Zurück im etwas anderen Tunesien
und Angel den Auffrischungskurs Malsuka reloaded gebucht!
Hektik entsteht und Leila ruft, dass die Braut kommt. Wo? Ich sehe nichts, woher weiß sie das?
Sie erklärt mir, dass die Braut eintrifft, wenn das Lied gespielt wird, welches gerade aus den Boxen dröhnt. Ach so! Ich drehe mich um und die Braut quetscht sich wirklich in diesem Moment in ihrem voluminösen Kleid die Hühnerleiter hoch.
Die Braut wäre bis jetzt beim Frisör gewesen, sagt Leila. Wie bis jetzt? Ich habe sie vor knapp fünf Stunden dort das letzte Mal gesehen!
Dafür sieht sie aber sehr, sehr schick aus und ist von oben bis unten mit Goldschmuck dekoriert. Obwohl ich sie gar nicht persönlich kenne, läuft mir ein Tränchen die Wange herunter. Sie nimmt auf ihrem Thron platz, wo sie nun sitzt und sitzt und sitzt! Die Boxen werden noch einmal eine Stufe lauter gedreht und ich habe das Gefühl, als würde mein Kopf gleich platzen. Neben ihr sitzen auf drei extra Plätzen, drei Frauen, die erst kürzlich geheiratet haben und wie eine Art Hofstaat dort verweilen. Für mich sehen sie eher aus wie die drei Damen vom Grill, aber das sage ich jetzt besser nicht laut.
Die nächsten Stunden verbringen wir mit Sitzen und Schauen, bis uns langsam der Popo auf den Stühlen wehtut. Ab und zu geht jemand zur Braut und gratuliert ihr oder tanzt etwas vor ihr im Kreis herum, dideldum! Ansonsten passiert hier die ganze Zeit nichts wirklich Spektakuläres. Irgendwann zieht mich die Familie vom Stuhl und auch wir gratulieren nun der Braut. Ich kenn dich zwar immer noch nicht, aber auch von mir bekommst du zur Feier des Tages einen dicken Hochzeitsboussa!
Geschafft! Jetzt können wir endlich nach Hause gehen. Vorsichtig steigen wir Hühnerleiter und Treppenhaus hinab und meine Schuhgröße fühlt sich inzwischen an wie 45. Nur ein paar Meter und ich bin daheim.
Nein, nein, wie so oft falsch gedacht. Wir ziehen nur um in den Hochzeitssaal des Nachbarn. Oh nein, ist das ein Scherz?
Hier ist die Musik noch lauter und am Eingang bekommen wir einen Keks und eine Minigetränketetrapack gereicht, was ich aber dankend ablehne. Hatten wir das nicht heute schon Mal?
Das Brautpaar sitzt vorne auf seinem Thron und die Gäste wie so üblich wieder auf solchen Plastikstühlchen. Bitte nicht schon wieder eine Runde Dauersitzen, hier passiert nämlich genau so wenig, wie auf der anderen Veranstaltung. Abgesehen davon, dass wir auch hier wieder von knappen 120 Gästen begrüßt werden. Wobei ich das Gefühl habe, dass ich so einige schon auf der Dachterrasse abgebusselt habe. Gott sei Dank ist es auch meiner Familie hier viel zu laut und bereits nach fünf Minuten verlassen wir die Feier. Am Ausgang steht eine Dame mit einer Liste und notiert, wie viel Geld jeder Gast nun als Geschenk in die Kasse wandern lässt. Ach so geht das, habe mich schon gewundert, warum niemand Geschenke dabei hat. Von rechts drückt mir wieder jemand aufdringlich einen Keks in die Hand, den ich dieses Mal nicht ablehnen kann, da die Dame sehr hartnäckig bleibt und mich sonst bestimmt nicht hinaus lässt.
Schlapp, schlapp, schlapp gehen wir nun zurück nach Hause und mit meinem Festtagskleid stapfe ich direkt in die obere Etage. Cinderella kann ich wirklich nicht sein, denn die Schuhe sind so fest an meinen Füßen, dass ich sie wohl niemals verlieren werde. Mit Hammer und Meißel befreit mich mein Mann aus den angewachsenen Schuhen und mit meinem hartnäckigen Keks für unterwegs falle ich einfach nur noch müde auf meine Matratze. Gute Nacht und süße Träume!
Zickenzoff al arrabiata
Wirklich geschlafen habe ich nicht, denn die Soundanlagen von der Hochzeitsdachterrasse, und die aus dem Hochzeitssaal, hatten sich bis weit in die Nacht ein kleines Duell geliefert. Jetzt ist es endlich ruhig, aber irgendwie auch zu ruhig für einen Montag.
Es ist doch Markttag und normalerweise poltern die Verkäufer schon früh morgens mit ihren Ständen und Waren herum. Ich will doch shoppen, nicht dass der Markt hier heute ausfällt. Mein Mann beruhigt mich und meint, dass so kurz nach dem Ramadan die Leute noch müde von dem ganzen Einkaufsstress sind und der erste Markttag danach immer sehr ruhig verläuft. Vermutlich sind auch nicht alle Händler anwesend, sondern nur die mit den wichtigsten Ständen. Solange es die Stände sind, die mich interessieren, soll es mir gleich sein, und wenn es nicht so voll wird, kann das auch nur von Vorteil sein. Mein Mann genehmigt sich in Ruhe sein Tässchen Kaffee und
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