Zurück in den Armen des Prinzen
Spiegeln vorbei. Leandro sah sein eigenes Gesicht; es war das Gesicht eines zu allem entschlossenen Mannes. Phoebe dagegen wirkte wie eine Frau, die sich auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung befand.
Sie waren unterwegs, um die nächste Hürde aus dem Weg zu räumen. Phoebes Schwester.
Phoebe hatte darauf bestanden, Julia vorab über ihren Umzug in Leandros Heim zu informieren. Es ging nicht an, die Schwester vor vollendete Tatsachen zu stellen, nachdem sie bereits seit zehn Jahren in einem gemeinsamen Haushalt lebten. Leandro schäumte vor Wut und nahm sich vor, Phoebe endgültig aus den Klauen ihrer ach so bedürftigen Schwester zu befreien. Im Übrigen nahm er an, dass Julia nicht ganz unschuldig daran war, dass Phoebe sich acht Jahre zuvor von ihm getrennt hatte. Zu sehr hing Phoebe an ihrer kranken Schwester, zu sehr stellte sie Julias Bedürfnisse über ihre eigenen. Immer stellte sich Phoebe in den Schatten ihrer Schwester, immer hieß es nur: Julia möchte, Julia braucht, Julia verlangt …
Leandro hatte Julia zwei Mal getroffen, und beide Male hatte er festgestellt, dass er sie nicht mochte. Viel später erst hatte er herausgefunden, dass sie eine Tyrannin im Gewand einer zarten, zerbrechlichen Frau war.
Er warf einen Blick auf Phoebe, die neben ihm herging. War sie wirklich so überzeugt, dass ihre Schwester rund um die Uhr ihre Hilfe benötigte, dass sie sie nicht einmal für kurze Zeit verlassen wollte?
Apropos kurze Zeit. Würde sie denn nur für kurze Zeit bei ihm einziehen? Wollte sie das? Wollte er das?
Nein, dachte er, und dann wusste er plötzlich, dass er nicht wollte, dass es jemals endete. Doch was empfand Phoebe? Ihr Zwiespalt war offensichtlich, und es tat weh, sie so zu sehen.
Also ergriff er ihre Hand, öffnete die Tür zum nächstgelegenen Raum und zog Phoebe hinein. Sobald er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, fasste er Phoebe bei den Schultern. Verwirrt sah sie zu ihm auf.
„Ich nehme meine Bedingung zurück“, sagte er und seufzte. „Und mein Versprechen. Ich werde in Castaldinien bleiben und deinen Rat einholen, bis ich zu einer Entscheidung gefunden habe. Wir werden einen Weg finden, zusammenzuarbeiten, auch wenn wir an verschiedenen Enden der Insel wohnen.“
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie überrascht und verletzt war. Leise fragte sie: „Du willst nicht mehr, dass ich bei dir lebe?“
„Ich will dich, und ich will, dass du bei mir lebst, und das mehr als alles andere auf der Welt“, antwortete er rau.
Ihre Unterlippe zitterte. „Aber weshalb nimmst du dein Angebot dann zurück?“
„Weil ich keine Einladung ausgesprochen, sondern eine Bedingung gestellt habe.“
Aus grauen Augen sah sie ihn forschend an, und am liebsten hätte er Phoebe in die Arme genommen, als diese Augen vor Glück strahlten.
Zu seiner Überraschung schlang Phoebe die Arme um seinen Hals und flüsterte: „Dann lad mich doch ein.“
Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, sie nicht zu küssen. Stattdessen sagte er leise: „Möchtest du mit mir kommen, Phoebe? Um das zu teilen, was wir uns beide wünschen? Wirst du mir die Freude machen, gemeinsam mit mir in meinem Haus zu leben?“
„Ja.“ Sie lehnte den Kopf an seine Brust. „Und jetzt darfst du dein Versprechen erneuern.“
Leandros Herzschlag beschleunigte sich. „Ich werde warten, bis du zu mir kommst. Aber ich werde dir in jedem Augenblick zeigen, wie sehr ich dich begehre.“
Mit einem Finger strich sie ihm zärtlich über den Hals. „Ich kann es kaum erwarten, dein Zuhause zu sehen.“
„Und ich kann es kaum erwarten, dich darin zu sehen“, erwiderte er lächelnd.
Sie hakte sich bei ihm unter. „Dann komm.“
Leandro fühlte sich unendlich erleichtert und beschwingt. Julia schien kein großes Hindernis mehr zu sein.
Doch als er sie sah, merkte er schnell, dass er sich getäuscht hatte.
Julia, eine Art zartere, jüngere Ausgabe von Phoebe, saß in ihrem Rollstuhl und hielt Hof. Paolo und eine Anzahl Bediensteter und Kindermädchen wuselten um sie herum und kümmerten sich um ihre Bedürfnisse und um die ihrer vier Kinder. Leandro sah, dass Julia schon wieder schwanger war. Seiner Meinung nach war Paolo nichts weiter als ein verliebter Idiot.
Als die Kinder Phoebe entdeckten, stürzten sie sich sofort auf ihre Tante. Paolo warf Leandro ein Lächeln zu, kam herüber und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung. „Schön, dich wieder in Castaldinien zu sehen, Leandro. Ich hoffe, du bleibst für
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