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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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klopfte noch einmal, dann ertönte Sillys Stimme, wie schon heute morgen eine Oktave zu hoch.
    »Heyho«, rief sie, »bist du angezogen oder kann ich reinkommen?«
    Emily hielt in der Bewegung inne und stutzte.
    » Oh, no «, hörte sie Silly kreischen, »ich meine – das war jetzt falsch rum, ich wollte eigentlich fragen, bist du schon so weit? Dann würde ich reinkommen und wir könnten …«
    Emily riss die Tür auf. »… wir könnten gemeinsam rübergehen.«
    »Ich meine, nur wenn du willst«, fuhr sie mit einer lässigen Handbewegung fort und schob sich an Emily vorbei ins Zimmer. Dann drehte sie sich um und musterte ihr Gegenüber von Kopf bis zu den Zehen. »Hey, schau mal, wir passen ja eins zu eins zusammen! Das wird Joe umhauen! Grün ist das neue Schwarz, das erzählt er mir schon seit Tagen.«
    Silly grinste von einem Ohr zum anderen, während Emily unsicher an sich hinabblickte.
    Sie hatte sich für schwarze Jeans entschieden und den dunkelgrünen Pullover, von dem Fee behauptete, er bringe ihre Augen besonders zur Geltung. Doch ihr relativ schlichtes Outfit hielt nie und nimmer den Vergleich mit Sillys enganliegendem Minikleid stand, das sich in olive-farbener Schlangenleder-Optik an ihren schmalen Körper schmiegte. Ein breiter Ledergürtel schob sich halb schief über ihre Hüften, und mit den passenden Cowboystiefeln vermittelte sie endgültig den Eindruck einer Indiana Jane.
    Emily räusperte sich. »Du siehst toll aus«, erklärte sie anerkennend, und Sillys Grinsen wurde noch breiter. »Ich muss noch meine Haare föhnen, warte kurz, okay?« Während sich Emily umdrehte und auf das Bad zusteuerte, rief sie Silly über die Schulter hinweg zu: »Macht ihr euch immer so fein, wenn es abends ins Pub geht? Ich fürchte, dann habe ich nicht das Passende zum Anziehen dabei.«
    »Keine Sorge«, kam die Antwort so nah an Emilys Ohr, dass sie erschrocken herumfuhr. Silly war ihr durch den Raum gefolgt, setzte sich auf den Toilettendeckel und schlug die Beine übereinander. »Es gibt keinen Pub-Dresscode bei uns, falls du das meinst. Es gibt nur Joe, der wahnsinnig gerne Klamotten entwirft. Und irgendwer muss sie ja tragen. Er hat mich schon nach deinen Maßen gefragt.«
    Emily, mit der Bürste in der Hand, wirbelte herum und warf Silly einen entsetzten Blick zu, aber diese lachte nur. »Keine Sorge«, wiederholte sie und machte eine scheuchende Handbewegung. »Husch husch, föhn dich.«
    »Hat Rose dich raufgeschickt?«, rief Emily über das Getöse des Föhns hinweg. Sie konnte Silly im Spiegel sehen, wie sie sich in ihrer ohnehin makellosen Sitzposition noch ein wenig mehr aufrichtete. Ihre Yogalehrerin hätte ihre wahre Freude an dem Mädchen. Sie saß da wie eine Statue.
    »Ja, hat sie«, antwortete sie nickend. »Hauptsächlich, weil sie noch zu Pfarrer Harry wollte. Sie dachte wohl, es wäre nicht sehr angenehm für dich, wenn du alleine ins ›Holyhome‹ gehen müsstest. Ich schätze, alle werden schon ganz neugierig auf dich sein.«
    Sie sagte die Worte leichthin, aber Emily musste schlucken. Sie schloss die Augen und ließ die warme Luft des Trockners in ihrem Nacken kreisen. Alle werden schon ganz neugierig sein.
    Sie öffnete die Augen wieder. Silly musterte sie interessiert.
    »Wie geht es … meiner Großmutter?«, fragte sie schließlich, nachdem sie das Gerät ausgeschaltet hatte.
    »Hm.« Silly kräuselte nachdenklich ihre Stirn, was irgendwie auch ihre Nasenspitze mit einbezog. Emily fand, sie sah aus wie ein Comic-Tierchen. »Ich denke, es geht ihr inzwischen wieder besser«, antwortete sie. »Gestern Abend war sie ziemlich mitgenommen. Als ihr klar wurde, dass Esther wohl …« Sie senkte den Blick auf ihre Hände, die gefaltet in ihrem Schoß lagen. »Dass sie wohl …«.
    Emily löste sich von Sillys Anblick im Spiegel und drehte sich zu ihr um.
    »Wie konnte sie sich so sicher sein?«, fragte sie. »Weil ich gesagt habe, meine Mutter war Engländerin?«
    O Gott! O Gott, Emily!
    »Das ist furchtbar«, fuhr sie kaum hörbar fort. »Ich wünschte, ich hätte gewusst … Ich wünschte, ich hätte es ihr schonend beibringen können.« Sie sah Silly so unglücklich an, dass diese offenbar Mitleid mit ihr bekam.
    »Das ist nicht deine Schuld«, erklärte Silly ernst, während sie auf Emily zusteuerte und sie in die Arme schloss. Emily sog überrascht den Atem ein, ließ sie aber gewähren. Berührungsängste hatte dieses Mädchen offenbar nicht.
    »Du hattest keine Chance, die Familie

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