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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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aus dem Fenster.«
    »O, holladiho. Das hört sich ja an, als ob der Angsthase singt«, fuhr ihm der erste der Zwerge über den Mund. »Oder hast du vielleicht Angst, die Wahrheit zu sagen?«
    »Denn die Wahrheit tut weh«, sagte der andere und konnte das Lachen in seiner Stimme kaum noch verbergen. »Wenn ihr wirklich Will und Jo seid, dann könnt ihr uns ja erzählen, wie alles begann. Ich meine, unsere Gemeinschaft der roten Korsaren, die nicht eher ruhen wird, bis die Welt endlich so ist, wie wir sie brauchen: andersrum, hört ihr, andersrum.«
    Will und Jo horchten auf. Sie tauschten zwei überraschte Blicke.
    »Wer sind diese beiden?«, fragte der kleine, doch bevor Will ihm antworten konnte, begann der erste der Zwerge schon mit dem Test.
    »Wir haben drei Fragen«, sagte er ruhig und trotz seiner Angst konnte Jo das Schmunzeln in seiner Stimme nicht überhören. »Drei Fragen und damit wir keine Zeit mehr verlieren, sagt uns jetzt bitte, was es am Tag der Entstehung zu essen gab?«
    »Welche Entstehung?«, wollte Will wissen, doch der Zwerg drehte als Antwort nur eine Sanduhr um. Es war eine sehr kleine Sanduhr, durch die der Sand hindurchrieselte wie durch ein ganz grobes Sieb.
    »Ihr habt zehn Sekunden«, sagte er trocken.
    Und gerade in dem Moment, als das letzte Sandkorn fiel, rief Jo: »Es gab Spanferkel, ja, in Honig gebraten, und dazu noch Apfelstrudel mit richtigem Zimt. Eulenfels’ Apfelstrudel, den Will gestohlen hatte.«
    Sein Blick hing erwartungsvoll an den Zwergen und die ließen sich mit ihrer Antwort Zeit.
    »Tja, das war knapp«, nickten sie schließlich. »Doch jetzt kommt die zweite Frage. Wo haben sich die beiden Gründer versteckt? Wo haben sie sich versteckt, als Talleyrands Soldaten den Turm stürmten?«
    Sie drehten den sandgefüllten Kolben der Uhr wieder nach oben und Jo rannte los. Er rannte zum Rundfenster in seiner Nähe, sprang auf den Sims und fasste dem Wasserspeier mit seinen gefesselten Händen an die gekrümmte Drachennase. »Das ist ganz einfach«, lachte er.
    Doch Will rief: »Halt, nein!«
    Er schaute sich um. Irgendetwas hatte sich in diesem Zimmer verändert, und während Jo nur auf die Sanduhr starrte, drehte sich Will ganz langsam im Kreis. Die Wasserspeier an den Säulen glichen sich wie ein Ei dem anderen, und wenn er sich früher mal unsicher war, hatte er sich immer an Jos Gemälden orientiert. Der Wasserspeier neben der Insel mit den drei Palmen war der richtige Drachenkopf. Und genau dort stand Jo. Das sah er und eigentlich war alles richtig. Doch irgendetwas verunsicherte ihn. Das Bild war jetzt anders. Nein alle Bilder, die Jo gemalt hatte, hatten sich seit damals ganz leicht verändert. Er konnte den Unterschied nicht benennen. Er spürte ihn nur und mit einem letzten Blick auf die Sanduhr, in der die letzten Sekunden zerrannen, zeigt er auf das Fenster, das dem von Jo gegenüberlag.
    »Es ist da. Dreht die Nase des Wasserspeiers und der Boden des Turms wird sich öffnen. Dann seht ihr die Kammer, die einmal meine Schatzkammer war und in der haben sie sich versteckt.«
    »Nein«, hauchte Jo mit dem letzten Sandkorn, das durch die Lochblende zwischen den Kolben fiel. »Das ist der Falsche. Nehmt den bei mir.«
    Er umfasste die Nase mit seinen gefesselten Händen und wollte sie drehen, doch Will packte ihn und riss ihn vom Sims: »Nein, Jo, sie haben uns eine Falle gestellt.« Er lief zu den Wänden. »Sie haben deine Bilder auf Tapeten kopiert und sie so vertauscht.« Er trat zu der Säule, die er für die richtige hielt, nagte mit seinen Zähnen an der Wand daneben, riss einen Fetzen Tapete ab und sprang auf den Sims.
    »Was hab ich gesagt.«
    Er drehte die Nase des Wasserspeiers und dann war es still. So still, dass man hören konnte, wie die Soldaten am äußersten Rand der Stadt das Stadttor erreichten:
    »Öffnet das Tor. Wir sind eine Gesandtschaft für den König von Frankreich.«
    Will schien es, als könnte er hören, wie sich die Angeln der schweren und eisenbeschlagenen Flügel bewegten, doch im Turm blieb es still.
    Jo zerbiss sich die Lippen. Er schaute zu Moses und den jüngeren Twins. Zu Thule und Teh. Die waren – wie er – noch als Lakaien verkleidet. Doch ihre Perücken waren verrutscht und die weißen Livreen mit Lehm aus dem Keller beschmiert. »Will!«, flüsterte Jo. »Jetzt müssen wir sterben.«
    Er scharrte nervös mit seinen Sandalen über den Boden und hörte das Knirschen von Sand. Von Sand zwischen Steinen. Aber wie sollte das

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