Zurück im etwas anderen Tunesien
dann ziehen wir los.
Im Vergleich zu sonst ist es wirklich gespenstisch leer. Wenig Stände, wenig Käufer, aber die, die da sind, haben es in sich. Die meisten Frauen sind schlecht gelaunt und fangen an sich gegenseitig hin und her zu schubsen vor den Ständen. Unbegreiflich, denn es ist doch heute Platz genug. An einem Stand mit Kochbüchern meint eine der Zicken mich auch schubsen zu müssen, aber da hat sie sich die Falsche ausgesucht. Bei Kochbüchern kann ich nämlich auch zur Zicke werden!
Natürlich bin ich eine ganz liebe Zicke und schiebe die Andere nur sanft einen halben Meter weiter, damit ich in Ruhe weiter in den Büchern stöbern kann. Oh ja, da ist ja richtig viel für mich dabei! Der Verkäufer hat schon die Dinar-Zeichen in den Augen und hofft auf das Geschäft seines Lebens. Deutsche Frau, Kochbücher, da kann er einen gepfefferten Touristenbonus oben drauf schlagen. Als mein Mann jedoch dazu stößt, klappen die Dinar-Zeichen zur Seite und er scheint plötzlich gar keine Lust mehr zu haben etwas zu verkaufen. Mein Mann ist auch nicht gerade begeistert, da er mir die ganzen Bücher übersetzen muss, weil sie auf Arabisch sind,aber da kann ich jetzt keine Rücksicht drauf nehmen. Ich sammle ein paar Bücher zusammen, drücke sie meinem Mann zum Bezahlen in die Hand und mache mich lieber aus dem Staub.
Bei den Verhandlungen sollte ich nämlich besser aus der Schusslinie gehen, denn da können auch Tunesier zur Zicke mutieren. Sie sind in der Schlussphase und ich höre den Verkäufer aufheulen. In diesem Moment ist es auch klüger meinen Mann nicht zu fragen, was er bezahlt hat, denn nach so einer hitzigen Diskussion muss auch er sich erst einmal wieder beruhigen.
Aber bitte nicht so lange, denn da vorne sehe ich schon einen Stand mit neuen Dekoartikeln der Saison. Dekoartikel habe ich fast so gerne wie Kochbücher und so geht dasselbe Spiel von vorne los. Oh wie schön, eine goldene Aladdin-Lampe und ein goldenes Mörser-Set. So kann es munter weiter gehen. Oder auch nicht, denn mein Mann sagt, dass er nicht mehr so viel umgetauschtes Geld in der Tasche hat.
Hallo? Der weiß doch, dass ich shoppen will! Böse bin ich ihm aber nicht, denn es ist so unerträglich heiß, dass das Shoppen eher einem Saunabesuch gleicht und ich mit einer kleinen Runde zufrieden bin. Und außerdem sind zwei heulende Verkäufer auch genug an einem Tag.
Zurück zu Hause beginnt dann das tägliche Spiel „Iss doch was!“ Schaue ich so hungrig aus?
Sobald sie mich sehen, soll ich immer etwas essen oder trinken. Lieb gemeint, aber auch manchmal etwas anstrengend. Sagt man nein, sind sie etwas beleidigt und isst man etwas, dann hören sie nicht auf mit nachliefern. Ich weiß nicht, wie oft ich schon erklärt habe, dass ich in Deutschland oft nur ein bis zweimal am Tag esse. Irgendwie glauben sie mir das nicht und sagen, sie würden ja auch den ganzen Tag essen.
Ja das stimmt, irgendwie sind die immer am Kauen. Das Gemeine ist, die können so viel essen wie sie wollen und die meisten sind trotzdem mehr als rank und schlank. Sicherlich liegt es daran, dass sie nicht so viel ungesundes Zeugs essen wie wir manchmal und dazu den ganzen Tag in Bewegung sind. Jeder Meter wird hier zuFuß gegangen, bergauf und bergab und nicht so bequem wie in Europa, wo fast jeder Zentimeter mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wird. Ich sehe mich schon am Ende des Urlaubs nach Hause rollen, wenn das so weiter geht. Ihr seid ja so gut zu mir!
Am Nachmittag kommt Käsesuppen-Karim zurück, der mit meinem Mann nach Bizerta fahren möchte, weil die Zwei dort etwas zu erledigen haben. Da er natürlich den Internetstick nicht gefunden hat, taufe ich ihn direkt um in „Isch-habe-gar-keinen-Internetstick-Karim!“ Dafür hat er mir als Geschenk drei Kochbücher mitgebracht, die ich natürlich dankend annehme und auf meinen Kochbuchberg lege. Ui, da hab ich ja richtig viel zu tun, wenn ich zurück bin.
Er erzählt, dass sie auf der Rückfahrt gestern, auf der Autobahn noch eine Autopanne hatten. Der Motor war kaputt gegangen und sie mussten abgeschleppt werde. Oh, da hatte der Minibus ja noch genau bis einen Tag nach meiner Fahrt gehalten, die arme Familie. Drei Erwachsene und vier Kinder, die bei dieser Hitze auf einen Abschleppwagen warten mussten. Hier kommt nicht mal eben schnell der ADAC vorbei, da muss man warten, bis der EAD kommt, der Esel-Abschlepp-Dienst, mit einem lahmen PS. Pardon, ES!
Nur gut, dass sie
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