Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Ewigkeit zu dauern, bis Rob unserer Fußspur folgend an den Knochen vorbei zu dem anderen Tümpel gegangen und zurück in die andere Höhle getaucht war. Endlich war er zurück und gab mir das Seil.
Ich legte es neben mich und reinigte kurz meine Taucherbrille.
„Ich warte hier“, meinte er gefasst.
„Das ist total spannend!“, sagte ich bevor ich tief Luft holte und in die Dunkelheit abtauchte. Ich machte mich auf die Suche nach dem kleinen hellen Wesen, das ich zuvor gesichtet hatte. Nach einigen Metern fühlte ich den Schmerz in den Ohren, der vom steigenden Wasserdruck in der Tiefe verursacht wird. Ich hielt mich mit meiner rechten Hand an der vertikalen Felswand fest, schloss mit der anderen meine Nase fest zu und drückte, als ob ich schnäuzen wollte. Der Druck auf die Trommelfelle normalisierte sich wieder und so konnte ich noch ein paar Meter weiter in die Tiefe tauchen.
Plötzlich erschien ein breites Loch in der Felswand, worin zahlreiche kleine albinofarbene Fische rasch flüchteten, nachdem ich sie beleuchtet hatte. Ich folgte dem Schwarm sofort.
Ich hatte etwa drei Minuten Zeit – das war die Zeitspanne, die ich aushalten konnte, ohne zu atmen. Ich hatte jahrelang meine Lungen trainiert und war nun sehr stolz auf das erzielte Resultat: Unter Wasser können drei Minuten eine sehr lange Zeit sein.
Ich schwamm etwa eine Minute lang in dem Gang aber von dem Schwarm gab es keine Spur mehr. Dann machte der Gang eine Kurve und ich dachte mir: „Ich gehe nur noch bis dorthin, dann muss ich zurückkehren, um zu atmen.“ Bei der Kurve angekommen, stellte ich aber fest, dass der Kanal breiter wurde. „Vielleicht nochmals eine Höhle?“, fragte ich mich. Ich schwamm doch noch ein wenig weiter und bemerkte plötzlich, dass ich mich in einer Unterwasser-Höhle von mehreren Metern Durchmesser befand.
Ich versuchte, aufzutauchen in der Hoffnung, auf Luft zu stoßen. Die gab es tatsächlich, aber nur eben zehn Zentimeter Platz, um mit nach hinten geneigtem Kopf zu atmen. Die Luft roch seltsam. „Hier stinkt etwas“, dachte ich. „Besser, ich verweile nicht allzu lange in dieser Luftblase und gehe zurück. Wahrscheinlich ist auch sie uralt.“
Zwei Minuten waren inzwischen vergangen und ich entschloss mich, nun zurückzukehren. Dank der gefundenen Luftblase hätte die Zeit eigentlich gut ausreichen sollen. Ich tauchte unter, drehte mich in die Richtung, aus der ich gekommen war und stellte fest, dass es fünf nebeneinanderliegende Eingänge in diese Unterwasser-Höhle gab. „Mist! Ich habe das Seil vergessen!“, kam es mir sofort in den Sinn.
Ich schwebte unter Wasser und beleuchtete diese Eingänge einen nach dem anderen: Sie sahen alle gleich aus und ich wusste nicht, aus welchem ich gekommen war. Vor lauter Aufregung hatte ich vergessen, mir das Seil um den Fuß zu binden, um sicher den Rückweg zu finden. Rob hatte es mir gegeben, aber ich hatte es neben mir liegen lassen, weil ich noch meine Taucherbrille reinigen wollte.
Nun musste ich mich rasch entscheiden: eine Öffnung wählen, einige Meter hineinschwimmen und dann beurteilen, ob es der Eingang war, den ich benutzt hatte. Also schwamm ich zum ersten Eingang auf meiner linken Seite. Die Kurven in dem Gang schienen identisch mit denen zu sein, die ich auf dem Hinweg schon geschwommen war. Ich setzte mein Weg fort, aber plötzlich verengte sich der Gang stark – es handelte sich also nicht um den richtigen Weg.
Ich eilte zurück, wählte den zweiten Eingang, schwamm wieder mehrere Meter hinein und stellte fest, dass auch dieser Weg falsch war. Ich schwamm zurück in die große Unterwasser-Höhle, tauchte noch einmal kurz zu der Luftblase, um rasch ein wenig zu atmen und schaute mir die fünf Eingänge nochmals genau an. Der dritte schien abwärts zu verlaufen, also wählte ich direkt den vierten Eingang, um kurz danach festzustellen, dass er verschüttet war und in einer Sackgasse endete. „So ein Pech!“, dachte ich. „Es muss also der fünfte sein – der letzte natürlich!“
Also schwamm ich in den fünften Gang. Ich war schon weit hineingelangt, als der Gang sich plötzlich in zwei verschiedene Richtungen aufteilte. „Ist es möglich, dass ich das beim Vorbeischwimmen nicht bemerkt habe?“, überlegte ich zweifelnd. Dann fühlte ich auf einmal, dass meine Beine sich versteiften – sie funktionierten nicht mehr so reibungslos wie gewohnt, es machte sich eine besondere Gliederschwere in mir breit und eine eisige Kälte
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