Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
gar schön, doch wo seine Augen kleine Fehler sahen, war sein Herz blind. Ihr kurzes Haar stand meist wirr in sämtliche Richtungen von ihrem Kopf ab, ihr Mund war eine Spur zu voll und die Nase eher zu groß für ihr herzförmiges Gesicht, selbst ihre Augen mit jener undefinierbaren Farbe, eine Mischung aus verwaschenem Blaugrau mit einem Stich ins Grüne, konnten keine Aufmerksamkeit erregen.
Was war es dann gewesen, das ihn dazu gebracht hatte , sich Hals über Kopf gerade in diese Frau zu verlieben?
„Ich liebe sie “, kamen Worte aus seinem Mund, ehe er Zeit hatte, darüber nachzudenken. Gut so, sagte er sich schließlich. Denken wird sowieso überbewertet.
Er liebte sie. Was seine Knie so unmännlich weich werden ließ, dass er sich setzen musste. In diesem Moment erfuhr er, was eine blitzartige Erkenntnis war. Karo unterschied sich vom Rest der Menschheit dadurch, dass sie sich in ihrer Haut wohlfühlte. Sie wusste, wer sie war, sie mochte diese Person und hatte sich mit ihren kleinen Unzulänglichkeiten arrangiert. Sie hatte so viel von dem, was er selbst sich immer gewünscht hatte.
Sie kannte ihren Platz in dieser Welt und wusste, wo sie hingehörte. Zu wem sie gehörte.
Das wünschte er sich auch – mit einer Heftigkeit, die aus tiefster Seele kam. Plötzlich empfand er eine beinahe unbeschreibliche Eifersucht auf Karos Freunde, auf ihre Familie und die Unbekümmertheit, mit der sie ihr Leben meisterte. Eifersucht, das war nicht die Angst zu verlieren, sondern Angst zu teilen. Karo mit ihren zahllosen Freunden, vielleicht sogar mit Danilo teilen? Niemals! Er hatte lange genug und viel zu sehr gelitten ohne Karo und es gefiel ihm weiß Gott nicht zu leiden. Und es zu zeigen. Frauen schienen mit solchen Sachen wie Verlust und Selbstfindung besser zurechtzukommen als Männer. Er wollte, dass sie dasselbe durchmachen musste wie er. Und er allein wollte der Grund für ihr Leiden sein, der absolute Mittelpunkt ihres Universums.
Himmel, was für ein übersteigertes Ego!
Männer waren blöde, selbstsüchtige Mistkerle, entschied er. Und verliebte Männer waren noch schlimmer. Sie wollten, dass jeder Gedanke der Frau ihnen galt, dass all ihre Äußerungen sich ausschließlich um sie drehten. Zumindest war das bei ihm so. Bei dieser Frau.
Da beschloss er, zur Tat zu schreiten.
14 . Kapitel
Von einer strahlenden Sonne, die mitten auf das breite Bett schien, wurde Karo wach geküsst. Sie streckte sich genüsslich und schnurrte zufrieden wie eine Katze, eine ausgesprochen große Katze, die ihre Öhrchen aufstellte und sich schlaftrunken wunderte, als aus dem Bad das gedämpfte Plätschern von Wasser zu ihr drang. Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie, doch es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis ihr wieder die vergangene Nacht gegenwärtig war.
Verflucht! Danilo!
Danilo war mit Cat abgeschoben. Und sie selber war im Zimmer der Männer gelandet. Bei Angel. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, während sie sich vergeblich zu erinnern versuchte, wie sie in dieses Bett gekommen war.
Verschlafen! So ein Mist! Es fiel ihr schwer zu verdauen, dass sie die erste Nacht mit einem Traummann an der Seite einfach verpennt hatte. Das war ihr nie zuvor passiert. Allerdings war ihr auch noch nie ein Mann wie Stojanow begegnet. Einer, der augenscheinlich nicht das Geringste unternommen hatte, um sie vom Schlafen abzuhalten. Mann-oh-Mann, das sollte sie Cat besser nicht erzählen …
Vielleicht war doch etwas dran an ihrer Vermutung, dass er nicht auf Frauen stand? Sie warf sich von einer Seit auf die andere, konnte indes keine verräterischen Spuren trauter Zweisamkeit entdecken. Bitte nicht!
Ob sie inzwischen vermisst wurden? Sie blinzelte zu ihrer Armbanduhr und erschrak. Es war fast Mittag. Cat würde sich eins ins Fäustchen lachen von wegen der Tugendhaftigkeit und Zurückhaltung ihrer Freundin.
Voller Elan schlug sie die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Angewi dert blickte sie an sich herab. Bäh! Es gab ja wohl nichts Schlimmeres, als in Klamotten zu schlafen.
„Ich h ätte es ihm sagen sollen.“ Mädchenhaft albernes Kichern perlte über ihre Lippen. „Vermutlich hätte er es selbst dann nicht gewagt, mir an die Wäsche zu gehen. Kleiner Moralapostel. Oder habe ich irgendwas an mir …“
Suchend blickte sie sich in dem geräumigen Schlafzimmer um. Hatte sie nicht gestern irgendwann Schuhe an den Füßen gehabt? Und an eine Brille konnte sie sich ebenfalls erinnern.
„Wir
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