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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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„Ich?“
    „Ja“,
bestätigt sie. „Du hast ihn bei deiner Geburtstagsfeier erwähnt. Den Freund
deiner Freundin oder so ähnlich.“
    Ich
spüre gleichzeitig Enttäuschung und Aufregung, als mir klar wird, von wem sie
spricht. „Du meinst Nathanael?“
    „Genau.
So heißt er.“ Plötzlich wirkt sie erleichtert. „Das erklärt doch eigentlich,
woher meine Träume stammen, oder? Ich habe wohl zuviel über unser Gespräch
nachgedacht. Scheint einen tieferen Eindruck hinterlassen zu haben, als ich
dachte. Warum auch immer.“
    „Muss
ja ein sehr tiefer Eindruck sein, wenn du seit Wochen nur davon
träumst!“, entgegne ich skeptisch.
    Ihre
Erleichterung verfliegt wieder. „Vielleicht. Aber woher sollen sie sonst
kommen?“
    Ich
zucke mit den Schultern und tische ihr dann eine dicke Lüge auf. „Keine Ahnung.
Wer weiß das schon. Aber ist ja auch nicht wichtig, oder? Sind ja nur Träume.“
    Sie
wirkt enttäuscht. „Stimmt. Aber ich dachte… Weil du schließlich auch drin
vorkommst… Und überhaupt… Ach, vergiss es.“ Sie steht unvermittelt auf. „Ist ja
auch egal.“ Sie steht auf und wendet sich ab.
    Schnell
laufe ich hinter ihr her. „Warte! Vielleicht… Wenn du mir noch etwas mehr
erzählen würdest…“
    Sie
bleibt wieder stehen und sieht mich an. „Wozu?“
    „Vielleicht,
wenn du mal jemandem alles erzählst… Vielleicht hilft das ja“, schließe ich
lahm.
    Sie
sieht sich um. „Jetzt und hier?“
    Ich
folge ihrem Blick. Wir stehen inzwischen mitten auf dem Schulhof und ziehen
einige neugierige Blicke auf uns. „Vielleicht besser nicht. Aber… hast du
später Zeit?“ Albernerweise fühle ich mich auf einmal fast, als hätte ich sie
um ein Rendezvous gebeten. Erwartungsvoll sehe ich sie an.
    Sie
denkt kurz nach und scheint einen inneren Kampf mit sich auszufechten.
Wahrscheinlich frei nach dem Motto: Kann ich es meinem guten Ruf zumuten,
zusammen mit Mike Low, dem Weiberhelden, gesehen zu werden? Dann zuckt sie
mit den Schultern. „Warum nicht? Aber heute geht’s nicht. Vielleicht morgen?
Nach der Schule? Wir könnten ja irgendwo einen Kaffee trinken gehen.“
    Irritiert
spüre ich, wie erleichtert ich bin. „Gerne. Wir treffen uns auf dem Parkplatz,
okay? Kennst du mein Auto?“
    Sie
grinst. „Bei deinem Fahrstil? Wer kennt das nicht? Okay, dann bis morgen.“ Und
damit verschwindet sie endgültig.
    Von
den letzten Stunden bekomme ich nicht viel mit. Die ganze Zeit denke ich über
mein Gespräch mit Patti nach. Sie träumt von Nathanael! Und erzählt mir davon!
Was hat das zu bedeuten? Ist das eine Falle? Oder ist sie so ahnungslos, wie
sie tut? Doch warum träumt sie dann davon? Von etwas, was sie nie erlebt hat?
Ein Zufall kann das nicht sein, soviel ist klar. Und was soll ich jetzt tun?
Arik hat gesagt, beim geringsten Anzeichen von Gefahr soll ich abhauen. Aber
ist das ein Anzeichen von Gefahr? Und könnte ich einfach verschwinden? Das
kommt mir doch reichlich übertrieben vor. Außerdem ist da ja auch noch Raphael.
Es geht ihm kein bisschen besser, und ich glaube, nur ich halte ihn davon ab,
sich völlig aufzugeben. Was passieren würde, wenn ich ihn einfach im Stich
ließe, will ich mir gar nicht ausmalen. Nein, abhauen ist definitiv keine
Lösung. Und wenn es tatsächlich sein muss – dann nehme ich ihn mit.
     
    Am
nächsten Tag habe ich es ziemlich eilig, nach der letzten Stunde zum Parkplatz
zu kommen. Gleichzeitig bin ich nervös. Ob sie wirklich kommt? Oder hat sie es
sich anders überlegt?
    Zum
Glück muss ich nicht lange warten. Als ich sie erblicke, winke ich ihr
erleichtert zu. „Da bist du ja!“
    „Hattest
du daran Zweifel?“ Sie klingt spöttisch. Scheint besser geschlafen zu haben.
    Ich
versuche, es ihrem Ton gleich zu tun. „Wer weiß? Vielleicht hast du ja Angst
bekommen?“
    „Vor
dir?“ Sie schnaubt. „Sollte ich?“
    „Nein.“
Ich zwinkere ihr zu. „Du kannst ja Karate.“
    „Eben.
Also was ist, fahren wir? Oder wollen wir uns gleich hier unterhalten?“
    Ich
beeile mich, um den Wagen herum zu laufen und ihr die Beifahrertür zu öffnen.
„Wie die Lady befehlen. Die Kutsche steht bereit.“
    Sie
steigt ein, und während ich den Motor anlasse, frage ich sie: „Und? Wo soll’s
hin gehen?“
    Sie
zuckt die Schultern. „Keine Ahnung. Einfach irgendwo, wo es was Vernünftiges zu
trinken gibt.“
    Wir
landen schließlich in einem der beliebtesten – und überfülltesten – Cafés im
Zentrum, wo ich es mit viel Glück schaffe, einen Ecktisch zu

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