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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einen Engel mit Neid erfüllt hätte und bei dem sie weiche Knie bekam und sinnloses Zeug vor sich hin brabbelte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Die schwarzen Wildlederhosen, das kragenlose, weiße Hemd, das Angel unter einer ebenfalls schwarzen Lederweste trug, betonten seine sehnige, hoch gewachsene Gestalt. Er sah erholt und überaus zufrieden aus. Offensichtlich zeigte die Therapie, von der Danilo gesprochen hatte, bereits erste Erfolge.
    Es fiel Karo schwer, Angel nicht ständig anzustarren oder ihm gar um den Hals zu fallen. Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als endlich wieder in seinen starken Armen zu liegen. Mit einigem Unbehagen stellte sie fest, dass sie ihn ungeachtet des Kummers, den sie seinetwegen gelitten hatte, liebte. Und dabei hatte sie mehr als alles andere gehofft, mit der räumlichen und zeitlichen Trennung auch den nötigen emotionalen Abstand zu ihm zu gewinnen.
    „Danilo hat mich gebeten zu kommen“, erwiderte Karo schließlich verlegen.
    Da er ihr keine Einladung geschickt hatte und sie freiwillig niemals hier aufgekreuzt wäre, musste er sich denken können, dass Danilo hinter ihrer Anwesenheit steckte. Würde das nicht einma l mehr seinen Argwohn erwecken?
    Sie strich eine ungebändigte Strähne aus dem Gesicht, was sie unpassenderweise daran erinnerte, dass der Termin beim Friseur längst überfällig war. Sie sank noch ein Stück weiter zusammen und musste sich zwingen, nicht aufzuspringen und davonzurennen.
    „Wie geht es dir, Angel? Danilo sagte, du hättest eine Therapie begonnen.“
    „Ja.“ Er nickte eifrig und deutete dabei auf die Blonde, die sich inzwischen, umringt von einer Schar junger Arztkollegen, übertrieben laut mit Doktor Bernd unterhielt und geziert lachte. „Doktor Bertram ist klinische Psychologin. Ich habe dir bestimmt von ihr erzählt. Wir fahren gemeinsam zu einem Ärztekongress.“
    „Nein, du hast mir noch nicht von ihr erzählt. Eine sehr schöne Frau“, bemerkte Karo unbeabsichtigt und mit so viel Zurückhaltung in der Stimme, dass Angel dem Gespräch intuitiv eine andere Wendung gab.
    „Wie laufen deine Prüfungen?“
    „Ganz gut, denke ich. Am Montag steht mir die letzte bevor, Elektrotechnik. Aber das wird kein Problem sein, es war nämlich immer eines meiner Lieblingsfächer. Der Dozent ist ein ehemaliger Funkoffizier, der seine Seminare und Vorlesungen …“
    Sie verfolgte Angels suchenden Blick in Richtung der Gäste, wo er offen kundig Doktor Bertram vermutete, und verstummte. Er bemerkte es nicht.
    „Ist ja auch gar nicht wichtig“, murmelte sie.
    „Danach kommst du in die Klinik, versprochen? Wann hast du deine letzte Prüfung?“
    Noch bevor sie den Mund für eine Erwiderung öffnen konnte, flüsterte er leise in ihr Ohr: „Du gefällst mir nicht, Karo.“
    Sie quälte sich ein Lächeln ab. „Na ja … trotzdem danke. Ich hatte ohnehin nicht vor, mit deiner Psychologin zu konkurrieren“, platzte sie gegen ihren Willen heraus.
    Verdammt, wo kam das her? Warum hatte sie das gesagt?
    Angel zuckte gleichmütig mit der Schulter. „Du bist furchtbar blass und schmal geworden. Hast du dieses Kleid nicht bereits im vergangenen Sommer getragen, als du mich im Krankenhaus besucht hast?“ Seine dichten Augenbrauen zogen sich missbilligend zusammen. „Es kann nicht normal sein, im sechsten Monat keinen Bauch zu haben, Karo. Noch dazu, wenn darin meine vier Kinder heranwachsen.“
    Nein , das durfte einfach nicht wahr sein! Vorwürfe waren mit Abstand das Letzte, was sie gebrauchen konnte, nicht jetzt und hier und schon gar nicht von diesem Mann! Es lag ihm nicht im Geringsten an ihrem Befinden und Wohlergehen! Er machte sich genau wie Doktor Bernd lediglich Sorgen um die vier Wonneproppen, die der Klinik zu ewigem Ruhm und Ansehen verhelfen sollten. Wer war sie denn? Nichts, natürlich! Vierlinge dagegen – damit konnte nicht jede Klinik protzen. Die galt es zu hüten wie einen kostbaren Schatz.
    Die Psychologin hatte Angel trotz ihrer lautstarken Unterhaltung mit den anderen Ärzten ständig im Blickwinkel behalten und kam jetzt, als hätte sie geahnt, dass ihr Gespräch aus dem Ruder zu laufen drohte, wie der rettende Engel auf Angel zugeschwebt.
    „Wo bleibst du bloß so lange, mein Bester? Schon vergessen, du hast versprochen, mir auch die oberen Zimmer zu zeigen.“ Sie warf ihren Kopf in den Nacken, sodass sich ihr Haar wie ein goldener Wasserfall über ihre makellosen, nackten Schultern ergoss, und zwinkerte Angel

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