Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
mississippi‹
und so weiter sagen. Bei uns nicht!«
Die Miene
von Hauptmeister Müller verdüsterte sich. »Gut. Sie wollen es ja nicht anders. Dann
begleiten Sie uns jetzt zur Blutprobe.«
»Dazu können
Sie mich nicht zwingen! Ich kenne meine Rechte!«, schoss der Seelsorger wütend zurück.
Müller grinste.
»So einer sind Sie also! Einer von den Besserwissern!« Er zog sein Handy aus der
Jacke. »Falls Sie gedacht haben, ich muss nun bis morgen warten – Irrtum. Wir sind modern, wir kriegen
den Beschluss auch mündlich, ganz einfach per Telefon.«
So fand sich Joshua Blank eine halbe
Stunde später in einem sterilen Raum wieder. Ein Arzt traf Vorbereitungen zur Blutabnahme.
»Machen
Sie bitte mal Ihren Arm frei.«
»Und wenn
nicht?«
»Dann unter
Zwang. Sie können es sich aussuchen«, erklärte der Mediziner müde. »Mir ist es ziemlich
gleichgültig, aber für Sie ist es unter Zwang wesentlich unangenehmer, das kann
ich versprechen.«
Ergeben
krempelte Blank den Ärmel hoch.
»Geht doch.
So, jetzt muss ich noch stauen und alles ist nullkommanix vorbei.«
Blank wandte
sich ab. Er hatte noch nie Blut sehen können, schon gar nicht sein eigenes.
»Danke.«
Ein Etikett
wurde aufgeklebt, dann war die Prozedur beendet.
»Einen Moment
dauert es noch. Bitte setzten Sie sich dort drüben hin.«
Der ›Moment‹
sollte sich als dehnbar erweisen. Blanks Stimmung sank unter den Nullpunkt. Er konnte
sich schon vorstellen, warum sich alles so in die Länge zog. Verdammte Scheiße!,
fluchte er in Gedanken, verdammt noch mal!
»Was ich
jetzt brauche, ist eine Eingebung!«, knurrte er vor sich hin.
Dr. Klabunde spürte die Vibration seines
Handys in der Sakkotasche. Vorsichtig zog er es hervor, kontrollierte die Nummer
im Display, zeigte seiner Lucie die Anzeige und küsste sie sanft, bevor er sich
auf den Weg zur Tür machte. Dieses Konzert würde er nun auch wieder verpassen!
»Was gibt
es denn?«
»Wir haben
hier einen mit null Alkohol. Der Schnelltest zeigt THC an. Auch an den Händen. Können
Sie nicht mal eben herkommen? Sie wissen schon, wir brauchen Klarheit darüber, ob
er nur ein bisschen gekifft hat oder vielleicht mit dem Zeug dealt.« Der Beamte
machte eine theatralische Pause und setzte hinzu: »Ist ein Pfarrer!«
Klabunde
atmete tief durch. »Blut wurde gezapft?«
»Ja. Sicher.«
»Gut. Schick
mir die Ausbeute und deinen Bericht rüber auf meinen Schreibtisch. Antrag nicht
vergessen! Ich versuche gleich morgen mein Glück.«
Beschwingt
kehrte er ins Foyer zurück, bestellte an der Bar zwei Gläser Champagner und wartete
auf Lucie und die Pause. Nun könnte es ja doch noch ein unvergesslicher Abend werden!
»Herr Blank, zuerst die erfreuliche
Nachricht: Wir bringen Sie jetzt nach Hause, aber … «
Aber du
hast einen Hirntumor, ergänzte Blank den Satz für sich selbst.
»Für mich
stellt sich die Frage, ob Sie mir erklären können, weshalb wir bei Ihnen einen Nachweis
für THC bekommen haben?«
»THC?«
»Cannabis!«
»Das positive
Testergebnis ist falsch!« Blanks Gedanken kamen gefährlich ins Stolpern. Er versuchte
wenigstens äußerlich cool zu bleiben. Machte eine wegwischende Handbewegung, die
ihn um ein Haar vom Stuhl gerissen hätte. »Ich bin Gemeindepfarrer! Ich predige
gegen den Drogenkonsum, gegen Internet ohne Grenzen, gegen Gewalt im Fernsehen und
vieles andere!«
»Tja, was
soll man da sagen.«
Ein Beamter
ging hinter ihnen durch, hatte es offenbar eilig. Dennoch kommentierte er noch:
»Pfarrer reden auch über Familien und Liebe – und doch gibt’s welche, die dann kleine Jungs ficken!«, und war gleich
darauf um die Ecke verschwunden.
Blanks Blutdruck
stieg unkontrolliert. »Nun reicht es aber! Ich muss mir von Ihnen nichts unterstellen
lassen. Verfehlungen einzelner Kollegen können Sie nicht mir anlasten!« Sein Kopf
fühlte sich an, als könne er jeden Moment platzen.
»Wir werden
weitere Untersuchungen veranlassen. Pfarrer hin oder her – Sie sind auffällig gefahren und
wir kriegen raus, warum das so war. Ihr Auto bleibt in Gewahrsam. Morgen können
Sie es abholen. Ein Kollege bringt Sie nach Hause.«
Dr. Klabunde kam bester Stimmung ins
Labor. Lucie war wirklich eine umwerfende Frau. Alles könnte wunderbar sein, wenn
da nicht ihre Eltern wären. Sicher, andere Ehemänner hatten auch Schwiegereltern,
aber, da war er sich sicher, nicht solche. Als er den Kittel überzog, schalteten
sich die privaten Gedanken ab. »Blutalkoholuntersuchung
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