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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Gesichtsausdruck nach zu urteilen – wohl nicht hundertprozentig sicher gewesen. Doch als sich der Wald schließlich lichtete und den Blick in ein weites Tal freigab, sahen sie es am Rande eines kleinen Sees stehen. Und nach der zweiten, stundenlangen Wanderung des Tages sprach Matt zum ersten Mal wieder.
    »Gott, dieses Moor ist einsam«, sagte er.
    Emily runzelte die Stirn.
    Vielen Dank für diese Information, dachte sie schnippisch. Seit sie das »verschwundene Dorf« verlassen hatten, hatte sie keine weitere Erklärung bekommen und sich zähneknirschend in Geduld geübt. Nun sollte er sie besser nicht reizen. Obwohl natürlich stimmte, was Matt sagte. Sie waren eine Ewigkeit gegangen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Sie hatten aus einem kristallklaren Bach getrunken, seltsamen Vogellauten gelauscht und sogar zwei der wilden Dartmoor-Ponys gesehen, doch getroffen hatten sie niemanden.
    Die Sonne musste inzwischen schon sehr hoch stehen, schaffte es aber nicht, sich durch den nebligen Himmel zu kämpfen. Stattdessen ließ sie ihn in einem fast mystischen Licht schimmern. Der Boden fühlte sich nach wie vor kalt und feucht an, und Emily fror noch immer, doch die Schönheit der Landschaft ließ für einen Moment vergessen, warum das so war. Warum sie hier war.
    Das Cottage, das mit seinen spitzen Giebeln und den turmförmigen Schornsteinen eher einem kleinen Schloss ähnelte, setzte sich dunkelgrau ab vom silbrigen Grün, das gespickt war von blauen Glockenblumen und Farnen und zerzausten, windschiefen Bäumen.
    »Wem gehört es?«, krächzte Emily schließlich, die Stimme vom langen Schweigen wie eingerostet. »Das Haus«, präzisierte sie.
    Matt sah sie an. »Falsche Frage«, sagte er und setzte seinen Weg in Richtung Cottage fort.
    Emily war sprachlos, allerdings nur für einen winzigen Augenblick. »Falsche Frage?«, empörte sie sich, während sie hinter Matt herlief. »Was soll das heißen: falsche Frage? Du hast den ganzen Weg über kein einziges Wort mit mir geredet – worüber ich wiederum kein Wort verloren habe, obwohl ich wirklich finde, dass du mir eine Erklärung schuldest.«
    Schweigen.
    Emily rang geräuschvoll nach Luft. »Das ist …«
    »Ich weiß nicht, wem es gehört.« Matt war so abrupt stehengeblieben, dass Emily ins Taumeln geriet, als sie vor ihm abbremste. Er stabilisierte sie mit beiden Händen, ließ sie aber sofort wieder los.
    Emily verschränkte die Arme vor ihrem Körper und starrte trotzig zu ihm auf. »Das machst du mit Absicht, oder?«, fragte sie.
    Matt seufzte. »Was? Was mache ich jetzt wieder?«
    Seine Stimme klang ergeben, sein Gesichtsausdruck aber war genervt. Und wieder dieses Funkeln in den Augen.
    »Du …« Für einen kurzen Moment verlor Emily den Faden. Sie hatte diese Kälte in Matts Blick schon öfter gesehen, genauso oft, wie sie meinte, etwas anderes darin zu lesen.
    Keine Ahnung, dachte sie ungeduldig. Verzweiflung vielleicht. Vor ein paar Stunden, als er sie bat, ihm zu vertrauen, hatte er ihr beinahe leidgetan.
    Emily seufzte. »Du provozierst mich«, murmelte sie schließlich und fügte dann etwas lauter hinzu: »Warum sagst du nicht einfach, dass du nicht weißt, wem das Haus gehört?«
    Matt betrachtete Emily einen Moment lang, als habe er ihre Frage nicht verstanden, dann hob er den Blick in Richtung des Cottages. Als er sie wieder ansah, war der Ausdruck in seinen Augen ruhig und gefasst.
    »Weil nichts einfach ist«, antwortete er.
    Emily runzelte die Stirn.
    »Ich wusste einmal, wem das Haus gehört, aber im Moment …« Matt zögerte, dann fuhr er fort: »Mir fehlen die Anhaltspunkte.«
    Wieder wandte er sich von ihr ab und dem Cottage zu, und Emily sah schnell zu Boden. Ihr war auf einmal schwindlig. Bestimmt, weil sie zu lange nichts gegessen hatte. Ganz sicher sogar.
    »Wem auch immer es gehört, ich hoffe, er ist nicht zu Hause«, fügte Matt hinzu, während er sich umdrehte und seinen Weg zum Haus fortsetzte.
    Sofort war Emily wieder hellwach. »Wie meinst du das?«, rief sie hinter ihm her. »Wer soll uns denn dann die Tür öffnen?«
    Matt antwortete nicht, er zuckte nur mit den Schultern.
    »Das ist nicht dein Ernst«, empörte sich Emily, dann aber schwieg sie. Sie freute sich so sehr auf ein warmes Essen, eine heiße Dusche und einen weichen Sessel, in dem sie sich ausruhen konnte, dass ihr fast gleichgültig war, wie sie dieses Ziel erreichen würden.
    Fast.
    »Okay, warte hier, ja?« Matt war unter einem der gedrungenen Bäume

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