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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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bei Bewusstsein war, wollte ich nur noch wissen, ob dieser Name real war, diese Stimme, dieser Duft. Du hast mich angesprochen und gelacht und ich war mir sicher, dass es so ist. Du warst es. Und wirst es immer sein. Immer, hörst du?“
    Tränen quollen aus Karos Augen und überschwemmten ihr Gesicht, bevor sie das Kissen auf ihren Knien durchnässten. Angel rutschte neben sie auf das Sofa. Als wollte er sie vor der Macht seiner eigenen Worte schützen, legte er seinen Arm um ihre Schulter und hielt sie sanft an sich gepresst.
    „W-was sollte das Theater mit dem Hungerstreik? Warum hast du einfach aufgehört … zu atmen? Gerade hast du behauptet, du wolltest zu uns zurück. Da ist es ja das Normalste auf der Welt, nicht zu atmen, hä? Sogar dein Herz hast du nicht mehr schlagen lassen. Warum das alles? Es war nicht fair, mich durch Erpressung zurück ins Krankenhaus zu holen! Ich hatte dir bereits mehr als genug geholfen. Ich wollte nichts anderes, als wieder so leben wie vor dem Unfall. Ein bescheidener Wunsch, findest du nicht?“
    „Ich habe mich idiotisch benommen, ich weiß.“
    „Warum, Angel?“
    „ Ich habe es nicht allein geschafft. Es war mir nicht möglich, all diese Dinge zu tun und ohne diese Stimme zu leben. Sie hat mich nicht zu meiner Mutter gehen und sterben lassen, sondern mit mir gesprochen, mich wach gehalten. Ich hörte Musik und immer wieder diese Stimme, dazu ein silbernes Lachen, hell und klar und ehrlich. Es hat geklungen wie die Glöckchen, die uns Schwester Erika und der Professor damals an den Schlitten gebunden haben. Ein Schlitten für Danilo und mich! Es war das erste Geschenk in meinem Leben. Ein Geschenk, das von Herzen kam, uneigennützig und aus Liebe gegeben. Das Wunder der reinen Liebe, die nichts an Gegenleistung erwartete. Ich habe es ein zweites Mal erlebt.“
    Sein Atem beschleunigte sich und Karo spürte, wie er angestrengt schluckte, als würde ihm jemand die Kehle zudrücken. Sie wollte ihm ins Gesicht sehen, doch er hielt sie fest umschlungen , bis er sich wieder beruhigt hatte.
    „Plötzlich senkte sich Stille über alles. Eine düstere, unerträgliche Stille, die töten konnte und nicht zögerte , ihr zerstörerisches Werk zu Ende zu führen. Sie hat mit ihren eisigen Klauen nach mir gegriffen und nicht losgelassen. Meine Mutter stand auf der anderen Seite, die Hände ablehnend erhoben. Sie war so wunderschön und wollte mich nicht zu sich lassen. Sie wollte mich nicht haben. Wie schon zuvor hat sie mich nicht haben wollen. Und auch du bist gegangen, obwohl ich noch nicht soweit war. Völlig alleingelassen trieb ich zwischen den Welten. Ohne dich konnte ich zu diesem Zeitpunkt den Weg zurück nicht finden. Ich habe dich gebraucht. Brauche dich noch immer. Deswegen der Schrei um Hilfe, den ich anders nicht ausdrücken konnte.“
    Seine Stimme wurde eine Spur sanfter und hüllte Karo wie in einen wärmenden Mantel ein. Einem Windhauch gleich strichen seine Finger über ihre widerspenstigen Haare. Sie seufzte leise und kuschelte sich dichter an ihn.
    „Es gibt vieles, d as wir mit dem Verstand nicht erklären können. Wir sollten es einfach akzeptieren und annehmen, wie es ist. Es ist gut so und wir müssen dafür dankbar sein. Warum sollten wir nach den Ursachen forschen? Ich kann dir nicht sagen, woher ich dich und deinen Namen kannte. Ich wusste einfach, du bist es und wirst es immer sein. Für immer. Du. Wenn du es mir nur versprechen könntest!“
    Als Karo nichts darauf erwiderte, wurde auch er sehr still. Einen Herzschlag lang. Einen zweiten. Er hielt den Atem an, während leise Panik in ihm aufstieg. Warum sagte sie nichts? Warum tat sie nicht irgendetwas?
    Dann endlich stieß er erleichtert die Luft aus, weil er ihre flacher und gleichmäßiger werdenden Atemzüge an seiner Brust spürte. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, erhob er sich Minuten später, nahm sie auf seine Arme und trug sie in das Nebenzimmer, wo er sie auf das breite Bett legte und behutsam zudeckte.
    Er kniete noch lange neben ihr und hielt ihre Hand, eine kleine Hand, die trotz allem stark genug war, um ihn in seinen Grundfesten zu erschüttern. Ihn dazu zu bringen, Dinge zu tun, an die er nie zuvor auch nur gedacht hatte. Zum Beispiel sich um jemanden zu kümmern, obwohl er wusste, dass er besser beraten wäre, einfach wegzugehen.
    Zärtlich strich er über ihre Wange, betrachtete sie, studierte ihre weichen Gesichtszüge. Nein, sie war nicht hübscher als all die anderen vor ihr oder

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