Zurück im etwas anderen Tunesien
hier oben, aber die Windräder sind leider alle noch an Ort und Stelle. Kopfhörer in die Ohren, Musik an und Augen zu, damit ich wenigstens noch träumen kann, dass um mich herum alles noch so ist, wie es früher immer war. Genau ein Lied hält meine Ruhe, da steht auch schon mein Mann neben mir.
„Du hast gleich einen Termin!“
Nicht schon wieder, oder? In meinem Terminplan ist nichts vermerkt, heute habe ich frei, basta!
Die Malsukafrau hatte ihn eben angerufen und ich möchte doch bitte in einer halben Stunde bei ihr vorbeischauen. Ah, meine Malsukafrau, das ist natürlich etwas anderes. Da gehe ich doch liebend gerne hin. Während wir so auf dem Dach stehen, gesteht auch mein Mann, dass die Windräder einfach nur seltsam aussehen. Und außerdem wundere es ihn, dass die Solaranlagen hier alle so klein sind. In Deutschland sieht er überall riesengroße Sonnenkollektoren auf den Dächern und hier sind sie so klein, dass man sie kaum bemerkt.
Lieber MANN, jetzt denk doch einfach mal nach. Wie viele Sonnentage gibt es in Deutschland und wie viele in Tunesien? Wie viele Sonnenstunden haben wir pro Tag und wie viele gibt es hier? Es ist doch logisch, dass die Häuser hier schon mit einer kleinen Anlage, den Jahresverbrauch für ihr ganzes Haus produzieren können und man in Deutschland unendlich viele Kollektoren benötigt, um nur eine Pfütze Strom aufzufangen.
Ja, hat der MANN denn nie hier gelebt? Wundern, staunen, Kopf schütteln!
Gehe ich doch lieber zu meiner Malsukafrau, da kann ich wenigstens noch etwas lernen. Gut ausgerüstet mit meinem Fotoapparat für Fotos und meinem Iphone für Videos betrete ich das Haus von der Malsukafrau. Boussa rechts, Boussa links, Boussa oben, Boussa unten, freundlich sind sie hier ja alle. Ich schaue mich um und habe ein leichtes Deja vu. Irgendwie sieht alles aus wie beim letzten Mal. Wieder ist alles auf dem Boden verteilt, wieder steht der alte Gasbrenner dort und auch die Tefalpfanne, von der ich selber ein gleiches Modell besitze, liegt schon griffbereit neben ihrem Platz. Oh, bei näherer Betrachtung sehe ich, dass die Pfanne in den letzten Jahren ganz schön gelitten haben muss. Unbegreiflich, wie man so eine schwere Pfanne eindellen kann. Zeigt aber auch, dass der alte Gasbrenner ganz schön Feuer unterm Hintern hat. Wenn er schon Pfannen schmelzen lässt, dann sollte man lieber etwas in Deckung gehen und die Hitze nicht unterschätzen.
Hoffentlich wird es nicht wieder so ein Reinfall wie bei meinem Grundkurs Malsuka für Anfänger , da war ich ja schon komplett in Theorie und Praxis durchgefallen und auch Nachsitzen und Hausaufgaben, haben mich bis heute noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Nun scheint sie aber eine neue Methode getestet zu haben, die angeblich idiotensicher ist. Na schönen Dank auch!
Mit zwei Töpfen Teig kommt sie aus der Küche und erklärt mir kurz, wie sie beide hergestellt hat. Gut, den Flummiteig kenn ich schon und den will ich auch gar nicht mehr testen. Böse, böse Erinnerungen!
Teigkandidat Nummer zwei schaut da schon viel, vielversprechender aus. Er ist recht flüssig und muss mit einem Pinsel aufgetragen werden. Na das hört sich doch gar nicht mal so schwer an. Sie heizt ihr Tefalpfännchen auf und pinselt mit ein paar gekonnten Strichen ein Malsukablatt in die Pfanne. Kurz warten, mit einem Messer anheben und aus der Pfanne ziehen. Auf den Tisch legen, falten, fertig!
Das war’s? Mehr nicht? Kann ich jetzt nicht glauben, so einfach kann doch kein Malsukablatt sein?
Sie wiederholt es einige Male und ich fotografiere es Schritt für Schritt. Danach machen wir noch eine Runde fürs Video, ehe sie mir den Pinsel in die Hand drückt.
Jepp, das kann wohl jeder Depp!
Siegessicher nehme ich mir Pinsel und Teig und male mir ein Malsukablatt in die Pfanne. Sieht das schick aus, das habe ich aber gut hinbekommen! Sie löst es aus der Pfanne, hält es mir entgegen und sagt etwas zu mir, wovon ich stolz denke, dass es so etwas wie „Gut gemacht Mädchen!“ , heißt.
Ganze fünf Sekunden hält mein Traum, ehe sie mein Prachtexemplar in ihrer Hand zerbröselt.
Anscheinend hieß es wohl eher: „Du Depp, dass war wohl nix!“
Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
Mein Mann der Malsukablätterexperte lacht mich aus und sagt: „Zu dünn, zu viele Löcher und zu trocken! So wird das nix!“
Na toll, kann der mich nicht mal motivieren, schließlich ist meine Arbeitshand auch noch verletzt?
Pinsel her und
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