Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
uns genau zu diesen Träumen gehört?«
    Sie schaute ihn an und als sie das Leuchten in seinen Augen bemerkte, das Leuchten aus Ungeduld, Neugier und Mut, grinste sie frech und zufrieden.
    »Ich hab es gewusst! Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.« Sie kramte das Taschentuch aus ihrem Cape. »Und weißt du, der Rest ist ein Kinderspiel. Wir müssen nur da hinein: in diese putzige Höhle.«
    Sie stieß mit dem Finger in eines der Löcher im Taschentuch, auf dem Will jetzt eine Abbildung der Eiswand erkannte. Doch als er den Blick wieder vom Bild zurück zum vereisten Horizont wandte, konnte er kein Loch und keine Öffnung erkennen. Deshalb blickte er fragend zu Hannah und die deutete verlegen mit dem Finger nach oben.
    »Es ist etwas höher. Du kannst es erst sehen, wenn wir über den Wolken sind.«
    »Über den Wolken?«, fragte Will und hob eine Braue.
    »Ja, ja, den Wolken«, erwiderte Hannah beleidigt. »Aber der Rest ist ein Kinderspiel.«
    »Das glaub ich dir gern«, maulte Jo aus der Sauna. »Denn weil es ein Kinderspiel ist, bist du auch schon zum zweiten Mal hier.«
    Drei Stunden später hingen sie alle, in Pelzmützen und -mäntel gehüllt in der Wand. Nur Tule und Teh, die beiden kleinsten der Triple Twins waren an Bord des Rochens geblieben und Jo hätte sich zu gerne zu ihnen gesellt. Er war doch sogar noch zwei Jahre jünger! Aber Hannah und Will hatten ihm das nicht erlaubt. Oder besser gesagt, sie hatten ihm beide auf ihre absolut unfaire Art ein schlechtes Gewissen gemacht, mit dem er nicht leben wollte.
    »Jo, aber natürlich kannst du hier auf dem Rochen bleiben und warten«, hatte Will gesagt und …
    »… Wir werden uns hüten, dich zu etwas zu zwingen«, hatte Hannah hinzugefügt.
    »Aber denk doch mal nach«, hatte Will ihm gesagt und dabei seinen Arm um Jos Schulter gelegt. »Stell dir mal vor, Aweiku wäre da oben irgendwo zwischen den Wolken und sie sähe uns zu …«
    »Sie sähe uns zu«, flüsterte Hannah vielsagend, »wie wir die Eiswand erklettern. Wie wir die Höhle betreten, um das Rätsel zu lösen.«
    »Und wie wir Gefahren trotzen, die keine wären, wenn wir die Antworten wüssten.« Will packte Jos Kopf und drehte ihn so, dass sein kleiner Freund ihn anschauen musste. »Aber diese Antworten weißt nur du. Du bist das Genie.«
    »Aber du bist nicht bei uns«, sagte Hannah. Sie drehte Jos Kopf auf ihre Seite zurück. »Du bist hier auf dem Schiff. Du kannst uns nicht helfen …«
    »… Du lässt uns im Stich und wir werden scheitern. Vor Aweikus Augen, denn sie ist da oben. Das hat sie gesagt und …«
    »… dort wird sie Zeuge«, lächelte Hannah wie eine hinterlistige giftige Schlange, »wie ganz allein deinetwegen die Eiswand stehen bleibt.«
    »Ja«, seufzte Will. »Wie das Böse gewinnt. Wie Hannah, Moses, Tanja, Theres, Tabea, Tujana und ich im ewigen Eis gefangen werden und du …«
    »… der das alles hätte verhindern können, segelst auf dem Rochen auf und davon.« Hannah schüttelte tadelnd den Kopf. »Willst du das wirklich Jo, oder willst du zusammen mit uns den Horizont einreißen, damit sich die Freiheit vor Aweikus Augen wie eine Sturmflut über alles ergießt.«
    Tja, was blieb Jo da noch anderes übrig? Deshalb hing er jetzt in der Eiswand und kletterte an den schlüpfrigen Haken, die Hannah über ihm ins Eis schlug, in eine Schwindel erregende Höhe, in die er sich noch nicht einmal hinaufgetraut hätte, wenn er ein Adler gewesen wäre. Aber es ging immer noch höher, bis in die Wolken, und dort sah Jo nichts mehr außer dem rosa Wasserdampf, der von der untergehenden Sonne beschienen wurde. Jo musste selbst die Haken ertasten, die nur eine Handbreit vor ihm in der Eiswand steckten. Dann wurde es Nacht und dann war da nichts. Nichts. Nur ein Loch und in das zogen ihn jetzt Arme hinein. Wills Arme. Ja, Jo konnte ihn riechen. Doch sehen konnte er nichts. Es war hier stockfinster.
    »Wir haben’s geschafft«, stöhnte Jo erschöpft und erleichtert. »Wir sind endlich oben.«
    Er wollte schon in die Höhle laufen, doch Hannah hielt ihn sofort zurück.
    »Nein«, sagte sie. »Wir sind mittendrin. Und wenn du nicht aufpasst, kommst du nie wieder raus. Tujana!«
    Das Mädchen entfachte die Fackel, die es am Gürtel getragen hatte, und im nächsten Moment sah Jo schon das dunkle, baumdicke Loch, das sich nur wenige Zentimeter vor seinen Füßen auftat.
    »Heiliger Jesus«, flüsterte er, doch als das Licht der Fackel nur einen Atemzug später den Raum

Weitere Kostenlose Bücher