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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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l überprüfen lassen.“
    Tatsächlich hatte er bereits kurz nach seinem Betreten des Zimmers die Ventile geschlossen. In einem erschreckend gleichmütigen Ton fuhr er fort: „Und jetzt brauche ich dein Einverständnis für die Transplantation. Wir haben eine geeignete Niere für dich gefunden. Versuche bitte, hier zu unterschreiben. Ohne diesen Papierkram geht es nun einmal nicht.“
    „Warte, Danilo, warte. Was ist das?“
    „Mann, du weißt, was in diesen Erklärungen steht“, drängte Danilo ungehalten. „Ausschluss gegenseitiger Schadensersatzansprüche … nicht jede transplantierte Niere funktioniert … nach einem Jahr nur fünfundachtzig Prozent … Meine Güte, Angel, muss ich es dir allen Ernstes noch einmal im Detail vorlesen?“
    „Eine Erklärung zur Lebendspende?“
    Danilo seufzte und merkte, wie diese nervenaufreibende Diskussion allmählich auch das letzte Quäntchen seiner Geduld fraß. „Jaaa, eine Le-bend-spen-de. Warum nicht? Ist es nicht vollkommen gleichgültig, ob von einem Lebenden oder Toten? Hast du das nicht selber einige Male ausführlich mit Betroffenen diskutiert? Unterschreibe hier.“
    Danilo drückte Angel einen Kugelschreiber zwischen die Finger und führte seine Hand an die markierte Stelle. Aber Angel befreite sich mit einer unwirschen Bewegung.
    „Nein! Dieses Thema ist längst abgehakt. Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Aber du hast mich richtig verstanden, nicht wahr? Ich … ich will keine … Transplantation. Ihr wisst so gut wie ich, dass sie nichts an meinem Zustand ändern wird. Die … diese … sie haben ganze Arbeit geleistet. Macht mir nichts vor, ich werde es nicht überleben.“
    Die Auseinandersetzung mit Danilo und das Reden hatten Angel derart angestrengt, dass er jetzt erschöpft die Augen schloss und sich schwer atmend zurücklehnte.
    Danilo ballte seine Fäuste, als versuchte er damit seinen Zorn zu ersticken. Er wollte Angel packen und schütteln, bis er wieder zu Verstand kam und endlich zu kämpfen begann. Wieso wollte er nicht begreifen, dass er seinen Willen einsetzen musste, um wieder gesund zu werden?
    S o einfach war das Leben indessen nicht mehr. Er wusste, dass die Erfahrungen, die Angel in seinem Leben gemacht hatte, bei weitem jeden gesunden Menschenverstand überstiegen.
    „ Du kannst es schaffen! Es darf nicht umsonst gewesen sein, dass du die letzten Jahre durchgestanden und überlebt hast. Wenn du erst einmal die Niere …“
    Angels Lider flatterten wie vom Sturm gebeutelte Schmetterlinge, als er seine Augen mühsam wieder öffnete. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Ein Muskel um seinen Mund zuckte. „Ihr beleidigt mich, wenn ihr versucht, mich zu belügen. Oder belügt ihr euch selber? Nein, das glaube ich nicht. Habt ihr vergessen, dass ich selbst einmal im OP gestanden habe? Es ist lange her, sicher. So lange. Ich … ein Arzt … zuletzt zum Kinderarzt degradiert. Aber wohlgemerkt einer, der bis vier zählen konnte. Es gibt in mir nichts mehr, das ohne eure Apparate und Medikamente, ohne Dialyse und Infusionen funktionieren würde.“
    Wieder machte er ei ne Pause, um zu Atem zu kommen. Inzwischen lief der Schweiß in Strömen die Schläfen hinab, sein Gesicht war hochrot angelaufen und der Monitor zeigte besorgniserregende Blutdruck- und Pulswerte.
    „Sie ist von dir, nicht wahr? Ich danke dir, Danilo“, murmelte er, ohne eine Antwort abzuwarten, mit schwächer werdender Stimme. „Doch du hast Karo geheiratet und somit trägst du nun alle Verantwortung für sie und meine Kinder. Du darfst dieses Risiko nicht eingehen.“
    „Von welchem Risiko redest du?“
    „Hör auf, Danilo“, herrschte Angel seinen Bruder mit letzter Kraft an. „Ich will deine verdammte Niere nicht! Du weißt genau, dass es bei einem Prozent der Spender zu schwerwiegenden Komplikationen kommt. Es ist schon mehr als einer auf dem OP-Tisch geblieben. Ich werde meine Zustimmung für eine Transplantation niemals geben. Es gibt ein Patiententestament und an meinem Entschluss von damals hat sich nichts geändert. Akzeptiere das.“
    „Angel, als dein Bruder bitte ich dich inständig, diese Sache noch einmal in Ruhe zu überdenken. Tu es für mich.“
    „Du weißt es?“, un terbrach Angel mit einem matten Lächeln. „Man kann die Wissenschaft nicht hoch genug loben, was?“
    Danilo sta rrte Angel ungläubig an. „Du … woher weißt du, dass wir … Geschwister sind? Professor Vogel hat erst vor zehn Minuten die Ergebnisse

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