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Zurueck auf Glueck

Zurueck auf Glueck

Titel: Zurueck auf Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Marx
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bei Imogene an.
105.
    Wissenschaft ist Präzision.
106.
    »Mr. Watson – kommen Sie her – ich brauche Sie«, begann Wally. Er erzählte Imogene, dass so Alexander Graham Bells erste Worte am Telefon gelautet hätten. Anschließend hielt er ihr einen Vortrag über die Funktionsweise des Telefons.
107.
    Die Wissenschaft hat für vieles eine Erklärung.
108.
    Was für eine tolle Nummer die 108 ist. Da werden alte Erinnerungen wach.
109.
    Außerdem ist sie die Kernladungszahl von Hassium, Dummkopf.
110.
    Schon bald telefonierten Wally und Imogene jeden Abend von Punkt elf bis drei, vier Uhr in der Früh. Nach einigen Wochen jedoch setzte Imogene Wally davon in Kenntnis, dass es für sie, was ihre Karriere angehe, inzwischen Spitz auf Knopf stehe und sie sich leider für Spitz entscheiden müsse, was in Sachen Liebe bedeute, dass sie für »Beziehungsverstrickungen«, wie sie sich ausdrückte, keine Zeit habe.
    Früher am selben Tag – und das war kein Zufall – hatte Imogene erfahren, dass ein Featherware-Konkurrent, eine Firma mit dem Namen Blatant Exploitation, soeben ihre FDGO-Jazzpants (»Von führenden Bürgerrechtsbewegungen empfohlen!«) an Saks Fifth Avenue verkauft hatte.
    »Ich sage ja gar nicht, dass deine Karriere nicht wichtig ist«, sagte Wally. »Aber ich denke, auch in Sachen gemeinschaftlicher Lebensgeschichte steht es für dich Spitz auf Knopf.« Er klopfte sich die Kopfkissen zurecht und knipste die Nachttischlampe aus. »Hast du eigentlich schon mal die kumulative Wirkung mit einkalkuliert, die es hätte, wenn du jeden Abend mit einem anderen Menschen, und zwar mit ein und demselben Menschen, in die Federn kriechen würdest?«
111.
    Erst die Wissenschaft, dann auch noch Geschichte.
112.
    »Wo bin ich hier?«, dachte Imogene. »In der Schule?«
113.
    Als fleißige Schülerin gab Imogene ihr Bestes, sich eine Verbindung vorzustellen, wie Wally sie besang. Was für ein Gefühl wäre es wohl, sich mit einem anderen Menschen ein Sammelalbum mit Erinnerungen zu teilen? Mit ihm zusammen ein gemeinsames Eigennamenverzeichnis zu führen, so dass man zum Beispiel niemals erst lange erklären musste, wer Bruce Strober war? Seine Erinnerungen so genau zu kennen, dass sie sich manchmal fragen würde, hoppla, ist das eigentlich ihm oder mir passiert? Sich in einer Geheimkürzelsprache zu unterhalten, die sonst niemand verstand – oder sogar, wenn ihnen danach war, überhaupt nicht zu reden? Neckische Kosenamen zu haben? Wie es wohl wäre, sich seiner so sicher zu sein, dass sie in der Jogginghose und ungeschminkt durch die Wohnung laufen konnte? Oder höchstens mit einem Hauch Rouge. Und vor allem, wie Wally gesagt hatte, jeden Abend, komme was da wolle, miteinander in die Federn zu kriechen?
114.
    Grauenvoll, fand sie.
115.
    Wirklich furchtbar. Pfui bäh.
116.
    Wenn ihr die Nacht zu lang wurde, stellte sie sich ihre eigene Beerdigung vor. Andere hätten es vielleicht als ausreichend befriedigend empfunden, über die Größe der Trauergemeinde zu spekulieren, Imogene dagegen überlegte sich auch noch, wessen Beerdigung sie ausfallen lassen könnte, sollte sich der Tod in einer anderen Reihenfolge einstellen.

117.
    Als Imogene am nächsten Abend mit aktivierter Freisprechfunktion im Bett lag, lauschte sie Wallys Ausführungen zum Thema Fluchtdistanz, einem Begriff aus der Tierverhaltensforschung, der beschreibt, wie nah man einem Tier kommen kann, bevor es wegläuft. Um nicht allzu sehr als Spinnerin dazustehen und auch aus Gründen der Höflichkeit, rundete Imogene lieber ab und sagte, sie schätze ihre FD auf zwölf Häuserblocks. Wally sagte, auf ihn treffe eher das Siamesische-Zwillings-Modell zu.
    »Wobei mir einfällt«, sagte Wally. »Wo möchtest du deinen Lebensabend verbringen? Ich würde gern aufs Land ziehen.«
    »Für mich kommt nur die Stadt in Frage«, antwortete Imogene.
    »Musst du denn immer darauf herumreiten, wie verschieden wir sind?«
    »Gute Nacht«, sagte Imogene.
    »Gute Nacht«, sagte Wally.
118.
    War das etwa ein Krach?
119.
    Was ist hier los?
120.
    Schwer zu sagen. Dunkle Wolken am Horizont? Wird die Milch sauer? Stürzt die Festplatte ab?
121.
    Am nächsten Abend ging Imogene zur festgesetzten Stunde nicht ans Telefon. Wally glaubte, er hätte sich verwählt, und probierte es noch einmal. Er hatte noch nicht ganz zu Ende gewählt, als er wieder auflegte, weil er den Verdacht hatte, dass Imogene sich gerade die Zähne putzte. Wally wollte sie auf gar keinen Fall dazu verleiten, auf

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