Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
Vom Netzwerk:
aus allem raushalten sollte, wenn sie an diesem Ort gar keine Aufgabe zu erfüllen hatte – warum war sie dann überhaupt durch die Zeit hierher gereist?
    »Ich finde die Idee mit dem Parkplatz nach wie vor gut«, erklärte Eve, und Emilys Gedanken kehrten ins Hier und Jetzt zurück. »Wir müssen ihn herauslocken. Und wir müssen ihn dazu bringen, etwas Dummes zu tun.«
    Esther schnaubte. »Er wird sicherlich nichts Dummes für uns tun, wenn ich ihn nicht motivieren kann. Es ist alles ein verdammter Mist.«
    »Hm«, machte Josh. »Vielleicht können wir ihn nicht ködern, vielleicht werden wir ihn nicht in flagranti erwischen. Aber vielleicht bringen wir ihn dennoch dazu, etwas Dummes zu tun.«
    »Wie?«, fragten Eve und Esther gleichzeitig.
    »Indem du ihn heute Abend mit deinem Wissen konfrontierst, Esther«, antwortete Josh. »Wir werden dafür sorgen, dass du bei dem Galadinner in seinem Bereich eingesetzt wirst. Du wirst einen günstigen Moment abpassen, in dem euer Verschwinden möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zieht, und ihm gegenüber andeuten, dass du weißt, was für ein mörderisches Schwein er ist. Er wird dir zu hundert Prozent auf den Parkplatz folgen, um dich zum Schweigen zu bringen.«
    »Und während er das versucht …«, begann Esther.
    »… schlage ich Alarm, um ein paar Zeugen auf uns aufmerksam zu machen, und Josh überwältigt ihn«, vollendete Eve.
    »Exakt«, stimmte Josh zu. »Ich habe den Wagen dort drüben geparkt. Wir sind weg, bevor die Polizei hier auftaucht, um uns Fragen zu stellen. Den Rest werden andere übernehmen – und der Brief mit den Hinweisen, den die Polizisten in Quayles Jackentasche finden werden.«
    »Hm.« Wieder war das Tok-Tok von Sohle auf Beton zu hören. »Ich weiß nicht«, erklärte Esther zögernd. »Bin ich die Einzige, der das ein bisschen zu leicht vorkommt? Ich meine, wir sind hier nicht bei Astrid Lindgren. Quayle hat drei Menschen umgebracht, mindestens, und bisher ist ihm noch niemand auf die Schliche gekommen. Meint ihr wirklich, er lässt sich so einfach provozieren und aus seiner Deckung locken?«
    »Ich bin mir sogar ziemlich sicher«, antwortete Josh. »Unser großer Vorteil ist doch, dass wir über ihn Bescheid wissen. Das wird ihn auf eine Weise verunsichern, die ihn womöglich unüberlegt …« Josh stoppte mitten im Satz und Emily hob überrascht den Kopf. Schritte näherten sich, jetzt konnte sie es auch hören, und dann bewegte sich nicht die Tür zur Küche, sondern die, aus der sie und Matt gekommen waren. Die in ihrem Blickfeld lag. Von der aus sie gesehen werden konnten.
    In dem Bruchteil einer Sekunde hatte Matt sie auf die Füße und hinter sich hergezogen, an die Stirnseite des Containers jetzt. Dort blieben sie stehen.
    »Entschuldigen Sie bitte!«
    Emilys Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Es war ihr Vater, der da sprach, mit seiner sanften, tiefen Stimme, und sie fragte sich unwillkürlich, wie viele dieser emotionalen Schockmomente sie an diesem Tag wohl noch überstehen musste. Viel mehr durften es nicht werden. Viel mehr würde sie nicht aushalten.
    Ihr Vater räusperte sich. »Miss Esther, ich, äh – Mr. Jamison hat nach Ihnen gesucht, der nächste Programmpunkt wäre eine Diskussionsrunde, die in etwa zehn Minuten beginnt.« Noch einmal Räuspern. Ohne hinzusehen war Emily klar, dass ihr Vater zutiefst verunsichert war. Womöglich hatten ihm seine Gefühle die Sprache verschlagen. Womöglich war es bei ihm wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Sie würde so gerne … nur ganz kurz, ein Blick …
    »Ich habe Mr. Jamison angeboten …«, fuhr er fort, doch da kam ihm Emilys Mutter zu Hilfe.
    »Aber natürlich, Richard«, antwortete sie. Aller Sarkasmus war verschwunden, alle Gereiztheit auch. Sie machte ein paar Schritte, vermutlich in seine Richtung. Und sie sagte noch mehr, über Flaschen und Gläser hinter und auf der Bühne, aber die Worte lösten sich auf in Emilys Kopf. Sie konnte nur eines denken: Ihre Mutter und ihr Vater, zusammen, nicht einmal zwei Meter von ihr entfernt. Sie musste sie einfach sehen. Und Matt, der stumm hinter ihr gestanden hatte, wusste es. Er drehte sie ganz leicht und schob sie dann ein winziges Stück zur Seite. Und durch den Spalt, den ein Griff des Containers freigab, sah sie sie.
    Dass sie zitterte, fiel ihr erst auf, als Matt sie sanft an den Schultern berührte und sie drehte, noch einmal, diesmal in seine Richtung. Dann nahm er sie in seine Arme und hielt sie fest. Emily,

Weitere Kostenlose Bücher