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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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sie niemals verlassen, und ihre Freundin würde sie retten. Und mit etwas Glück bekäme sie heute vielleicht die Gelegenheit, ihre Mutter und ihren Vater vor ihrem Schicksal zu bewahren.
    »Hier muss es sein.«
    Sie hatten eine weitere halbe Stunde gebraucht über die schmalen Straßen des Dartmoors, waren dann über die Landstraße nach Exeter, über den Fluss und Richtung Bahnhof gefahren, nun hielt Matt den Wagen vor einem niedrigen Gebäude, weiß getüncht und mit schwarzen Fensterrahmen, öffnete die Fahrertür und musterte das Haus. Er zog Sillys Zettel aus der Jackentasche. »›Funnys Flowerhouse‹«, las er und drehte sich lächelnd zu Emily um. »Klingt nach Silly, oder?« Damit löste er den Gurt und stieg aus. Emily folgte ihm wortlos, doch statt sich das B&B anzusehen, in dem ein Zimmer für sie reserviert sein sollte, lenkte sie ihren Blick auf die andere Straßenseite. Prächtig, alt und turmhoch thronte das »High Arch Hotel« über ihnen, ein Koloss von einem Haus, aus dunkelrotem Backstein und mit majestätischer, fast drohender Ausstrahlung. Oder bildete sich Emily Letzteres nur ein?
    Irgendwo da drin ist Quayle, dachte sie und fröstelte. Und irgendwo da drin ist meine Mutter.
    Sie löste ihren Blick von dem Haus und drehte sich um zu Matt, der sie schweigend beobachtete. »Komm«, sagte er, nickte ihr zu und ließ sie vorangehen.
    Das Innere des »Flowerhouses« hielt, was der Name versprach: Üppige Blumenvasen zierten jede Ecke und jeden Tisch in dem ausladenden Eingangsbereich, der für die sonst eher gedrungenen, britischen Verhältnisse beinahe tanzsaalmäßige Ausmaße hatte. Es lag eine so penetrante Süße in der Luft, dass Emily automatisch durch den Mund atmete. Das Mädchen hinter der Rezeption war jung, blass und sommersprossig, und es steckte eine Rose in seinem Haar. Sie wurde rot, als sie Matt den Schlüssel überreichte, und noch röter, als er sie nach der Richtung fragte, in der sie gehen mussten, um ihr Zimmer zu finden.
    Sahen alle Mädchen Matt so an wie dieses hier? Sie hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, das zu überprüfen. Aber ja, er sah unverschämt gut aus. Sieh es ein, Emily!
    Sobald sie das Zimmer betreten hatten, lief sie zum Fenster und schob den Vorhang beiseite. »Oh«, machte sie, und Matt, der hinter ihr aufgetaucht war, lachte.
    »Was hast du gedacht? Dass du dich mit einem Feldstecher hinter der Gardine verschanzen und direkt in Quayles Zimmer sehen kannst?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und grinste Emily an. Sie löste ihren Blick von dem betongrauen Hinterhof und ließ ihn stattdessen durchs Zimmer schweifen. Blumentapeten, Blumenkissen, Blumenteppiche. Blumenverzierte Lampenschirme.
    Emily, ermahnte sie sich im Stillen. Wenn er sich verhalten kann, als wäre nie etwas geschehen zwischen euch, dann kannst du das auch!
    Schließlich sah sie ihn an.
    »Wie gehen wir also vor, Sherlock?«, fragte sie, und sofort verflüchtigte sich Matts Grinsen zu einem unsicheren Lächeln.
    Er räusperte sich. »Ich dachte, wir gehen erst mal gar nicht vor – Watson –, sondern ich.« Damit drehte er sich von Emily weg und stellte ihre Tasche auf dem breiten Doppelbett ab. »Ich hab’ deine Sachen eingepackt, falls du dich in Joes Verkleidung unwohl fühlst«, murmelte er, zog den Reißverschluss auf und nahm seine eigene Jeans, seine Lederjacke und seine Stiefel heraus. Er wirkte auf einmal ungeheuer geschäftsmäßig, und Emily spürte, wie Ärger in ihr aufflammte. Das also war seine Lösung? Er wollte sie im Zimmer zurücklassen?
    Matt streifte seine 80er-Jahre-Jacke ab, warf sie auf den Sessel neben der Tür und verschwand mit seiner Kleidung im Bad. Es war eindeutig, dass er es vermied, Emily anzusehen.
    »Ich gehe rüber ins Hotel und schaue mich dort um«, hörte sie ihn durch die halb geöffnete Tür rufen. »Ich will herausfinden, was das Programm für heute Nachmittag vorsieht, und wie ich es anstelle, auf diese Gala-Veranstaltung zu kommen.«
    Mit drei Schritten war Emily bei der Badtür und stieß sie auf. Im Rahmen blieb sie stehen und funkelte Matt an. Der zog hastig sein T-Shirt über den Kopf und riss erschrocken die Augen auf.
    »Was …«, sagte er, aber Emily ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Okay, was soll das werden?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte leicht. Sie hatte gewusst, es würde zu dieser Konfrontation kommen, doch nun, da es so weit war, schmerzte sie Matts Verhalten mehr als ihr lieb war. »Stellst du dir

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