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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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es mir tut, ich muss dich genau wie ihn enttäuschen, denn ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich saß an deinem Bett und das ist die letzte Erinnerung, die ich an diesen Tag habe. Dein zerschnittenes Gesicht vor mir, umrahmt von zerzaustem Haar. Erika behauptete, sie hätte sich mit mir in deinem Zimmer unterhalten, aber das … ist mir entfallen. Trotzdem meinte der Chefarzt, damit könnte ich mir sogar mehr als die meisten anderen Koma-Patienten ins Gedächtnis zurückrufen.“
    „Das verstehe ich nicht. Wieso weißt du von Beethovens Musik, die ich dir vorgespielt habe? Woher wusstest du meinen Namen, wenn du angeblich nichts gehört hast und du dich an nichts erinnern kannst? Ich nehme an, du hast dir meinen Ausweis nach dem Unfall angesehen. Und in den Aufnahmepapieren stand ja auch ganz richtig Susann Seiler. Du jedoch bist aufgewacht und das erste, was ich von dir gehört habe, war Karo. Erkläre es mir.“
    Jäh verdüsterte sich Angels Miene, wurden seine strahlend blauen Augen nahezu schwarz. Karo griff hastig nach ihrer Brille und schob sie sich auf die Nase. Völlig verwirrt beugte sie sich näher zu dem Mann und starrte in die Augen, die sich derart schnell veränderten, dass sie nicht sicher war, ob sie richtig gesehen hatte. Nein, so viel hatte sie ganz bestimmt nicht getrunken!
    Angel schien Karos fassungslose Miene nicht bemerkt zu haben. „Ich wusste deinen Namen nicht“, murmelte er kopfschüttelnd, doch bestimmt.
    Mit einer fahrigen Bewegung seiner mit einem Mal heftig zitternden Hände griff er sich an die Schläfen und presste seine Finger dagegen. Seine Kopfschmerzen hatten ihn mit solcher Wucht überrannt, dass ihm übel wurde. Karo erschrak, als sie den gequälten Ausdruc k auf seinem Gesicht sah. Sein Blick kehrte sich nach innen und schien in sich selbst zu versinken.
    Wie immer, wenn er versuchte , sich zu erinnern, hatte er das Gefühl, als wollte irgendetwas seinen Schädel sprengen. Er wusste, dieses unfassbare Etwas würde den Weg nach draußen nicht finden und deswegen sein Hirn nur umso wütender traktieren. Was schloss seine Erinnerungen wie mit Ketten tief und unentrinnbar in seinem Inneren ein? Was war es, das sich wie ein wildes Tier gegen diese Fesseln warf und ihn mit wahnsinnigen Schmerzen peinigte?
    „ Ich hatte diesen Namen noch nie gehört, nichtsdestotrotz war er plötzlich da und beherrschte mein Denken mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es schon immer so gewesen. Und es war … richtig. Und gut. Dein Name war in mir, lebendig und völlig real, er umgab mich mit … mit Liebe und Wärme, wie ich sie nie zuvor erfahren habe. Er hat mir gegeben, wonach ich seit meiner Kindheit vergeblich gesucht habe.“
    Angel hatte die Augen geschlossen und redete mit monotoner Stimme, die losgelöst von ihm aus einer völlig anderen Richtung zu kommen schien. Instinktiv kroch Karo tiefer in sich zusammen, als sich die Haare auf ihren Armen aufrichteten und sie trotz der Wärme fröstelte.
    „Ich wusste, wie dieser Name aussieht, wie er duftet und spricht, sogar wie er sich anfühlt. Ich wusste deinen Namen nicht und doch erkannte ich ihn sofort. An jeder Bewegung, jedem Atemzug und leisen Lächeln. Dann sah ich meine Mutter, das erste Mal in meinem Leben, wie ich glaubte. Sie rief mich und winkte mir zu. ‚Komm mit und lerne eine Welt kennen, in der die Zeit stillsteht, bis das nächste Leben dich erwartet.’ Diese Aussicht war in der Tat mehr als verlockend und ich beschloss, ihr zu folgen.
    Ich kam nicht weit, denn a uf einmal hörte ich hinter mir Stimmen. Eine davon erschien mir so vertraut, dass ich mich unwillkürlich umdrehte und zurück schaute. Was ein großer Fehler war, denn da spürte ich … dich. Deine warmen Lippen auf meiner kalten Haut. Der unnachgiebige Griff deiner Hand, die mich festhielt. Bleib hier, öffne die Augen und dann sag meinen Namen.“
    „ Das habe ich gesagt. Und genau das hast du getan.“
    „ Eine unendliche Verletzlichkeit lag in den Augen meiner Mutter. Ich wollte zu ihr, sie in die Arme nehmen und trösten. Aber du hast mich nicht gehen lassen. Deine Stimme und deine Kraft waren so viel stärker.“
    Er öffnete die Augen u nd schaute Karo an. „Warum? Warum hast du mich zurückgehalten in einer Welt, in der ich nicht mehr sein wollte?“
    Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich aus seinem Sessel und kniete sich vor sie auf den Boden. Er ergriff ihre Hände, einen verkl ärten Ausdruck auf dem Gesicht.
    „Als ich wieder

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