Zurueck auf Glueck
Stuckleisten,inspizierte die Kranzgesimse, trank zwei Espresso, schaltete den Fernseher ein, während sie ihre Stromrechnung bezahlte, und wieder aus, während sie sich eine revitalisierende Gesichtsmaske gönnte, und telefonierte mit Harriet über das kleine Einmaleins der Inventur. Sie nahm an, dass Wally vor der festgesetzten Stunde eingeschlafen war.
131.
Wo war Imogene in der Nacht vor Kapitelchen 129?
132.
Sie war, wie bereits erwähnt, mit Ron de Jean im Bett. Ron de Jeans Frau hatte ihm gemailt: »Hol mich nicht vom Flughafen ab. Komme nicht mit Flug 343; auf der Rotkäppchenkonferenz haben sich neue Erkenntnisse ergeben. Muss mich näher mit dem Jäger befassen.«
133.
Ron war sich nicht sicher, ob das ein- oder zweideutig gemeint war.
134.
Ron de Jean hatte nicht viel Zeit für Perplexität. Er war von seinem Labortechniker informiert worden, dass eine der Versuchspersonen aus dem Schlafversuch nicht wieder aufgewacht war. Ab und zu setzt sich eine große Sorge eben doch gegen eine kleine durch.
135.
Oder ist es umgekehrt?
136.
»Nicht wieder aufgewacht oder nicht wieder aufgewacht ?«, fragte Ron, die in ihm aufsteigende Panik niederkämpfend.
»Die gute Nachricht ist, dass das Molekül tatsächlich schlaffördernd ist«, sagte der Techniker.
Ach ja, die Wissenschaft.
137.
Ron rief Imogene aus dem Krankenhaus an. »Wenn ich irgendetwas tun kann …«, sagte sie, meinte aber natürlich, bitte, bitte mich nicht, irgendetwas zu tun. Reichte es nicht, ihre Hilfe anzubieten? Ron reichte es leider nicht. Er wolle in dieser Nacht nicht allein sein, sagte er.
138.
Imogene schon.
139.
Ron gewann.
140.
Die Versuchsperson wachte wieder auf, falls man das so nennen konnte.
141.
Aber reden wir nicht mehr von der Versuchsperson. Reden wir lieber wieder über das Labor, ja?
142.
Nein. Über das andere Labor.
143.
Das Vestibulospinalreflexlabor. Wo Wally und Gwen Seite an Seite mit dem Triezen und Tratzen von Katzen beschäftigt gewesenwaren, bis die Tiere buchstäblich nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf stand. Wo Wally seiner Expartnerin unlängst vor dem Fahrstuhl in die Arme gelaufen war.
144.
Er wollte rein, Gwen raus.
145.
Sein Gesicht war hinter einem großen, nicht sehr stabilen Karton verborgen, den er auf dem Arm hatte, aber Gwen erkannte seine Turnschuhe wieder (schwarzes Leder, blaues Wildleder), die sie ihm gekauft hatte (124,38 Dollar), einen Tag, bevor Wally sie verlassen hatte (vor vier Monaten und elf Tagen).
146.
Gwen ging zurück in den Fahrstuhl. »Was für eine Überraschung, dich zu sehen«, sagte sie, obwohl sie ihn ja gar nicht richtig sehen konnte. »Wollen wir uns auf eine Tasse Kaffee zusammensetzen?« Sie drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss.
147.
»Erzähl mir bloß nicht, du bist wieder schwanger«, sagte Wally. Und überhaupt, hatte Gwen ihn nicht vor Ewigkeiten sitzenlassen (vor mindestens sieben Monaten)? Wally hatte zurzeit genauso viele weibliche Wesen in seinem Leben, wie er verkraften konnte (eins bis vier, je nach Zählweise). »Ich hab schon zu viele Tassen Kaffee intus«, sagte er. (Dreieinhalb.)
148.
Der Fahrstuhl hielt an, der Karton platzte, der Inhalt fiel heraus. »Wieso nimmst du deinen Hefter mit nach Hause?«, fragte Gwen, abermals überrascht.
149.
Wally dachte: »Die will doch wohl hoffentlich nicht meinen Hefter haben?«
150.
Bei einer Tasse Tee erzählte Wally, dass er soeben im Labor gekündigt habe.
»Meinetwegen?«, fragte sie.
»Nein«, sagte er und wusste momentan nicht mal mehr, wer sie war.
151.
Gwen hätte zu gern gewusst, ob die Kellnerin eines der Dinge war, mit denen Wally sich näher beschäftigen wollte.
152.
»Sei ehrlich«, sagte Gwen. »Hörst du auf, weil ich in die Insekten-Neuro gewechselt habe?«
»Ich höre auf, weil ich eine unwissenschaftliche Zuneigung zu Katzen entwickelt habe«, antwortete Wally.
»Und was willst du dann töten?«
»Da fällt mir bestimmt was ein.«
Gwen knabberte stumm ihren Reiskräcker. Sie leckte sich den Zeigefinger ab und damit auch die letzten Krümel. »Ich finde,wir sollten uns das Sorgerecht für den Wagen teilen«, sagte sie.
(Gwen war nicht schwanger, aber sie war wieder mit Leonard aus dem Labor zusammen.)
153.
Manch einer würde sagen, dass der Spaziergang im Park das bis dahin verheißungsvollste Rendezvous von Wally und Imogene darstellte. Weil es der erste sommerliche Frühlingstag war, lagen überall im Gras halbnackte Sonnenanbeter herum, über deren Winterfleisch Patty
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