Zurueck Aus Afrika
Tochter anhören: »Mama, ich möchte auch solche Haare!« Von nun an unternehmen wir viel gemeinsam, denn Andreas Freund liest lieber stapelweise Hefte am Pool, als sich mit seiner netten Frau zu unterhalten. Ich kann das nicht verstehen und weiß nur, dass es besser ist, allein Ferien zu machen, als zu zweit allein zu sein. Wenngleich ich es in der ersten Woche sehr genieße, einfach nur herumzuhängen und zu faulenzen, werde ich in der zweiten Woche unruhig und würde gerne mehr unternehmen. Obwohl mich zu Beginn alles daran erinnerte, ist dieses Land mit Kenia nicht zu vergleichen. Kenia ist wilder, vielseitiger und vor allem tierreicher. Irgendwie vermisse ich Kenia und ziehe automatisch immer wieder Vergleiche. So bin ich nicht allzu traurig, als der Urlaub zu Ende geht.
Zu Hause gehe ich mit voller Energie meinem neuen Job nach. Die bedruckten und bestickten T-Shirts kommen überall gut an, sei es als Werbegeschenk oder als Uniform in verschiedenen Unternehmen. Mittlerweile ist der Boom so groß, dass viele Gastronomiebetriebe flippige T-Shirts und bestickte Mützen als Werbeträger sogar verkaufen können. Das Geschäft blüht und damit stimmt die Haushaltskasse. So kann ich einer Frau aus unserer Gruppe, die sich mit ihren zwei Kindern nicht einmal den Bus leisten kann, einen Hunderter zustecken, und durch meine Beziehungen bin ich auch in der Lage, der einen oder anderen Mutter eine bessere Arbeit zu verschaffen.
Ich lerne interessante Frauen kennen, mit denen ich mich häufig auch privat treffe. Eine von ihnen ist Hanni, die sich immer wieder meine Afrikageschichten anhört, während ich ihr die Kollektion zeige. Sie ist so begeistert von den Erzählungen, dass sie mir jedes Mal rät, mein Leben in Buchform zu fassen. Ich lache und sage: »Hanni, erstens kann ich das nicht und zweitens habe ich einen Vollzeitjob, und dazu noch eine Tochter und einen Haushalt.« Für mich ist das Thema damit erledigt, doch Hanni wird auch in den kommenden Monaten keine Ruhe mehr geben.
Mitte Februar 1994 erhalte ich erneut einen Brief aus Kenia. Voller Neugier öffne ich ihn und lese zuerst wie immer die lieben Grüße von der ganzen Familie. Dann schreibt James, dass er in Mombasa gewesen sei und Lketinga gefunden hätte. Er sei in einem sehr schlechten, abgemagerten Zustand gewesen und hätte viele Probleme gehabt. Er besitze kein Auto mehr, ja nicht einmal mehr ordentliche Kleider. Er, James, hätte ihm erst einmal welche kaufen müssen und habe ihn nun nach Hause begleitet. Jetzt sei er bei Mama. Lketinga wolle wieder heiraten, doch James denke nicht, dass das möglich sein wird, weil er für eine Heirat nicht genug besitzt. Weiter schreibt er, dass das monatliche Geld, das ich für Mama auf die Mission einbezahlt hatte, seit diesem Monat aufgebraucht sei. Mama wolle sich bei mir nochmals bedanken für die lang andauernde Unterstützung. Dann bittet er um einen erneuten Geldbetrag, da Mama Augenprobleme habe, die nur ein Arzt lösen kann. Er werde wieder schreiben, sobald es Neues zu berichten gäbe, speziell über Lketinga.
Ich bin beruhigt, dass Lketinga nun endlich, nach so langer Zeit, wieder zu Hause wohnt. Gleichzeitig bin ich traurig, dass nichts, aber auch gar nichts von dem einstigen Reichtum übrig geblieben ist. Trotzdem hoffe ich, dass er einen Weg finden wird, um wieder heiraten zu können. Komisch, denke ich, vor nicht einmal zwei Monaten wurde ich von Lketinga geschieden, nachdem ich über drei Jahre nichts mehr von ihm gehört hatte, und jetzt taucht er zu Hause auf und spricht seinerseits von Heirat. Wie seltsam das Schicksal doch ist!
Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Wochenenden sind meistens für meine Freundinnen und ihre Kinder reserviert. Jetzt im Winter gehen wir öfter Schlittschuhlaufen oder an den Hängen am Dorfrand Schlitten fahren, was uns vor allem nachts großen Spaß macht. Danach sitzen wir alle in meiner warmen Wohnung und quatschen, während die Kinder am Boden spielen.
Eines Tages, es geht auf den Frühling zu, klingelt das Telefon und ich bin erstaunt, die Stimme von Andrea, der Deutschen mit den langen blonden Haaren, zu vernehmen. Im Urlaub tauscht man ja oft Adressen aus, wenn die Ferien dem Ende zugehen, aber in der Regel hört man dann nichts mehr voneinander. Andrea möchte uns nun besuchen. Napirai freut sich sehr. Bereits eine Woche später trifft sie bei uns ein, allerdings ohne ihren Lebenspartner. Wir tauschen Urlaubsfotos aus und erzählen einander viel. Dabei
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