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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Flügelschlag der Taube, die eben über ihre Köpfe hinwegstob.
    Emily saß wie versteinert. Sie konnte es sich nicht erlauben, ihren Emotionen nachzugeben, nicht jetzt. Ja, diese Frau war ihre Mutter. Und Nein, sie würde jetzt keine Sekunde länger darüber nachdenken, was diese Tatsache in ihr auslöste.
    »Was willst du damit andeuten, Josh?« Esthers Stimme klang rau.
    Josh seufzte. »Ich will gar nichts andeuten«, antwortete er ruhig. »Wir sollten uns auf diesen Fall hier konzentrieren.«
    »Willst du damit sagen, das tue ich nicht? Was wirfst du mir vor?«
    »Esther …« Josh klang, als bereute er bereits, das Thema angeschnitten zu haben.
    »Nein, was?«
    Ihre Mutter schien sich in Rage zu reden. Um was ging es hier auf einmal? Verwirrt sah Emily zu Matt, doch der wirkte ebenso ratlos wie sie.
    »Sag es mir!«, hörte sie Esther rufen. »Du willst mir nicht ernsthaft vorwerfen, dass sich ein anderer Mann für mich interessiert? Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, der …«
    »Hey!« Eine Frauenstimme schrillte durch den Hof. Abermals quietschte das Eisentor, dann näherte sich das Stakkato hoher Absätze. »Was treibt ihr denn hier?«
    Eve, formte Matt lautlos mit seinen Lippen, und Emily nickte. Sie hatte die Stimme der sanftmütigen Barfrau aus Hollyhill erst einmal gehört und nun, in dieser hastig gezischten Form, kaum wiedererkannt.
    Niemand antwortete ihr. Emily war in Versuchung, einen weiteren Blick hinter den Rand ihres Verstecks zu werfen, traute sich aber nicht mehr.
    Schließlich räusperte sich Josh. »Hat er dich gesehen?«, fragte er.
    »Natürlich nicht.« Eve klang empört.
    »Gut. Er soll uns nicht mit Hollyhill in Verbindung bringen. Also«, fuhr er fort, »was hast du herausgefunden?«
    »Sie ist wie vom Erdboden verschluckt«, erklärte Eve. »Ich hab’ noch gesehen, wie sie über den Mittelgang auf den Ausgang zusteuerte, aber als ich dort ankam, war sie verschwunden.«
    Emily und Matt tauschten einen Blick.
    »Wie sieht sie aus?«, fragte Esther steif.
    Eve holte Luft. »Dunkle Haare, etwas über schulterlang, Pony. Mittelgroß. Sie ist ziemlich bunt hergerichtet, pinkfarbene Leggings, lila Strähnen.«
    »Wie alt ist sie?«, fragte Josh.
    »Jung«, antwortete Eve. »Keine zwanzig, würde ich schätzen.«
    Abermals entstand eine Pause, in der jemand seufzte. Emily runzelte die Stirn.
    »Jetzt wissen wir auch, warum er dich nicht beachtet hat«, erklärte Josh schließlich. »Du bist ihm zu alt.«
    »Na, vielen Dank«, gab Esther zurück, doch ihre Stimme klang nicht mehr ärgerlich, eher erschöpft. »Was unternehmen wir also?«
    »Zunächst einmal müssen wir das Mädchen von ihm fernhalten«, schlug Eve vor.
    »Ja, aber allein damit ist es nicht getan«, sagte Josh. »Wir müssen endlich Kontakt zu ihm aufbauen.« Er überlegte einen Moment. »Esther, versteh’ das nicht falsch, aber mit dir als Lockvogel wird die Geschichte nicht mehr funktionieren, nachdem er nun dieses Mädchen gefunden hat, das besser in sein Beuteschema passt.«
    »Aber Josh …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Und wir werden verhindern, dass ihr etwas passiert.«
    Emily spürte, wie sich Matt neben ihr bewegte. Als sie sich zu ihm drehte, hatte er die Hände im Nacken verschränkt und eine sorgenvolle Miene aufgesetzt. Sie konnte leicht erraten, was ihm zu schaffen machte, und ein schlechtes Gewissen breitete sich in ihrem Inneren aus. Sie hatte Quayle auf sich aufmerksam gemacht. Sie hatte die Pläne von Josh, Eve und ihrer Mutter durchkreuzt und den ganzen Ablauf durcheinandergebracht. Und, schlimmer noch: Die drei suchten nun nach ihr, dem Mädchen, das Quayles nächstes Opfer sein könnte.
    Zwar hatten Matt und sie noch nicht über ihr konkretes Vorgehen gesprochen, doch konnte sie sich lebhaft ausmalen, dass es nicht seinen Vorstellungen entsprach, sie als Köder einzusetzen.
    Und doch.
    War dies nicht von Anfang an die einzig plausible Lösung gewesen? Dass sie, Emily, Quayles Interesse weckte und ihn von ihrer Mutter ablenkte? Weil er ihre Spur schließlich nicht verfolgen konnte – weil es im Jahr 1981 nämlich noch gar keine Spur von ihr gab? Emily war sich sicher, dass Matt diese Möglichkeit ebenfalls sah, sie aber keine Sekunde lang in Betracht gezogen hatte. Was auch immer er vorhatte, es würde sie niemals mit einschließen. Doch was wäre dann? Würde er Quayle wirklich von ihrer Mutter und den anderen ablenken können? Würde das Fee retten? Und noch etwas: Wenn sie sich

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