Zurück in den Armen des Prinzen
laut aufgelacht. Herrlich, zu welch einem witzigen, schlagfertigen Mann sich Leandro entwickelt hatte. Sie sah zu, wie auf eine Geste des Königs hin ein Mitglied des Rats nach dem anderen den Saal verließ. Als der Letzte gegangen war, nahm Leandro Phoebes Hand und führte sie zu den mit rotem Teppich belegten Stufen, auf deren oberster der vergoldete Thron stand, auf dem König Benedetto ein wenig verloren saß.
„Ihr seht gut aus“, murmelte Leandro.
Der König schloss ein Auge. Phoebe wusste, dass er auch das zweite geschlossen hätte, wenn es sich hätte schließen lassen. Als er Leandro wieder anblickte, wirkte er frischer als zuvor. „Ich erwarte nicht, dass du höflich bist, Leandro. Und ich erwarte auch keine Freundlichkeit.“
„Ich war nie bekannt dafür, besonders freundlich zu sein“, erwiderte Leandro und gönnte Phoebe einen herausfordernden Blick. „Man hat mir gesagt, Ihr wärt sehr krank, deshalb bin ich gekommen. Jetzt frage ich mich, weshalb die Eile? Ihr seht ziemlich gesund aus. Also, was wird hier gespielt?“
„Ich habe mich dir gegenüber vieler Dinge schuldig gemacht, Leandro, aber ich habe dich nie angelogen. Mir geht es nicht gut, und du bist hier, weil ich dich brauche. Castaldinien braucht dich.“
Leandro zuckte die Achseln. „Castaldinien kann genauso gut Durante oder Ferruccio nehmen. Ich bin schließlich nicht der Einzige, der infrage kommt.“
„Aber der Beste.“
Leandro hob abwehrend eine Hand. „Mir liegt nichts mehr an dem Job, und die alten Regeln passen nicht mehr auf mich. Es wird Zeit, dass Ihr herausfindet, welche Gesetze noch notwendig sind und auf welche man verzichten kann. Ihr seid einfach nur zu feige, dem Volk die Notwendigkeit mitzuteilen. Der Kronrat ist eine Ansammlung von ewig gestrigen Snobs.“
Der König suchte nach Worten. Endlich erwiderte er: „Ich habe dich immer geliebt wie einen Sohn, Leandro. Osvaldo wäre so stolz auf dich gewesen, wenn er länger gelebt hätte. Wenn ich jedoch nicht an die Gesetze gebunden wäre, dann hätte ich doch sicher meinen Sohn als Nachfolger erwählt, meinst du nicht?“
„Sicher. Wenn Ihr es wagen würdet, ihn zu fragen, doch das tut Ihr nicht.“
„Du urteilst sehr hart. Willst du uns nicht wenigstens zugestehen, dass wir gute Gründe hatten, dich auszuwählen?“
„Ihr meint Gründe, die nichts mit Durantes Hass und Ferruccios unehelicher Herkunft zu tun haben?“, konterte Leandro.
Es wurde ganz still im Saal. Phoebe dachte fieberhaft nach, und plötzlich verstand sie. Lange hatte sie sich den Kopf zerbrochen, um welchen Ferruccio es sich handeln mochte, denn es gab keinen D’Agostino dieses Namens. Jetzt war klar, dass es sich um Ferruccio Selvaggio handelte, der offensichtlich der uneheliche Sohn eines D’Agostinos war.
„Nun, gibt es dazu nichts zu sagen?“, fragte Leandro nach einer Weile. „Dann nehmen wir mal an, dass Ihr tatsächlich glaubt, ich sei der Beste für den Job …“
Der König unterbrach ihn. „Durante hat mich nicht angerufen, als ich den Schlaganfall hatte. Es ist ihm egal, ob ich lebe oder tot bin. Er würde niemals zustimmen, Kronprinz zu werden.“ Benedetto fasste sich mühsam. „Und es stimmt. Ferruccios Herkunft macht seine Anwärterschaft auf den Thron mehr als problematisch. Woher weißt du, dass er ein D’Agostino ist?“
„Ferruccio hat es mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt. Allerdings weiß ich nicht, wer genau seine Eltern sind. Ich habe mich gefragt, ob Ihr den Mut hättet, die alten, verstaubten Gesetze über Bord zu werfen und Durante oder Ferruccio zu fragen. Doch offenbar macht Ihr es Euch lieber leicht.“
„Es ist eine Sache, offiziell zu verkünden, dass Ferruccio ein D’Agostino ist“, gab der König zu bedenken. „Eine ganz andere Sache ist, wie es die beteiligten Personen verkraften werden.“
„Ich verstehe.“ Leandro schien mit einem Mal nachdenklich. „Aber findet Ihr es wirklich richtig, ihn von der rechtmäßigen Thronfolge auszuschließen, nur aus Rücksicht auf ein paar Leute, die Angst haben, ihren ach so guten Ruf zu verlieren?“
Der König atmete tief durch. „Egal. Weder Durante noch Ferruccio wollen König von Castaldinien werden. Daher enthalte ich ihnen nichts vor, wenn ich dich zum Kronprinzen mache.“
Leandro schüttelte den Kopf. „Wir drehen uns im Kreis. Kommen wir doch zur Sache. Was genau macht mich zum besten Kandidaten?“
„Du warst immer meine erste Wahl, Leandro, aber du weißt
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