Zurück im etwas anderen Tunesien
möchte und so bauen sie sich alle fünf Meter vor mir für ein neues Fotoshooting auf.
„Na da simma dabei …“
Nebenbei kaufen wir den Kindern noch je ein Eis in der Waffel. Ah, Eis, Glace, Crema Gelati, aber ne, ne, ne nicht so wie ich das kenne. Die Eissorten sehen so künstlich aus, das es scheint sie wären aus Plastik. Schick in Neonblau, Neonrot, Neongelb. Dazu werden sie noch in gemahlenen Nüssen gewendet und es geht auf die Plätze fertig los. Bei der Wärme tropft das Eis schneller aus der Tüte, als wie es drin ist. Die kleine Eya hat den Wettlauf schnell verloren und sieht genau so aus wie ihre Eistüte. Egal, wir schlendern die Promenade entlang und überlegen uns dann einen Beitrag für die Tourismusförderung zu leisten, indem wir dem Fischmuseum einen kleinen Besuch abstatten. Jetzt war ich schon so oft in Bizerta, aber in das Museum hatte ich es bisher noch nie geschafft. Es ist klein und fein, aber auf jeden Fall einen Ausflug wert, und neben diversen Aquarien mit Meeresbewohnern und Einblicken in die Geschichte der Stadt, hat man noch einen wunderbaren Ausblick vom Dach auf die Umgebung. Also wer demnächst in Bizerta ist, unbedingt das Museum besuchen.
Wir bummeln zurück und beobachten dabei die kleinen, mutigen Jungen, die von der Festung ins Wasser springen. Leider sind sie so fix, dass ich es nicht einmal schaffe einen Sprung mit der Kamera festzuhalten.
In der Medina möchten wir dann noch ein paar Dinge besorgen, die mein Mann bei seinem letzten Besuch vergessen hat. Mitten in der Einkaufsstraße bleibt er stehen und schimpft wie ein Rohrspatz. „Genau hier habe ich den Stand mit dem Backzubehör gesehen und jetzt ist er weg!“
Ja mein lieber Mann, an dem Tag war auch Markttag, und wenn kein Markt ist, dann ist auch hier kein Stand, das müsste ein Tunesier doch wissen! Er scheint es nicht zu wissen und ärgert sich nunso doll, dass er nicht mehr viel Lust zum weiteren Shoppen hat. Super, jetzt haben wir genau einen Spidermanblock, einen Bogen Spongebobaufkleber und ein Paar Barbieradiergummi-Flip-Flops für die Kinder in der Tüte. Das hat sich jetzt richtig gelohnt!
Mein Mann braucht einen Kaffe und eine Zigarette, um sich zu beruhigen und für uns organisiert er weitere XXXL-Eisbecher. Ich lehne dankend ab, denn irgendwie macht mir diese tunesische Hightech Eisdiele nicht gerade den besten hygienischen Eindruck. Obwohl günstig ist es ja. Daheim bekomm ich für 50 Cent noch nicht einmal eine halbe Kugel Eis und hier gibt es einen gemischten, kebira Neoneiskugelberg, mit pürierter Schlumpfsoße im Megabecher. In Tunesien ist eben anscheinend alles kebira, aber für mich ist es heut genug des Guten. Es reicht, wenn allein die eisverschmierten Kinderschnütchen, wie eine bunte Neonreklame in der Nacht strahlen!
Malsuka reloaded und Slata flambé
Kaum zu glauben aber war, am gestrigen Tag war wirklich hochzeitsfrei, hurra! Relativ stressfrei haben wir den Abend bei der Familie verbracht, nur lediglich auf der Rückfahrt von Bizerta gab es für mich noch einen klitzekleinen Kulturschock. Kurz vor der Abfahrt zu unserem Dorf, hatte mein Mann noch einen kleinen Fotostopp auf der Autobahn eingelegt und nun sitze ich hier und betrachte mir die Fotos auf dem Laptop. Sprachlos kann ich nur noch den Kopf schütteln. Diese Windkrafträder! Unglaublich, wie das aussieht. Wenn ich es nicht täglich live sehen würde, dann würde selbst ich denken, dass es sich um eine Fotomontage handelt.
Das schöne Dorfbild! Dicke große Windräder im Wechsel mit den bildschönen, viel kleineren Moscheen. Ich hoff ja nur, dass die lieben Muezzine nachts nicht mal den Aufgang verwechseln, und vom Windrad, anstatt vom Turm der Moschee rufen.
Sicherlich verstehe ich, dass es wirtschaftlich vermutlich lohnenswert ist, den tunesischen Wind in Geld zu verwandeln, aber hätten sie die Dinger nicht irgendwo hinbauen können, wo sie meine Optik nicht stören? Und außerdem habe ich bis heute noch nicht einmal gesehen, dass sich so ein Rad hier dreht, obwohl ab und an schon ein gutes Lüftchen weht. Vielleicht denken sie ja, dass die Räder mit Strom betrieben werden, der für sie gerade zu teuer ist. Es sollte ihnen glaube ich jemand mal genau erklären, wie denn diese Monsterräder funktionieren.
Vielleicht sind sie auch so schnell wieder verschwunden, wie ich sie entdeckt habe? Rasch flitze ich aufs Dach, um nachzuschauen und nebenbei noch etwas gegen meine Streifenhörnchenoptik zu tun. Herrlich ist es
Weitere Kostenlose Bücher