Zurück in den Armen des Prinzen
gewesen wären.“
Nachdem er einen Moment nachgedacht hatte, erwiderte er: „Und ich nahm an, wir wären so sehr auf einer Wellenlänge, dass Beziehungsgespräche nicht nötig seien. Scheint, als hätte ich auch da falschgelegen.“
Was für eine interessante Aussage, dachte Phoebe und bekam plötzlich Herzklopfen. Hatte sie ihm vielleicht doch etwas bedeutet? War es für ihn tatsächlich eine Beziehung gewesen? Doch sie entschied sich dagegen. Leandro hatte sie damals gehen lassen und sich während der ganzen acht Jahre nicht ein einziges Mal gemeldet. Weil sie ihm vermutlich völlig egal gewesen war.
Nun wartete er auf eine Antwort, und da Phoebe nichts sagte, meinte er schließlich seufzend: „So bist du also immer noch in der Lage zu schweigen. Ich hoffe nur, dass das nicht anhält, denn ich finde deine neue Art, dich mit mir auseinanderzusetzen, sehr ansprechend.“
„Wahrscheinlich ein Zeichen der Reife“, bemerkte sie. „Der junge Mann, der allein gegen alle kämpfte, hat alles erreicht und sehnt sich nach einer neuen Herausforderung.“
Leandro warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Ah, Phoebe, sei una vera shaitana rajeema , und io spero sinceram ente, dass du nie wieder zur großen Schweigerin wirst.“
Phoebe fand sein Lachen so hinreißend, so warm und gleichzeitig sinnlich, dass es ihr durch und durch ging. Sie nahm sich einen der glasierten Hähnchenflügel und knabberte an der krossen, nach Bourbon und Walnuss schmeckenden Delikatesse. „Abgesehen davon, dass du ein paar Unarten abgelegt hast, redest du immer noch ein Kauderwelsch aus Italienisch, Maurisch und Englisch.“
Sein sinnlicher Blick folgte ihr, als sie weiter an dem Hähnchenflügel knabberte, was zur Folge hatte, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief, als spüre sie seine Lippen auf ihrem zarten Hals. „Nur wenn eine dieser Sprachen nicht ausreicht“, entgegnete er.
„Wieso sagst du nicht einfach, ich sei eine wahre Teufelin?“, fragte sie.
„Du hast es tatsächlich verstanden!“, rief er überrascht, und sie freute sich dummerweise unbändig wie ein Kind, das gelobt wird. „Aber unsere Sprache gibt die Nuancen nicht ganz wieder. In Englisch klingt es ziemlich böse, so wie ich es dagegen ausgedrückt habe, liegt auch Bewunderung darin.“ Er warf ihr einen Blick zu. „Aber weshalb hast du Maurisch gelernt? In Castaldinien benutzt es kaum noch jemand.“
Sollte sie in die Wahrheit sagen? Sollte sie wirklich verraten, dass sie sich danach gesehnt hatte, zu verstehen, was er ihr in der Ekstase ins Ohr geflüstert hatte? Worte, die ihr wichtig waren, weil sie sonst so wenig von ihm erfuhr.
Sie entschied sich für die halbe Wahrheit: „Es hat mich einfach interessiert. Die Sprache hörte sich für mich so ursprünglich und leidenschaftlich an, außerdem ist sie ein Teil der castaldinischen Kultur. Ich kann nicht viel, und meine Aussprache ist grässlich.“ Sie lachte entschuldigend.
Leandro nahm ihre Hand. „Stimmt“, bestätigte er, „aber es ist trotzdem sehr schmeichelhaft.“ Ohne dass sie es verhindern konnte, hauchte er einen Kuss auf ihren Handrücken. Sofort entzog ihm Phoebe die Hand.
„Wir wissen nun also, weshalb ich Maurisch spreche. Und du? Keiner der jüngeren D’Agostinos tut es.“
„Hm“, meinte er lächelnd, „ich zähle mich nicht unbedingt zu den ‚jüngeren D’Agostinos‘. Aber ich verrate dir etwas: Meine Großmutter mütterlicherseits sprach keine andere Sprache. Sie war im Herzen eine Maurin geblieben.“
„Daher stammt wohl der wilde Eroberer in dir.“
Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er aufsprang, zu ihr kam und sie von ihrem Stuhl hochzog. Er presste sie an sich. „Dieses Tischarrangement war eine Fehlplanung.“
Ohne ihr Einverständnis abzuwarten, führte er sie zu einer Nische auf der oberen Etage. Dort stand ein rotes Ledersofa, und Phoebe, die sich halb geschoben, halb gehoben fühlte, sank mit so viel Schwung darauf nieder, dass sie Leandro fast mit sich zog.
Noch ehe sie ihrem Impuls nachgeben konnte, kamen allerdings schon die Kellner und deckten den Marmortisch vor dem Sofa ein, ehe sie den nächsten Gang servierten.
Sobald sie sich zurückgezogen hatten, nahm Leandro eine Garnele und hielt sie Phoebe dicht vor den Mund. Ihre Blicke lösten sich nicht voneinander, als sie den Mund öffnete und ein Stück Garnelenfleisch zwischen die Zähne nahm. Als Phoebe abbiss, sah sie, wie Leandros Pupillen sich weiteten. Das Spiel ging weiter,
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