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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schwacher Windhauch war. „Sie kommen wieder. Ich habe sie gesehen und überall diese … Hände … sie waren …“ Ekel schüttelte seinen ausgemergelten Körper so heftig, dass seine Zähne aufeinanderschlugen.
    „Von wem sprichst du?“
    „Überall … sie … Vidor und …“ Er schluckte angewidert und erneut verkrampfte sich sein Körper. Nie würde er dieses Wort über seine Lippen bringen, mit dem sich nicht Familie und Geborgenheit, sondern Schmerzen und Gewalt verbanden. „Sie waren bei mir. Sie wollen mich töten. Das Gift, ich habe … ganz deutlich …“
    „Angel, es war die Physiotherapeutin, auf die du losgegangen b ist! Außer ihr war niemand hier in diesem Zimmer. Du kannst niemanden gesehen haben!“
    Eben noch überschäumend vor Glück und Freude über das positive Ergebnis der Untersuchungen, holte ihn Angel unsanft auf den Boden der Realität zurück. Mit einer passenden Nie re war das Leben seines Bruders längst nicht gerettet. Er hatte die Wahrheit verdrängt und wurde nun schneller als erwartet von ihr eingeholt. Danilo fühlte sich, als würde er nach einem sanften Gleitflug durch den siebten Himmel auf Beton aufprallen.
    „Hörst du sie?“
    „Wen denn?“, stieß er ungeduldig hervor. „Wen soll ich hören?“
    „Da … ist es wieder.“
    „Ich kann nichts hören. Da ist nichts!“
    „Sie haben sie … s ie wollen …“
    Danilo beobachtete, wie Angels knochige Finger das Gelenk seiner zerschlagenen linken Hand umspannten und hektisch über die breiten Narben daran strichen. Viel zu gut konnte er sich an die Fesseln erinnern, die sich tief in Angels Fleisch geschnitten hatten. Er hatte all die Folterwerkzeuge gesehen, als sie Angel aus seinem Verlies geholt hatten, und sein Magen rebellierte.
    Und dann hörte er es, dieses Geräusch, das Angel in Angst und Schrecken versetzt haben musste, weil es furchtbare Erinnerungen geweckt hatte. Mit zwei großen Schritten war er am Fenster, riss es auf und entdeckte das Stück einer Eisenkette, welches der Wind immer wieder gegen das Fensterbrett schlug.
    Welc her Idiot hatte das hier hängen lassen? Die Renovierungsarbeiten an der Fassade waren bereits vor mehreren Wochen abgeschlossen worden. Hatte bisher wirklich niemand die Kette bemerkt? Danilo beugte sich aus dem Fenster und versuchte, sie zu fassen und von der Schraube zu ziehen, an der sie baumelte.
    Oder sollte Angel … Wenn er nun doch Recht hatte mit seiner Behauptung, dass ihm seine Entführer auf der Spur waren? Dass sie ihn erneut bedroht hatten, weil er die Folter überlebt hatte und zu viel wusste?
    Unmöglich! Sein Zimmer lag im dritten Stock. Der Hochsicherheitstrakt, in dem er sich befand, war durch Personenschützer und diverse elektronische Überwachungsgeräte vom normalen Klinikbetrieb abgeschottet. Niemand würde es unbemerkt betreten können.
    Überwältigt von Wut, Angst und Ohnmacht sagte er unwirsch: „Du hast dich geirrt, Angel. Und jetzt lass mich meine Arbeit tun. Wir wollen dir helfen und deswegen muss ich dich untersuchen.“
    Angel hatte die Arme schützend über seinen Kopf gelegt und flüsterte, als wollte er nicht, dass man ihn hörte: „Sie standen direkt neben mir und haben die Infusionen ausgetauscht. Guck dir die Beutel an, du musst das erkennen. Ich habe es genau gesehen. Es ist dieses Gift, das sie testen. Ich spüre, wie es in meine Vene tropft und mich verbrennt. Es tut so weh.“
    „Du bist blind, Angel! Du kannst niemanden gesehen haben!“, fuhr er ihn mit brutaler Offenheit an. Vielleicht lenkte ihn das ab. „Glaube mir einfach, es wird dir nichts geschehen. Du bist zu Hause. Niemand kann dir mehr wehtun. Vor deinem Zimmer hat Peters seine Leute postiert. Tag und Nacht kontrollieren zwei von ihnen, wer in diesem Zimmer ein- und ausgeht. Niemand, der nicht hierher gehört, kommt an ihnen vorbei. Angel! Du. Bist. In. Sicherheit.“
    Die Euphorie, die Danilo nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse der Gewebeprobe be schwingt getragen hatte, war schneller als erwartet der grausamen Wirklichkeit gewichen. Vertraute Angel nicht einmal mehr ihm? Er musste doch wissen, dass sein kleiner Bruder ihn nie angelogen hatte. Selbst als Kind hatte es Danilo nicht ein einziges Mal gewagt, seinen Freund, Beschützer und Bruder zu belügen. Denn Angel war unantastbar, der alles Wissende und Sehende, sein Vorbild. Hatte er das vergessen? Dreißig gemeinsame Jahre aus dem Gedächtnis ausgelöscht?
    „Na schön, wenn es dich beruhigt, werde ich die Beute

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