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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schwerer taktischer Fehler, den er da gemacht hat. Denn jetzt hatte sie eine Aufgabe, die viel interessanter war, als ihn seiner Existenz zu entledigen. Sie würde ihm seine Existenz unerträglich machen. Es gab ebenso viele Möglichkeiten, einen Mann zu foltern, wie ihn zu erfreuen. Und ein paar davon waren dieselben. Sie wusste sehr wohl, welche das waren. Sie wusste, wie sie ihn zum Schwitzen bringen konnte, zum Stöhnen und Flehen, zum Reden.
    „ Wie oft willst du mir das noch erzählen?“, erwiderte sie gleichgültig. „Selbst wenn es so ist, sie ist nicht hier, oder? Ich will dich. Jetzt und hier. Und wie ich sehe, willst du mich ganz genauso. Oder ist das in deiner Hose etwa ein Bleirohr? Ich werde nie genug von dir kriegen. Weshalb also sollte ich bis zur nächsten Sitzung warten, nicht wahr? Schade um jede einzelne Sekunde dieses Vergnügens, die uns dadurch verlorengehen würde.“
    Behände wie eine Schlange glitt sie rittlings über ihn und streifte mit aufreizenden Bewegunge n das knappe Seidenhemdchen ab. „Was hältst du davon, wenn wir zur Abwechslung etwas Neues ausprobieren?“
    Noch bevor er den Mund öffnen konnte, hatte sie Handschellen vom Nachttisch genommen und damit Angels rechte Hand am Bettgestell angekettet. Sie lachte schrill, als er sie aus seinen großen, blauen Augen verschreckt anstarrte. „Hat sie das nie mit dir gemacht? Ein dermaßen langweiliges Geschöpf an deiner Seite ist wie Perlen vor die Säue werfen.“
    „Zum Teufel, kein Wort mehr über Karo!“ Er zerrte an de r Kette und schnaubte zornig. „Und schließ sofort dieses Ding auf!“
    „ Was soll das? Ich kenne dich, mein Lieber, du bist wie alle Männer. Das erhöht den Reiz ungemein, findest du nicht? Es törnt dich an, die Kontrolle abgeben zu müssen.“
    „ Mach mich auf der Stelle los. Hörst du? Ich hasse diese Spielchen!“
    Das Zittern in seiner Stimme und seine flehende Bitte stachelten ihr Verlangen nur noch mehr an. Mit einer zweiten Fessel an der anderen Hand festgebunden, war er ihr jetzt wehrlos ausgeliefert. Lustvoll krallte sie ihre langen Nägel in sein nacktes Fleisch.
    „Du liebst diese Spiele genau wie ich. Ich erinnere mich im Gegensatz zu dir an jedes einzelne, das wir gemeinsam gespielt haben.“ Ihre Hand legte sich um ihn.
    Die Erinnerung an eine ähnliche Situation ließ Angel schaudern. Ein Gefühl der Ohnmacht fror sein Herz ein und lähmte Puls und Atmung.
     
    Sie hatten sich nach dem nächtlichen Krankenbesuch bei Karo zum Brunch verabredet, um Pläne für ihren gemeinsamen freien Tag zu schmieden. Als Angel nicht zum vereinbarten Zeitpunkt in der anderen Haushälfte erschien und er ebenfalls nicht auf das Klingeln seines Telefons reagierte, wurde Danilo stutzig. Angels zweiter Name hätte „Sekundenzeiger“ sein können, denn er verspätete sich nie und hatte kein einziges Mal verschlafen, da er schon als Kind lange vor dem ersten Hahnenkrähen putzmunter war und auf den Tagesanbruch wartete, und er seit seinem Schädelbruch sogar mit noch weniger Schlaf auskam.
                  Danilo stieß die Schlafzimmertür auf und der Schreck fuhr ihm in alle Glieder. Er entdeckte Angel auf Knien liegend neben seinem zerwühlten Bett und einen Moment lang hätte er ein Königreich dafür gegeben, um nie mehr diesen Ausdruck im Gesicht seines Freundes sehen zu müssen. Er hatte sich mit weit aufgerissenen, schreckensstarren Augen, die nichts zu sehen schienen, in der hintersten Ecke zusammengekauert. Unaufhörlich wurde sein angespannter Körper von heftigem Schluchzen geschüttelt. Er weinte hemmungslos wie ein Kind.
    „Was ist passiert?“ Mit großen Schritten durchquerte er das Zimmer und packte Angel fest an den Schultern. „Ist etwas mit Karo?“
    „Nein, fass mich nicht an!“ Wie von einem Stromschlag getroffen, wich Angel zurück und rollte sich zitternd noch mehr zusammen. „Bitte … bitte nicht!“, stammelte er und seine Worte gingen in einem grausigen Stöhnen unter.
    „Angel, ich bin es. Daniel!“
    „N-nein! Komm nicht näher. Versch… verschwinde.“ Er rang erstickt nach Luft und fror und schwitzte zugleich.
    „Verdammt, was ist los mit dir?“
    Mit wachsendem Grauen spürte Danilo, wie sich Angels Körper weiter versteifte. Entschlossen riss er ihn herum und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu blicken. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe Angel ihn erkannte und seinen Freund mit der Verzweiflung eines Tieres ansah, das in die Falle geraten war. Seine Zähne

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