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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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willkommen.«
    Die Tür zur Küche knarzte, aber Emily widerstand dem Wunsch, sich umzudrehen. Rose legte ihr eine Hand auf den Arm und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, lag ein Lächeln darin.
    »Was stand in dem Brief, den sie dir hinterlassen hat?«, fragte sie sanft.
    »Sie solle ihre Wurzeln kennenlernen, das stand darin.«
    Bei dem eisigen Klang von Matts Stimme zuckte Emily zusammen. Sie drehte ihren Kopf, und da lehnte er an der Bar, nichts als Ablehnung im Blick.
    So willkommen also, dachte Emily voller Ironie.
    Sie hob herausfordernd das Kinn. »Stimmt genau«, gab sie zurück, bevor sie sich wieder ihrer Großmutter zuwandte und einen wärmeren Tonfall einschlug.
    »Ich kann den Brief holen, wenn du möchtest«, schlug sie vor. »Er ist drüben in meinem Zimmer.«
    Rose schüttelte den Kopf. »Das hat Zeit.« Sie zögerte einen Moment. »Emily – hat sie dir sonst noch etwas hinterlassen?«
    Emily blinzelte. Dann nickte sie und hielt Rose ihre rechte Hand entgegen. An deren Gelenk baumelte das Armband, das auf dem Brief gelegen hatte.
    Neun Augenpaare starrten Emily an. Es war jetzt so still in dem kleinen Pub, dass nur noch das Knistern der Holzscheite zu hören war. Dann krächzte eine heisere, helle Stimme: »Nun denn, wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, sollte ich mich wohl auch einmal vorstellen.« Die alte Dame kletterte umständlich von ihrem Barhocker, schlug währenddessen Matts Hand zur Seite, der ihr offenbar behilflich sein wollte, und huschte auf Emily zu. Sie war wirklich sehr klein, sehr schmal, wirkte aber dennoch resolut und irgendwie – zäh. Sie konnte sechzig sein oder siebzig, das ließ sich unmöglich schätzen, zumal sie ihre schlohweißen Haare im Nacken zu einem jugendlichen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie nahm Emilys Hand in beide Hände. »Hallo, Kindchen«, sagte sie, »ich bin Martha-May. Mir gehört der Laden nebenan.« Mit einem Nicken deutete Martha-May auf die Eingangstür, dann sah sie wieder zu Emily auf. »Du bist ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten«, stellte sie höchst sachlich fest, dann wandte sie sich an Adam.
    »Wie wäre es mit einem Gläschen von deinem guten Whisky, mein Junge? Ich denke, wir können jetzt alle ein Schlückchen vertragen.«
    Während Adam sich um die Getränke kümmerte, befreiten Eve und Josh die Tafel von den größtenteils kaum angerührten Speisen, und Martha-May sorgte dafür, dass Emily, Pfarrer Harry und Rose sich wieder setzten. Silly half dabei, den Tisch abzuräumen und wischte mit den übrig gebliebenen Servietten über das alte Holz. Es schien so, als wolle sich jeder irgendwie beschäftigen, und Emily machte sich in Gedanken eine Notiz, das Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufzugreifen. Was war mit diesem Armband? Wollten sie sie ablenken?
    Als der Tisch leer und sauber und mit gut gefüllten Whiskygläsern übersät war, kam auch Josh zurück, mit Matt im Schlepptau. Der würdigte Emily keines Blickes und setzte sich schweigend ans andere Ende der Tafel. So weit von ihr entfernt wie möglich.
    »Also«, setzte Pfarrer Harry an und hob sein Glas. » Cheers! «
    Alle anderen lachten erleichtert.
    » Cheers «, murmelte Emily und nippte vorsichtig an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Uh. Sie schmeckte nach Erde und Rauch und zu vielen Prozenten.
    Sie linste zu Matt hinüber. Er hatte das Glas zwar in die Hand genommen, setzte es aber wieder ab, ohne probiert zu haben.
    Was war er, Alkoholiker? Oder wollte er nur mit ihr nicht anstoßen? Dieser Typ, er war …
    »Emily!«
    Sie zuckte zusammen. Silly zupfte an ihrem Ärmel.
    »Josh hat dich etwas gefragt«, bemerkte sie vorwurfsvoll.
    »Oh, tut mir leid.« Emily ließ das Glas los, das sie gedankenverloren auf dem Tisch hin und her geschoben hatte und faltete stattdessen die Hände in ihrem Schoß. »Ich war wohl abgelenkt. Schieß los!«
    Josh machte den Mund auf, aber Silly kam ihm zuvor.
    »Er möchte wissen, ob du tatsächlich vorhast, Medizin zu studieren«, plapperte sie.
    Emily nickte. »Ja, das habe ich vor«, sagte sie. »Ich … mein Vater war Chirurg. Ich habe schon früh angefangen, die Bücher zu lesen, die er mir hinterlassen hat.« Sie zuckte mit den Schultern. »Irgendwie bin ich wohl hängengeblieben.«
    Matt räusperte sich. Emily drehte ihm den Kopf zu und hob fragend ihre Augenbrauen.
    Er hob abwehrend eine Hand. »Gar nichts«, sagte er.
    Emily wollte schon wieder wegsehen, da fügte Matt hinzu: »Ich dachte nur

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