Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
verschränkt. Er wirkte überaus zufrieden und satt. Befriedigt.
„Meine Güte, bist du das, der hier eine solch ungesunde Hektik verbreitet?“, erkundigte er sich vollkommen ahnungslos und hob mit unschuldigem Grinsen die Augenbrauen. „Daniel, Bruderherz, weshalb schickst du all unsere Gäste weg? Was ist los?“
Langsam drehte sich Danilo um. Grenzenlose Wut war ihm ins Gesicht geschrieben, sodass Angel überrascht einen Schritt zurückwich. Sein eiskalter Blick brannte sich in Angels Augen, während Danilo mit Gewalt den Wunsch niederkämpfte, sich einfach zu vergessen und auf den Freund mit Fäusten loszugehen. Er zählte tief atmend bis drei. Bis zehn. Bis er endlich bei zwanzig angelangt war und hoffte, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben.
„Was los ist, willst du wissen?“, fragte er schließlich leise und mit vollkommen ausdrucksloser Stimme. „Obwohl ich so meine Zweifel habe, dass dich das momentan wirklich interessiert, werde ich es dir verraten. Vorher sag mir allerdings eins: Wieso hast du nicht geantwortet? Ich habe dich über Funk gerufen und das, weiß Gott, nicht aus Spaß. Wo warst du? Was war dermaßen wichtig, dass du dich dabei nicht stören lassen wolltest?“
„Fragst du oder weißt du es schon?“
„Ich frage nur deshalb, weil ich wissen will, ob du es schaffst, mir ins Gesicht zu lügen!“
„Hör zu, Brüderchen, wir wissen doch beide, wie das ist, wenn …“
„Halt die Klappe!“ Danilo riss die Hand in die Höhe. „Sag um Himmels willen nichts, du schreiend dämlicher Idiot! Du hast nicht die geringste Ahnung“, zischte er und zerrte Angel am Ärmel aus der Tür hinter sich her. „Komm mit!“
Unsanft stieß er seinen Freund die Stufen nach oben in das Schlafzimmer.
Angel zuckte gleichmütig mit den Schultern, weil er den Sinn von Danilos Worten nicht verstand und ihn diese Aktion eher amüsierte. Hätte er sich doch nur die Mühe gemacht, sich einen einzigen Moment zu seinem Freund umzudrehen, er hätte unschwer an dem mörderischen Ausdruck in dessen Gesicht bemerkt, dass es kein Spiel war.
„Sieh dir das an!“ Danilo versetzte Angel einen derben Stoß in den Rücken und deutete auf das blutige Laken. „Als ungesunde Hektik hast du das bezeichnet, ja? Karo verliert die Babys, würde ich es nennen. Und das, während du dich nebenan ungeniert mit diesem schamlosen Frauenzimmer vergnügt hast! Es ist wirklich ein Glück, dass du ein solcher Experte für Frauen bist, meinst du nicht auch? Ein weniger erfahrener Mann hätte die Situation sicher hoffnungslos verpatzt.“
„Karo? … Ich … Nein!“ Angels Atem ging schwer. Seine Hand schoss instinktiv an den Ausschnitt des Hemdes und zerrte hektisch am obersten Knopf. Völlig benommen schloss er die Augen und schüttelte den Kopf, als könnte er damit das Chaos in seinem Schädel ordnen. „Das habe ich nicht gewusst. Ich … ich muss zu ihr.“
Danilo stellte sich ihm mit blitzschnell ausgestrecktem Arm in den Weg, sodass Angel von dem Aufprall gegen Danilos geöffnete Hand zurückgeworfen wurde. Spöttisch musterte Danilo seinen Freund von oben bis unten und seine Stimme troff vor Verachtung. „Aber sicher! Natürlich. Jetzt ist dir wohl eingefallen, dass es da jemanden gibt, um den du dich eigentlich kümmern solltest? Wer war das gleich noch mal? Dieses unscheinbare Etwas mit dem hässlichen, fetten Bauch, in dem vier unerwünschte Bälger von … weiß der Kuckuck von wem aufwachsen?“
Er packte Angel mit beiden Fäusten am Hemd. „ Selbst wenn es erfreulich ist, dass du endlich wieder schwache Ansätze von Intelligenz zeigst, musst du dir doch die Frage gefallen lassen, ob du etwa in einem solchen Zustand zu ihr willst. Sieh dich an, Lippenstift einer Fremden auf dem Hemd. Hast du nicht einmal bemerkt, dass dir dieses Weibsbild einen Knopf abgerissen hat? Verdammter Hurensohn, was willst du Karo noch alles zumuten? Wach endlich auf, Mann! Sie liebt dich. Sie hat dir mehr als einmal das Leben gerettet. Und es sind all deinen hässlichen Verdächtigungen zum Trotz deine Kinder, mit denen sie schwanger ist. Und mit denen sie sich ganz allein abplagen muss, weil sie dir offenbar nicht wichtig ist. Sind deine schäbigen Spiele mit ihr alles, was du an Dank für ihre selbstlose Hilfe zu bieten hast? Das hat sie nicht verdient! Nicht Karo!“
Betreten kaute Angel auf seiner Unterlippe. Ein Muskel um seinen Mund zuckte nervös. Um in seiner Verlegenheit auf die berechtigten Vorwürfe seines Freundes
Weitere Kostenlose Bücher