Zurück im etwas anderen Tunesien

dort eventuell ein anderes Kleid für mich zu finden. Neiiiiiiiin!
    Die Mutter der Braut ist eine meiner liebsten Tanten, die liebe Fausia. Auch mit all ihren Kindern verstehe ich mich blendend und sie versuchen mir immer das Gefühl zu geben, als wäre ich wieihre Schwester und etwas ganz Besonderes. Und was braucht etwas ganz Besonderes? Natürlich erst einmal wieder einen Plastikstuhl unterm Popo und etwas zum Essen auf dem Tisch.
    Bitte, bitte, ich bin doch satt! Tante Fausia hat ein Einsehen und sagt, dass sie es mir dann eben später einpackt. Haha, ich entkomme dem Essen hier einfach nicht.
    Safia zieht mich sofort ins zweite Wohnzimmer, um mir all ihre gesammelten Brautschätze zu zeigen. Oh mein Gott, das ganze Zimmer ist bis oben hin mit Koffern, Kartons, Möbeln und anderem Krimskrams gefüllt. Warum denn das?
    „Na das ist alles für ihre Wohnung, die sie nach der Hochzeit mit ihrem Mann bezieht!
    Ja gut, aber warum steht das dann alles hier und nicht in der Wohnung? Endlich erbarmt sich mal jemand und erklärt mir, wie das abläuft.
    Am Sonntag, wo ich natürlich auch schon fest zu eingeplant bin, fahren alle Tanten, Cousinen und Schwestern mit all den Sachen zu der Wohnung, räumen sie ein und dekorieren sie. Aber ohne die Braut, die bleibt hier!
    Wie, was ist das denn für eine Aktion? Die Wohnung wird eingeräumt, ohne dass die Bewohnerin dabei ist?
    Könnt ich mir für mich so gar nicht vorstellen, aber ich lerne ja gerne dazu und warte den Sonntag einfach mal ab. Aber wo ihr jetzt so schön am Erklären seid, könnt ihr mir jetzt bitte auch noch sagen, wie es sonst so weiter geht in Sachen Hochzeit? Es scheint ja nicht erst am Donnerstag zu beginnen.
    Donnerstag? Die Schwestern lachen sich halb schlapp. Also Sonntag wird die Wohnung eingeräumt, am Montag gibt es Henna, am Dienstag geht es ins Hamam, am Mittwoch gibt es Harkous, am Donnerstag ist dann der eigentliche Hennaabend, am Freitag der Junggesellenabend vom Bräutigam und am Samstag die eigentliche Hochzeit. Und du bist an jedem Tag dabei!
    Pause, durchatmen, sacken lassen! Und wann mach ich Urlaub? DAS haben sie überhört und fangen an alle Tage im Detail zu erörtern. Im Moment verwirrt es mich alles und ich verliere solangsam den Überblick, besonders dieses Henna, Henna, Henna. Wieso gibt es denn Henna schon vor dem Hennaabend? Das hat mich auf dem gestrigen Hennaabend schon irritiert.
    Ich dachte an dem Tag bekommt die Braut ihr Henna, aber gestern die, hatte es auch schon auf ihren Händen. Na das ist auch überall unterschiedlich. Je nachdem, wie viele Tage man feiert, wird das Henna auch schon vor dem Hennaabend aufgetragen und der eigentliche Hennaabend ist mehr so ein Junggesellinnenabend.
    Ja, ja verwirrt mich ruhig noch mehr! Ich glaube ich frage nicht mehr nach und lasse einfach alles auf mich zukommen. Ändern kann ich es sowieso nicht und verplant bin ich eh, ob ich will oder nicht.
    Wir ziehen vom Wohnzimmer in Leilas Zimmer, wo der Computer steht. Sie wollen mir Fotos von Kleidern zeigen, die es noch in der Familie gibt. Welch ein Glück nur Fotos und nichts zum live probieren. Die schaue ich mir doch dann gerne an. Nach Foto Nummer 225 bin ich allerdings geschafft und froh, dass ein rettendes Gläschen Tee vorbeikommt und jeder eine Pause einlegt.
    Die Pause habe ich auch dringend nötig, denn nun geht es zum emotionalen Teil der Veranstaltung über. Die anwesenden Schwestern ziehen alle liebevoll verpackte Geschenke aus den Schränken und überreichen sie mir. Ich? Geschenke? Warum?
    „Na du hast uns schon so viel geschenkt und wir sind so froh, dass du hier bist und wir lieben dich von ganzem Herzen!“
    Damit habe ich jetzt nicht gerechnet und ich bin gerührt und überwältigt. Das wäre doch absolut nicht nötig gewesen und ich bringe euch doch gerne immer etwas mit. Ich öffne die bunten Päckchen, die alle eine persönliche Widmung auf dem Geschenkpapier haben und muss richtig schlucken. Sie haben die Geschenke aufeinander abgestimmt und ich hab nun ein kleines Set mit Dekorationsartikeln auf dem Schoß liegen. Ich weiß es sehr zu schätzen, bedanke mich vielmals bei ihnen und wische ein paar Tränen aus den Augen. Muss ja Platz machen für die nächsten Tränen, denn nun zaubert Leila etwas aus dem Schrank, was mir doch irgendwie bekannt vorkommt. Eine Schachtel mit Perlen und Bändern, aus denen man Armbänder herstellen kann! Mein Gott, die hab ich ihrvor acht oder neun Jahren mal geschenkt, als sie noch ein