Zurueck Aus Afrika
erhalten und sei glücklich über die Arbeit. Im Moment aber kämen nicht viele Kinder zur Schule, da wegen der Malaria schon einige gestorben sind. Auch in dem kleinen »Barsaloi-Hospital« hätte es Malaria-Tote gegeben. Dennoch sei er froh, dass er überhaupt Arbeit gefunden hat und die Kämpfe nun vorbei sind. Allerdings sei alles viel teurer geworden. Kleider, Reis, Zucker, selbst Mais seien zehnmal teurer als noch zu meiner Zeit. Unglaublich! Er möchte jetzt im Dezember nach Mombasa reisen, um nach Lketinga zu sehen. Sobald er Neuigkeiten habe, wird er wieder schreiben.
Zum einen bin ich sehr froh über diesen Brief, denn ich hatte lange nichts mehr gehört, zum anderen mache ich mir Sorgen um meine ehemalige Familie, weil ihr Leben im Moment besonders schwer zu sein scheint. Ich erinnere mich an meine eigenen schrecklichen Malaria-Attacken. Durch die ständigen Wechsel von Fieberanfällen und Schüttelfrost ist man innerhalb kürzester Zeit ein Wrack. Zudem hat man Durchfall und muss sich trotz leeren Magens unaufhörlich übergeben, bis man nur noch apathisch und kraftlos im Bett liegt. Mein Gott, ich wünsche diese Krankheit niemandem und hoffe, dass es in Barsaloi bald ein Ende dieser Plage geben wird. Außerdem bin ich gespannt, ob James Lketinga in Mombasa finden wird und was er im nächsten Brief von ihm zu berichten weiß. Immerhin habe ich seit mehr als drei Jahren nichts mehr von ihm erfahren.
Endlich ist es so weit. Napirai und ich besteigen zum ersten Mal seit unserer Flucht aus Kenia wieder ein Flugzeug, diesmal allerdings in Richtung Porto Plata. Der Flug dauert lang, doch Napirai bekommt Spielsachen im Flugzeug und malt vor sich hin, bis sie einschläft. Während wir nach der Ankunft durch den Flughafen laufen, fühle ich mich sofort an die Landung in Mombasa vor einigen Jahren erinnert, als mich die Atmosphäre augenblicklich gefangen nahm. Plötzlich ist alles wieder präsent und ich weiß im Moment nicht, spüre ich Mombasa oder Porto Plata. Kleine Busse warten auf uns, die uns zum Hotel bringen. Ich schaue aus dem Wagen und sehe die unebene, von Palmen eingefasste Straße und die vielen schwarzen Menschen in ihren bunten Kleidern. Die Luft ist schon am Morgen schwül. Wie ich das liebe! Vor meinen Augen taucht klar und deutlich die Zeit in Kenia auf. Bei jedem Schlagloch erinnere ich mich an die unglaublichen Straßenverhältnisse im Norden Kenias. Alles dreht sich in meinem Kopf, aber ich fühle mich geborgen und glücklich, obwohl mir Tränen über die Wangen laufen. Meine Gefühle überschlagen sich und die verdrängte Vergangenheit holt mich schon in den ersten paar Minuten ein. Ich bin froh, dass nicht allzu viele Touristen im Bus sind, denn ich schäme mich meiner Tränen.
Napirai schaut aus dem Fenster und ist am meisten von den vielen Palmen beeindruckt. Bis zur Ankunft im Hotel hat sich meine Gefühlslage wieder beruhigt. Die Hotelanlage ist sehr schön. Sie liegt direkt am Meer und unser Zimmer ist groß, gemütlich und hell. Beim anschließenden Hotelempfang bemerke ich, dass nur wenige Familien mit Kindern da sind, dafür umso mehr verliebte Paare. Für Napirai gibt es einen Kinderclub und ich werde viel lesen und Briefe schreiben. Das Buffet ist ein Traum und wir probieren möglichst viele der exotischen Speisen aus. Die Angestellten des Hotels haben große Freude an Napirai und glauben, sie sei Dominikanerin. Ich werde gleich gefragt, ob wir hier ihren Vater besuchen, und muss über ihre enttäuschten Gesichter lachen, wenn ich sie aufkläre, dass Napirai aus Kenia stammt. Bereits nach zwei Tagen hat sie sich gut eingelebt. Mit zwei, drei anderen Kindern wirbelt sie durch das Hotel und bald sehe ich sie nur noch selten.
Einmal erzählt sie mir nach dem Abendessen, dass sie heute Mittag eine Frau mit ganz langen blonden Haaren kennen gelernt hätte, die sie mir unbedingt zeigen möchte, und hüpft schon wieder davon. Fünf Minuten später wird eine große blonde Frau von Napirai an meinen Tisch geführt. Andrea ist, wie ich erfahre, mit ihrem Freund hier und beide stammen aus Süddeutschland. Sie lädt mich ein, mich zu ihnen zu setzen, da sie eine kleine Gruppe verschiedener Paare seien und es sicher auch für mich unterhaltsam sei. Napirai ist von Andrea begeistert, schon allein wegen der langen blonden Haare, die sie ständig durch ihre kleinen braunen Finger gleiten lässt. Im Laufe des Urlaubs muss ich mir einige Male den sehnlichsten, aber unerfüllbaren Wunsch meiner
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