Zurueck in die Nacht
ergattern, an dem
wir trotz des Lärms einigermaßen ungestört sind.
„Du
magst es gern laut und voll, was?“
Ich
folge ihrem Blick auf die uns umgebende Menge. „Ach weißt du, ich dachte, hier
fühlst du dich vielleicht sicherer als allein mit mir.“
Soll
eigentlich ein Scherz sein, aber plötzlich erinnere ich mich an ein anderes Treffen
mit ihr – damals, in der anderen Zeit – wo ich tatsächlich aus
Sicherheitsgründen ein lautes, volles Lokal gewählt habe – aber damit ich mich
sicherer fühlte.
Sie
sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. „Besteht denn irgendeine Gefahr, wenn
wir allein sind?“
Blöderweise
werde ich rot. „Weiß nicht. Was meinst du?“
Sie
erwidert meinen Blick nur kurz. „Also, ichbin ganz harmlos – solange du
dich benimmst!“
„Dann
werde ich mir mal Mühe geben“, murmele ich.
Zum
Glück kommt in diesem Moment die Kellnerin und unterbricht unser Geplänkel, bei
dem mir zunehmend heiß geworden ist. Nachdem wir bestellt haben, unterhalten
wir uns ein wenig über Schule und Karate, und erst, als endlich zwei eiskalte Latte vor uns stehen, kommen wir zum eigentlichen Thema.
„Also,
dann erzähl mal. Neue Träume?“
„Nein.
Nur die alten.“
„Dann
leg los! Und erspar mir keine Einzelheiten.“
Und
das tut sie.
Mikes
Gesicht. Große grüne Augen, die mich anstarren. Prüfend. Misstrauisch.
Ich
bin überglücklich, so glücklich wie noch nie. In meinem Bauch flattern tausend
Schmetterlinge. Er ist der wundervollste Mann, den ich je getroffen habe oder
je treffen werde. Und er ist ganz plötzlich in mein Leben getreten, als wäre er
vom Himmel gefallen. Wenn ich ihn ansehe, ist es mir, als sähe ich einen Engel.
Ich gehöre zu ihm. Für immer. Ein Leben ohne ihn kann ich mir einfach nicht
vorstellen.
Hass.
Es ist dunkel, aber irgendwo flackern Flammen in den Himmel. Ich sehe ihn in
der Ferne und verspüre glühenden Hass. Er muss vernichtet werden! Bevor er
alles zerstört, was gut und richtig ist. Wir werden ihn zur Strecke bringen.
Ich bin bereit. Ich bin so stark wie nie. Und mit ihm an meiner Seite werden
wir siegen. Denn wir sind auf der richtigen Seite.
Es
ist dunkel. Irgendwo höre ich Wellen rauschen und schmecke Salz auf meiner
Zunge. Plötzlich steht er vor mir und ich zögere nicht lange. Der Kampf ist
heftig, aber kurz, dann liegt er röchelnd vor mir. Schnell fessele ich ihn und
lege ihn neben sie. Dann setzen wir uns schweigend nebeneinander und warten.
Der
unglaublich gutaussehende Mann neben mir hat nicht die geringste Ähnlichkeit
mit Mike. Oder mit irgendwem sonst, den ich kenne. Und doch weiß ich, dass er
kein Fremder ist. Und dass er zu mir gehört wie niemand sonst. Nur an seinen
Namen kann ich mich nicht erinnern, und das beschäftigt mich sehr.
„Patricia!
Du musst dich erinnern!“ Auch seine Stimme klingt wunderschön. Tief und
melodisch. Und sehr ernst. „Bitte! Tu es für mich!“
Ich
versuche es. Wirklich. Ich bin ganz nah dran. Aber irgendetwas hindert mich
daran. Als wäre das, an was ich mich erinnern soll, in meinem Kopf verschüttet,
und ich wüsste nicht, wo ich es suchen soll.
„Bitte!“
Seine Stimme wird leiser und auch sein Gesicht beginnt plötzlich, vor meinen
Augen zu verschwimmen.
Mich
packt Verzweiflung. „Nein! Geh nicht! Bleib bei mir!“
„Ich
kann nicht! Du musst dich erinnern! Bitte!“
„Hi.
Ich bin Clarissa.“
„Patti.
Schön, dass ich endlich mal weibliche Verstärkung bekomme!“
Ich
freue mich wirklich. Sie sieht nett aus, glatte tiefschwarze Haare, kinnlang,
und mandelförmige dunkle Augen. Sie ist klein und zierlich. Und sie hat einen
Braungurt, wie ich beeindruckt feststelle.
„Clarissa!
Nein!“
Seine
Stimme klingt heiser und verzweifelt. Schon ihr bloßer Klang lässt mir die
Haare zu Berge stehen, und auch, wenn er gefesselt und deshalb wehrlos auf dem
Boden liegt, spüre ich trotzdem noch Angst vor ihm. Angst und Abscheu. Er ist
das Schlimmste, das Gefährlichste, was es auf dieser Erde gibt. Er muss
unbedingt vernichtet werden. Wenn nur sie nicht wäre. Ich kann einfach nicht
verstehen, was sie an ihm findet. Wie sie auf ihn hereinfallen konnte. Jetzt
liegt sie hier, neben ihm. Und er klingt so verzweifelt, als würde ihm
tatsächlich etwas an ihr liegen. Dabei hat er sie nur benutzt.
Ich
würde sie gerne retten, doch es geht nicht.
Der
Mann neben mir hebt die Arme. Ein Messer blitzt auf und fährt nieder.
Clarissa
schreit. Doch nicht mehr
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