Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
sprechen. Aber worüber?
    „Wer…
wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“ Meine Stimme klingt heiser und rau und
sie erschreckt mich so, dass mein Herz wie wahnsinnig anfängt zu klopfen.
    Auch
sie – er scheint erstarrt. Doch dann regt er sich wieder. „Patricia! Du weißt,
wer ich bin. Sag es!“
    „Na…
Na…“ Es tut zu weh, seinen Namen laut auszusprechen. Aber er sieht mich so
bittend an, dass ich es trotzdem noch einmal versuche. „Na…thanael. Du bist
Nathanael“, flüstere ich. „Aber… etwas stimmt nicht. Ich kenne dich doch gar
nicht!“
    Er
sieht mich weiterhin nur an. Sein Blick wird starrer. „Doch. Du kennst mich. Du
weißt, wer ich bin. Und wer mir das angetan hat. Sag es!“ Seine Stimme wird
lauter. Und kälter.
    Ich
zittere. „Nein. Ich weiß nichts! Ich habe dich noch nie gesehen!“
    „Doch,
das hast du. Das wirst du. Du gehörst zu mir. Immer. Du musst dich erinnern!“
    Mein
Zittern verstärkt sich. Ich fühle, wie sich etwas in mir regt. Eine Erinnerung.
Und doch keine Erinnerung. Ich verstehe es nicht, aber ich kann es auch nicht
aufhalten. „Du bist… Nathanael. Und du bist… tot.“ Tränen schießen mir in die
Augen. „Ich kann ohne dich nicht leben!“
    „Wer
war es? Du musst es mir sagen! Du gehörst mir!“ Seine Stimme donnert in meinen
Ohren. Ich halte sie mir zu, aber das ändert gar nichts. Er ist in meinem Kopf.
In meinem Herzen. Überall.
    „Bitte!
Du tust mir weh! Ich weiß nicht, was du willst!“
    Er
greift nach mir und schüttelt mich, obwohl er mich überhaupt nicht berührt.
Meine Zähne schlagen aufeinander. „Ich… weiß… es… nicht… Ich… kann… sie… nicht…
erkennen!“
    „Wer?
Wer sind sie? Sag es! Rede!“
    Bilder
tauchen in meinem Kopf auf. Bilder aus meinen anderen Träumen. Und doch nicht
wie Träume. „Ein Junge. Ein Mädchen. Ich hasse sie. Aber sie sind gefesselt.
Sie können uns nichts tun.“
    „Das
ist nicht richtig! Du musst dich an mehr erinnern! Was ist zuletzt passiert?“
    „Zuletzt?“
Ich bin verwirrt. Wann zuletzt? Was meint er?
    „Zuletzt!
Am Ende! Wer hat mich ermordet?“ Seine Augen glühen und seine Hände sind wie
Schraubstöcke. Ich habe das Gefühl, zerquetscht zu werden. Ich bekomme keine
Luft mehr. Und plötzlich tauchen neue Bilder auf. Das silberne Messer blitzt im
Mondlicht auf. Er hat es in der Hand. Er ist der Mörder! Aber plötzlich
verwandelt sich das Bild. Das Messer ist nicht in seiner Hand, sondern es
steckt in seiner Brust. Er sieht ungläubig darauf hinunter. Genau so ungläubig
wie das Mädchen, das vor ihm steht. Ich sehe ihr Gesicht ganz genau vor mir.
Und ich weiß, wie sie heißt. Clarissa. Nie habe ich einen solchen Hass
verspürt. Ich will das Messer aus seiner Brust reißen und es in ihre stoßen!
Ich will sie in den tiefsten Schlund der Hölle werfen! Sie soll verbrennen,
ersticken, verrecken!
    „Clarissa?“
    Die
Stimmen reißen mich aus meiner Raserei. Sie sind kühl, unpersönlich. Und sie
haben kein Gesicht. Nathanael ist nicht mehr da. Niemand ist mehr da. Ich bin
ganz allein, in der Finsternis. Leer. Nur die Stimmen sind überall.
    „Clarissa.
Wir danken dir. Nun wissen wir, wer es getan hat. Nun können wir sie finden.
Und bestrafen. Du hast deine Pflicht erfüllt. Du kannst gehen.“
    Und
dann sind sie schlagartig weg. Es herrscht absolute Dunkelheit und Stille.
     
    Patti
schweigt und ich höre nur ihren schweren Atem am anderen Ende. Es klingt fast,
als ob sie weint, und ich würde sie gerne trösten. Aber ich kann nicht. Ich bin
selbst wie erstarrt. Total rat- und sprachlos. Wieso weiß sie von Clarissa? Und
von Nathanael? Und wieso erzählt sie mir davon?
    Schließlich
krächze ich: „War – äh – ich auch dabei?“
    „Du?“
Sie schnieft, klingt aber ehrlich überrascht. „Nein. Wieso solltest du?“
    „Hätte
ja sein können“, entgegne ich lahm. „Du hast ja vorher auch schon mal von mir
geträumt. Und die – äh – anderen?“
    „Keine
Ahnung. Es war dunkel. Ich habe nur… Nathanael… und diese Clarissa gesehen. Und
als ich ihren Namen gesagt habe, war auf einmal alles vorbei. Ich bin schlagartig
aufgewacht. Ist das nicht total bescheuert?“ Jetzt klingt ihre Stimme nur noch
müde. Für sie scheint alles vorbei zu sein.
    Aber
für mich fängt es erst an.
     
    Nachdem
ich das Gespräch mit Patti so schnell wie möglich beendet habe, lasse ich mein
Handy sinken und starre ratlos in die Nacht. Was hat das zu bedeuten? Und was, um
Himmels Willen, soll ich

Weitere Kostenlose Bücher