Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
verschwörerisch zu.
„Wir sehen uns später, Karo.“
Stojanow lachte ausgelassen, als die Ärztin ihn an der Hand fasste und von der Studentin wegzerrte.
Obwohl ihr zum Heulen zumute war, gelang es Karo, ihr Lächeln hundert Watt heller strahlen zu lassen. Sie bemerkte die Blicke, die die anderen Gäste der Psychologin hinterherwarfen. Es waren nicht allein Männer, die gafften, auch Frauen, was natürlich kein Wunder war, denn die Bertram war unglaublich schön. Vermutlich lag genau darin die Wurzel ihrer Antipathie. Karo hatte Blondinen noch nie gemocht – abgesehen natürlich von ihrer Freundin Suse, die in jeder Hinsicht außer Konkurrenz lief. Sie wollte nicht in Schubladenkategorien denken, bei Blondinen hingegen fiel es ihr schwer, das nicht zu tun. Sie hatten eine gewisse Art zu gehen, zu reden und die Haare zu werfen, die ihr einfach auf die Nerven ging. Dieses Trällern in den Piepsstimmen, dieser alberne Kleinmädchenton, selbst eine Andeutung dieses Klangs erweckte in Karo Aggressionen. Und das, ohne auf das eigentliche Blondinenproblem grenzenloser Dummheit eingegangen zu sein. Karo wusste, dass nicht alle Blondinen von Geburt an dumm waren, auf der anderen Seite hatte sie nicht wirklich viele kennengelernt, die intelligent gewesen wären. Höchstens ihre Freundin Suse fiel ihr da ein, die, in diesem Fall wiederholte sie sich gerne, die vielgerühmte Ausnahme bildete.
Um Karos Herz zog sich ein eisernes Band zusammen und machte ihr das Atmen schwer. Je öfter sie die letzte Szene vor ihrem inneren Auge ablaufen ließ, desto unsicherer war sie sich, ob Angel ihr oder der anderen sein liebevolles Lachen geschenkt hatte. Warum konnte sie nicht mehr derart unbeschwert mit Angel reden und übermütig glücklich sein? Warum vergaß sie nicht einfach, was damals passiert war?
„Dani, es ist mir total peinlich, dich darum bitten zu müssen, aber darf ich mich hier irgendwo ein paar Minuten zurückziehen? Bei Angel ist mir, ehrlich gesagt, momentan zu viel Trubel. Ich habe zwar früher ebenfalls gequalmt wie ein Schlot, jetzt kriege ich allerdings Kopfschmerzen von dem Rauch. Nein, es ist nichts weiter“, kam Karo hastig seiner besorgten Frage zuvor, als Danilo den Mund öffnete. Sie legte sanft ihren Zeigefinger über seine Lippen. „Zumindest nichts, was der Rede wert wäre, Dani. Nur ein wenig Kopfweh und müde bin ich selbstverständlich. Immerhin ist es schon spät und du weißt, dass ich kein Nachtschwärmer mehr bin.“
Mit einem traurigen Lacher fügte sie hinzu: „Die Zeiten sind schon lange vorbei, als mir zwanzig Stunden Schlaf genügten. Pro Woche versteht sich.“
Dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen wäre, nachdem das „bezaubernde Paar“ Händchen haltend und kichernd in der Etage mit den Schlafzimmern verschwunden war, und ihr nicht erst seit dem Wiedersehen mit Angel übel und schwindlig war, wollte sie Danilo unter keinen Umständen gestehen. Vielleicht hatte es ja auch gar nichts zu bedeuten. Sie wollte dem Freund die Party nicht verderben mit ihren Wehwehchen, die sie vermutlich nichts anderem als ihrer kleinlichen Eifersucht zu verdanken hatte. Stimmungsschwankungen gehörten zu einer Schwangeren wie das Amen zum Gebet, hatte sie bereits einige Male aus berufenem Munde gehört. Sie sollte nicht dermaßen viel Wind um sich machen. Oder war sie etwa die erste Schwangere auf dieser Welt?
„Karo , was soll diese Frage? Das ist doch überhaupt kein Problem und es tut mir leid, dass ich nicht von selbst auf die Idee gekommen bin. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass du mit meinem Schlafzimmer vorliebnehmen musst.“ Er sah sie nicht an, dennoch konnte Karo eine gewisse Verlegenheit aus seinen Worten heraushören. „Die Gästezimmer sind leider noch nicht eingerichtet. Und du bist dir sicher, dass du lediglich Kopfschmerzen und …“
„Ganz sicher.“ Sie drückte beruhigend seinen Arm.
„Hast du überhaupt etwas von dem gegessen, was ich dir gebracht habe?“
Sie spürte, dass er sich Vorwürfe machte, weil er sein Wort nicht gehalten hatte und sie die meiste Zeit des Abends alleine lassen musste, und wandte sich ihm zu.
„Aber sicher doch.“
„Alles?“ Jetzt lag in seiner Stimme ein strenger Ton und Karo verzog das Gesicht.
„Nun, vielleicht nicht ganz. Es war ja auch ein ziemlicher Berg, den du mir auf den Teller gepackt hast, und unmöglich zu schaffen.“
„Du musst einfach mehr essen, Karo. Bitte.“
Von einem stechenden Schmerz im
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