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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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hier zu glätten …« Sie strich das Tuch glatt, was Jo widerlich fand. »… als ich die alten vertrockneten Popel, so wie das einer ist mit dem Daumennagel aus den Stofffalten gekratzt habe, konnte ich die Schrift endlich lesen.«
    »Das Ende der Welt!«, raunte Will ehrfurchtsvoll und nahm das Tuch wie ein kostbares Stück Seide entgegen. Hannah kniete sich neben ihn und er spürte, wie ihre Schulter die seine berührte.
    »Ich bin Pirat. Ich meine, ich und du, wir sind Piraten. Doch das …«, raunte Hannah, »… das macht uns zu mehr. Das macht uns zu den allerbesten Piraten der Welt.«
    Sie drehte das Tuch, sodass auch Will die Geheimschrift erkannte. »Ich hab monatelang versucht, diese Schrift zu entziffern. Ich hab dabei alle Hüte getragen, die ich jemals besaß. Doch das hat nicht geholfen. Da hab ich die Schuhe gewechselt und meine Kleider … Verfuchst, ich hab gar nicht gewusst, wie viele ich besitze. Doch ich hab es geschafft. Will, das hier ist ein chinesisches Rätsel und der, der es löst, kommt ans Ende der Welt. Er findet den letzten Horizont. Den, der alles umschließt. Doch wenn wir die Prüfung dieses Rätsels bestehen, wenn wir die besten Piraten werden, die es je gab, öffnet sich dieser Horizont, ja … ja-mahn und dann …«
    »… dann …«, strahlte Will sie erwartungsvoll an.
    »… dann …«, strahlte Hannah zurück, »liegt die Freiheit vor unseren Füßen wie dieses himmelhellblaue Meer.«
    Sie schaute in seine himmelhellblauen Augen und dann suchten sie beide die Blicke der anderen. Doch Jos große kugelrunde Augen verengten sich skeptisch. Und in den grünen Augen von Moses blitzten Warnungen wie Nordlichter.
    »Ich rede von Freiheit!«, beschwor Hannah ihn. »Freiheit …«
    »Ja, ja, ich weiß«, fiel ihr Moses zweifelnd ins Wort. »Aber ich bin mir nicht sicher, was du unter Freiheit verstehst.«
    »Und ich«, warf Jo trotzig ein, »ich möchte gern wissen, was mit uns passiert, wenn wir das Rätsel nicht lösen können.«
    »Oh!«, stöhnte Hannah und dann war es still.
    Sie spielte verlegen mit dem Taschentuch, kratzte einen Popel aus einer Falte heraus und schielte ratlos zu Will.
    »Verfuchst«, fluchte sie. »Das will er nicht wissen.« Sie nahm Jo ins Visier. »Weißt du, mein kleiner Freund, das will keiner wissen. Selbst ich will das nicht wissen! Und weißt du warum? Weil es mir nicht gefällt. Nein, von Gefallen kann da nicht die Rede sein.« Sie versuchte ein Lachen. »Also, stimmen wir ab. Wer ist dafür, dass wir das Rätsel hier lösen?«
    Sie hob ihre Hand und schaute zu Will. Der zögerte kurz und folgte dann ihrem Beispiel. »Das hab ich gewusst. Und jetzt zu dir, Moses, dem die Freiheit einmal so wichtig war, dass er bereit war, für sie zu sterben.«
    »Ich?«, fragte Moses ganz ruhig und gelassen. »Tja, ich denke, dass wir schon viel zu viel Freiheit besitzen.«
    »Und ich bin dagegen.« Jo kreuzte die Arme trotzig vor seiner Brust. »Ich will nichts erleben, was mir nicht gefällt.«
    »Dann steht’s zwei zu zwei.« Hannahs Miene verfinsterte sich – aber nur kurz, denn jetzt hob sie den Blick zu den Rahen und Masten, in denen ihre Piratencrew stand.
    »Tanja? Theres? Tabea, Tujana? Tule und Teh?«, rief sie die Triple Twins. »Auf welcher Seite stehen meine Mädchen?«
    Da hoben die Piratinnen ohne zu zögern die Hände, und als wär das das Zeichen, auf das der Wind gewartet hatte, frischte er auf. Die offenen Haare der Mädchen wehten um ihre Schultern, die weißen Hemden bauschten sich über den bunten Aladinhosen und Will sprang begeistert aus der Hängematte.
    »Ja-mahn!«, rief er. »Auf, ans Ende der Welt!«

Am Ende der Welt

    urz darauf brach der Sturm ohne Vorwarnung los. Die spiegelglatte Südsee spaltete sich wie einstmals das Rote Meer und während sich gebirgshohe Wellen zu beiden Seiten des Rochens auftürmten, zog es den stolzen Katamaran durch eine abgrundtiefe Schlucht bis auf den zerklüfteten Meeresboden hinab.
    Will versagte die Stimme. Er sah nur die zuckenden Blitze, die um ihn herum in die Wände aus Wasser einschlugen. Er hörte den Donner, mit dem sich die Sturmwolken ineinander verkeilten. Er hörte Jos Schreie.
    »Will! Das wirst du bereuen!«
    Und er hörte das begeisterte Lachen von Hannah.
    »Ja-mahn! Verfuchst! Das kenne ich, hört ihr! Hier war ich schon mal. Ja, hier sind wir richtig!«
    Will sah, wie sie auf die Brücke sprang. Dort ergriff sie das Steuer und band sich mit einer Hand daran fest. Mit der anderen fing

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