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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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Dinge darin sind Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch, die sie schon vorbereitet hat, als ich noch bei der Malsukafrau gewesen bin.
    Hilfe Leute des guten Geschmacks, seit ihr sicher, dass man das da noch essen kann?
    Ich glaube, mein Mann hat sich bestimmt geirrt, nicht Sohra, sondern irgendeine andere Tante macht den besten Slata Meschwia. Warum achte ich zu Hause eigentlich immer sorgfältig darauf, dass mein Gemüse für den Salat gut gebräunt ist? Immer wieder kontrolliere ich den Backofen, damit auch bloß nichts anbrennt. Beim nächsten Mal kann ich mir das alles sparen. Gemüse in den Backofen, Gasbrenner habe ich leider nicht, höchste Gradzahl wählen und rausholen, wenn der Feuermelder anschlägt und die Küche im Rauch versinkt. Sieht es dann noch aus wie ein Brikett, dann ist es ready to go. Sohra, Sohra, was soll das hier noch werden?
    Das Gemüse scheint in der Zwischenzeit in der Tüte abgekühlt zu sein und meine andere Tante gesellt sich zu Sohra in den Innenhof. Mit diesen mehr als stumpfen Messern beginnen sie nun, die Haut vom Gemüse zu ziehen.
    Haut? Wo ist da noch Haut?
    Sie kratzen das verkohlte Etwas ab und mich wundert es, dass darunter überhaupt noch etwas Brauchbares vorhanden ist.
    Da! Wieder eine Fata Morgana!
    Das Schüsselchen mit Brauchbarem füllt sich wie durch ein Wunder, denn in dem Kohleberg sind wirklich noch gut erhaltene Gemüseanteile verborgen. Sohra nimmt es allerdings mit dem Abkratzen nicht ganz so genau und immer wieder wirft sie nach dem „Ist-doch-egal-Prinzip“ Paprikastückchen mit Kohleanteil in diegute Schüssel. Das gefällt meiner anderen Tante überhaupt nicht und sie fischt diese Stücke schimpfend wieder heraus, und bessert sie nach. Was wiederum Sohra nicht passt, die nun auch schimpft. Na, na, na meine lieben Damen, bitte keinen Zickenzoff, den hatten wir erst vor ein paar Tagen.
    Ein größerer Streit entsteht nicht, aber eine ganze Weile schrubben und schimpfen die Zwei so vor sich hin. Oh, oh, jetzt gehen sie doch gleich aufeinander los. Sohra holt den großen, schweren Mörser Stößel. Sie wird doch nicht …
    Nein, keine Panik, es geht nur dem Gemüse an den Kragen und mit vollem Einsatz zerstampft sie nun die Gemüsestreifen, bis sie rechts und links aus dem Mörser spritzen. Eine ordentliche Portion Gewürze dazu und Pause.
    Mein Mann möchte nun, dass ich probiere und ich wehre mich mit Händen und Füßen. Irgendwie hab ich im Gefühl, dass noch etwas Wichtiges fehlt. Er ist aber der Meinung es ist fertig und schiebt mir einen Teelöffel Slata in den Mund.
    „Hilfeeeee! Feueeeeer!“ Sohra reißt meinem Mann den Löffel aus der Hand und schimpft wild gestikulierend mit ihm.
    Ich glaube sie sagt sinngemäß, dass er wahnsinnig ist, sofern ich das mit meinen tränenden Augen richtig verfolgen kann. Sohra hat die extrem scharfen Paprika verwendet und diese müssen unbedingt mit Olivenöl verfeinert werden, ehe man sie essen kann. Beziehungsweise ehe ich sie essen kann, da mein Mund und mein Magen nicht an diese Schärfe gewöhnt sind. Na vielen Dank Herr Slata-Experte.
    Mit viel Milch versuche ich meine Geschmacksnerven wieder zu beruhigen und mein Mann macht sich heimlich, still und leise aus dem Staub. Sohra ertränkt ihren Slata in Olivenöl und dekoriert ihn liebevoll mit Thunfisch und Eiern. Sie reicht mir etwas Fladenbrot und bittet mich nun, noch einmal zu probieren. Na das ist jetzt etwas ganz anderes und ich kann kaum glauben, wie gut mir dieser flambierte Slata doch schmeckt. Daumen hoch Sohra, du bist wirklich eine einzigartige Slata-Meschwia-Queen. Boussa Kebira!
    Kaum zu glauben, dass es im Zeitalter der Technik noch solche Zubereitungsmethoden gibt, aber hier in Tunesien ist es einfachder ganz normale Alltagswahnsinn. Viele von den älteren Menschen trauen sich nicht mit modernen Geräten zu arbeiten und kochen lieber so, wie sie es schon ein Leben lang gewohnt sind. Gut, in diesem Haus sind es auch die jungen Bewohner, die nicht eine von meinen neuen Maschinen benutzen und inzwischen bin ich manchmal mehr traurig, als dass ich mich darüber noch wunder. Für mich steckt in jedem Geschenk viel Zeit und Geld, und wenn die guten Stücke dann hier nur in der Ecke stehen, frag ich mich, warum ich das eigentlich noch kaufe.
    Glücklicherweise sind nicht alle jungen Verwandten so und in diesem Jahr bekomme ich überall, wo ich in den anderen Familien auftauche, stolz von diesen präsentiert, welche Köstlichkeiten sie mit meinen Geräten

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