Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
machen sollte«, murmelte sie. Aber sie wusste natürlich, noch während sie den Satz vollendete, dass dies eine Lüge war.
12
W ow.« Matt griff sich eine Toastecke und kratzte etwas gesalzene Butter darauf, während er Emily von der Seite einen amüsierten Blick zuwarf.
»Mpf?«, gab Emily unverständlich zurück. Es war ziemlich offensichtlich, dass nicht noch mehr gebratene Pilze in ihren Mund passten, doch sie versuchte es trotzdem.
Köstlich! Und diese Würstchen waren lecker! Und überhaupt: Warum nörgelten nur immer alle an der englischen Küche herum? Dieses Frühstück war das Beste, das sie seit Tagen gegessen hatte.
Jetzt erinnerte sie sich wieder: Das Letzte, das sie zu sich genommen hatte, war ein halber Burger im »Holyhome«, bevor sie … Emily hielt während des Kauens inne und schloss für eine Sekunde die Augen, dann setzte sich ihr Kiefer wieder in Bewegung. Sie wollte jetzt nicht daran denken. Sie wollte einfach nur essen.
Das erste Mal seit Tagen fühlte sie sich wohl und warm und satt und ausgeruht, obwohl die halsbrecherische Kletterpartie erst weniger als sechzig Minuten hinter ihr lag. Obwohl es noch keine zwei Stunden her war, dass sie sich so verloren gefühlt hatte wie seit Jahren nicht mehr. Dass sich die Welt, wie sie sie kannte, in atemberaubender Geschwindigkeit um sich selbst gedreht und in Luft aufgelöst hatte. Puff.
»Für eine Person deiner Größe hast du einen gesegneten Appetit.« Matt hielt immer noch seinen Toast in der Hand, biss aber nicht hinein. »Möchtest du noch eine Portion?«, witzelte er.
Emily schüttelte all die ernsten Gedanken ab, setzte eine gespielt grüblerische Miene auf und antworte zwischen zwei Bissen: »Nein, vielen Dank. Obwohl ich das sicher verdient hätte – schließlich befinde ich mich auf der Flucht.« Sie wollte eben eine Gabel voll Spiegelei zum Mund führen, als ihr etwas einfiel. »Ach, du liebe Güte!«, platzte sie heraus. »Können wir uns das überhaupt leisten?« Sie beugte sich zu Matt und flüsterte: »Wir haben doch gar kein Geld, oder? Ich meine, womit bezahlen die Leute überhaupt im Jahr 1981?«
»Mit Pfund«, antwortete Matt sofort. Er schnappte sich seine Teetasse und vergrub seine Nase darin. Emily kam es so vor, als sei ihm die Frage unangenehm. Als er wieder auftauchte, war sie sich sogar sicher, denn er vermied es auffallend ungeschickt, sie anzusehen. »Mach dir darüber keine Gedanken«, murmelte er und stand auf. »Ich hole uns noch etwas Saft.«
Nachdenklich sah Emily ihm nach. Sie hatte so eine Ahnung, woher das Geld kam, und sie fragte sich, ob es Matt immer so erging. Mussten er und die anderen aus Hollyhill stehlen und betrügen, während sie durch die Zeiten reisten? Oder waren sie unter normalen Umständen besser ausgerüstet?
Hatte sie normal gesagt? Emily seufzte und schob ihren Teller von sich. Sie hoffte jedenfalls, dass diese überstürzte Reise in die Vergangenheit schuld an ihren außergewöhnlichen Umständen war. So konnte niemand leben.
»Ich hab’ uns ein bisschen Lesestoff mitgebracht«, erklärte Matt, als er sich zurück an den Tisch setzte. »Bist du fertig?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte er den Orangensaft ab und räumte dann ihre Frühstücksteller, den Ständer mit Brot und die Marmeladengläser beiseite. Anschließend breitete er mehrere Zeitungen vor ihnen aus.
Sie hatten sich einen großen, klobigen Holztisch unter dem Fenster ausgesucht, um den herum noch keine anderen Gäste saßen. Um diese Zeit war das Pub ohnehin so gut wie leer, lediglich zwei weitere Nischen waren besetzt mit Männern, die eine Tasse Tee tranken und die Morgenpost lasen. Das Lokal, eine steinalte, urige Kneipe, war das einzige in dem winzigen Ort, den sie nach etwa fünfzehnminütiger Motorradfahrt erreicht hatten. Mit seinen groben, unverputzten Mauern, den schweren Holzmöbeln und den Pferdehalftern an der Wand wirkte es wie aus der Zeit gefallen. Als sei die Zeit stehengeblieben. Nichts deutete auf die 80er-Jahre hin.
Gar nichts.
»Oh, mein Gott!«
Emily kreischte, und Matt fluchte über den Saft, der ihm über das Kinn auf sein T-Shirt zu tropfen drohte. »Was zum Henker …«, setzte er an, während er sich über den Tisch beugte und nach dem Serviettenspender griff, doch Emily schnitt ihm das Wort ab. »Sieh dir das an, sieh dir das an!« Sie klopfte auf seinen Arm und er beeilte sich, sein Glas abzusetzen, um weitere Überschwemmungen zu vermeiden. »Was um Himmels willen ist los mit
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