Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
war auch tatsächlich gestorben, als ich Laura vor ein paar Jahrzehnten das erste Mal in der Zwischenwelt getroffen habe. Dann bin ich aber in ein neues Leben gegangen und jetzt bin ich als Gast hier, um meine Verwandten bei ihrer Suche zu unterstützen.“
„Dann treffen wir uns vielleicht wieder hier!“, sagte ich und kehrte anschließend zum Rand der Klippe zurück. Ich fasste Robs Hand und hielt sie fest: „Bei drei springen wir, okay?“
„Ja!“, antwortete er mit Elan.
Der Energieerhaltungssatz
E s war Nacht. Vidya, das energische Mädchen, leuchtete mit ihrer Taschenlampe durch den Spalt im Fels. Sie atmete einige Male tief ein und aus, um Mut zu fassen, dann quetschte sie sich durch den Spalt. Dieser verborgene Eingang war ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen, seitdem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Es war für sie einfach zu spannend und unwiderstehlich. Genau das war es, wonach sie suchte: endlich ein echtes Abenteuer! Sie schürfte sich die Beine auf, ließ sich aber davon nicht zurückhalten und kroch tiefer und tiefer in die Höhle hinein. Hätte ihre Mutter Fiona von Vidyas Aktion gewusst, sie wäre vollkommen durchgedreht.
Das letzte engere Stück, das bergab verlief, verlangte ihr nochmals ihren ganzen Mut ab. Sie hörte den Widerhall eines Plätscherns und vor ihrem geistigen Auge tauchte sofort das Bild eines bezaubernden Wasserfalls in einer geheimnisvollen Höhle auf. Das spornte sie an. Als sie die Kammer erreichte, staunte sie: Es handelte sich um eine gewaltige Höhle. Am Eingang waren die Wände schwarz, im Zentrum hatte sich eingebrochenes Geröll aufgetürmt und dahinter schienen die Felsen weiß zu schimmern. Das Wasser lief aus einem Spalt oberhalb mittig auf den bemoosten Geröll-Haufen. Vidyas Taschenlampe beleuchtete zitternd das nasse Szenario: Um das Geröll herum gab es zahlreiche Tümpel und Pfützen, die oberflächlich miteinander verbunden waren.
Sie holte ihre Kerze aus der Tasche und stieß dabei wieder auf den alten, ungeöffneten Brief. „Oh, den hatte ich ganz vergessen“, dachte sie.
Sie nahm das Feuerzeug heraus, verstaute das Couvert wieder und zündete die Kerze an. Durch das Flackern der Flamme vibrierte ihr Schatten auf den Höhlenwänden und schien dort zu tanzen. Sie befestigte die Kerze auf einem Stein neben einem der Tümpel und schaltete ihre Taschenlampe aus.
„Himmlisch! Ich habe meinen neuen Rückzugsort gefunden!“, jubelte sie.
Als sie sich dem größten der Tümpel näherte und sich bückte, entdeckte sie etwas Helles im scheinbar schwarzen Wasser, das sich bewegte. „Was ist das?“, entfuhr es ihr und ihre Stimme hallte von den Felswänden wider. Sie schaltete ihre Taschenlampe wieder ein und zielte damit auf die Oberfläche des Wassers. Es war ein kleiner rosaroter Fisch, der einmal beleuchtet augenblicklich in der Tiefe verschwand. Also zielte sie tiefer und entdeckte in etwa einem halben Meter Tiefe einen kleinen Schwarm, der auf dem Grund an weißen Gegenständen zu fressen schien. Sie beugte sich vor, versenkte ihr Arm ins kalte Wasser, griff nach einem der Gegenstände und zog ihn heraus. Im Licht der Taschenlampe erkannte sie sofort einen Knochen. „Iiiii! Ekelhaft!“, quiekte sie und warf den Knochen rasch wieder zurück ins Wasser, wo dieser dem Grund des Tümpels entgegenschaukelte und sich dort neben einen alten menschlichen Schädel legte. Daneben, ein wenig von Sand bedeckt, lagen zwei weitere Schädel: der eines Menschen und der eines kleinen Tieres.
Vidya richtete sich auf und blieb nachdenklich still stehen. Plötzlich fuhren tausend Gedanken in ihrem Kopf herum. Sie fing an, sie laut auszusprechen, um sie besser sortieren zu können: „Ruhestätte. Höhle. Menschen. Geschichte. Früher. Tod. Sterben. Leben. Energie. Energieerhaltungssatz.“ Mit dem letzten Wort schien sie zufrieden zu sein. Sie wiederholte es langsamer und leiser: „Energieerhaltungssatz. Ja! Energie! Energie kann man nicht zerstören und nicht erschaffen. Energie kann nur transformiert werden, sie lebt unendlich.“
Vidya bezog sich auf den Physik-Unterricht, den sie kürzlich in der Begabten-Klasse gehabt hatte. Der Energieerhaltungssatz ist ein wichtiges Gesetz in den Naturwissenschaften, das besagt, dass die Gesamtenergie eines isolierten Systems sich nicht ändert: Die Energie kann in verschiedene Energieformen umgewandelt, aber sie kann nicht erzeugt oder vernichtet werden. Somit bleibt die Energie immer erhalten. Aus fließendem Wasser
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