseite. Blank versenkte sie in der Tür, sah den
Mann – wie er
hoffte freundlich – an und
wartete.
»Hauptmeister
Müller. Ihre Fahrzeugpapiere bitte! Sie können sich bestimmt denken, warum wir Sie
angehalten haben?«
»Nein«,
antwortete Blank ehrlich und reichte Führerschein und Fahrzeugschein durchs Fenster.
»Habe ich irgendwas falsch gemacht? Oder geht vielleicht mein Rücklicht nicht? Das
merkt man selbst ja oft erst, wenn es einem jemand sagt.«
»Nein, das
ist nicht der Grund. Sie sind uns durch Ihre Fahrweise aufgefallen.«
»Ach!«
»Ja. Rechts
blinken und links abbiegen, Schlangenlinien, Tempo steigern und dann in den Kriechgang
schalten – insgesamt
machte das einen auffälligen Eindruck auf uns. Haben Sie Alkohol getrunken?«
»Aber, aber!
Ich trinke nie, wenn ich fahren will.«
»Na, dann
können Sie ja auch ohne Sorge ins Gerät pusten, oder?«
»Sicher.«
Blank spürte Ärger in sich aufsteigen. »Aber wären Sie mir nicht so auffällig unauffällig
gefolgt, hätte ich all diese Manöver gar nicht durchgeführt. Ich wollte rauskriegen,
ob Sie mich verfolgen!«
»Ha!« Der
Beamte lachte. »Das notier ich mir für mein Verzeichnis der originellsten Ausreden!
Wie wollen Sie mir dann Ihre seltsame Sprechweise erklären? Alles Tarnung, oder
was? Sie sind Agent aus Berlin auf Landtour?«
Inzwischen
war der Kollege mit dem Dräger-Gerät hinzugekommen. »Pusten Sie einfach mal, anschließend
sehen wir weiter. Dreimal tief ein- und ausatmen, dann kräftig ins das Röhrchen
hier blasen.«
Blank stöhnte
genervt auf. Stieß seinen Atem kraftvoll ins Gerät.
Mit arrogantem
Blick nahm Müller das Messinstrument an sich. »Na, dann schau’n wir doch mal.« Er
stutzte, drehte das kleine Gerät hin und her, um besser sehen zu können. »Hm, 0,0
Promille. Das wundert mich aber schon.«
»Ich habe
doch gesagt, dass ich nie trinke, wenn ich mit dem Wagen unterwegs bin!«, triumphierte
Blank. »Können Sie mir jetzt meine Papiere wiedergeben, ich möchte nach Hause, ich
habe noch eine Predigt auszuarbeiten.«
»Pfarrer,
was? Nach Hause können wir Sie dennoch nicht fahren lassen; es bleibt noch die auffällige
Fahrweise! Diese Geräte haben eine gewisse Messfehlertoleranz, das heißt, dass sie
nicht immer exakt sind. Steigen Sie bitte mal aus.«
»Nein!«
»Sie sollen
nur auf der Linie hier ein paar Schritte geradeaus gehen! Das ist doch sicher kein
Problem. Auch nicht für einen Mann der Kirche!«
»Nein, bestimmt
nicht. Aber ich will nicht. Sie haben keinen Alkohol nachgewiesen, also kann ich
nach Hause fahren!«, beharrte Joshua Blank eigensinnig.
»Wenn Sie
sich weigern, nehmen wir Sie mit zur Blutabnahme. Das dauert am Ende länger, als
mal eben auszusteigen und ein paar Schritte zu gehen.«
»Ich steige
nicht aus und ich gehe nicht. Ich mache keine albernen Kniebeugen und zähle nicht
rückwärts von hundert bis eins. Ich werde auch sonst nichts tun! Wir sind hier in
Deutschland. In den USA müssen die Verdächtigen ›one mississippi, two
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