Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
zur Säule erstarrt, ließ es geschehen.
Matt streichelte ihr Haar, diesmal war es keine Einbildung. Und nach ein paar Minuten, als die anderen gegangen und sie allein zurückgeblieben waren, redete er sanft auf sie ein.
Wie in Trance hörte Emily seine Stimme. Und erst, als sie zuließ, dass auch seine Worte sie erreichten, füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Shhhh, alles ist gut«, flüsterte Matt in ihr Ohr. »Du musst loslassen.« Ihr war, als schmiegte er seine Wange in ihr Haar. »Lass los, Emily.«
Also schloss Emily ihre Augen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie legte ihre Hände um Matts Taille und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Sie spürte, wie ihre Schultern bebten und wie sich seine Arme enger um sie schlossen. Sie war ihm jetzt so nah, dass sie den Kopf heben musste, um Luft zu bekommen.
Matts Lippen schwebten neben ihrer Schläfe, sein Atem streifte ihre Haut. Emily weinte immer noch, doch allmählich wusste sie nicht mehr zu sagen, weshalb. Sie erschauerte in Matts Armen und seine Hände schlossen sich um ihren Hinterkopf.
Und dann küsste er sie.
Erst an der Schläfe, doch seine Lippen bewegten sich schnell weiter, ihre Wange entlang, hin zu ihrem Mundwinkel. Er berührte jedes Stück Haut dazwischen und jede Träne auf seinem Weg, und als sein Mund sich auf ihren legte, war Emily so geschockt, dass sie die Luft anhielt. Dann öffneten sich auch ihre Lippen.
Matt küsste sie, zögernd erst, doch dann schlossen sich seine Arme noch fester um sie, er seufzte und sein Kuss wurde fordernder, und Emily ließ sich nur zu gern davontragen. Für den Moment gab es nur ihn. Seine Hände, die ihre Haare zerwühlten und die sie an ihn pressten, seinen Herzschlag, der gegen ihren eigenen hämmerte und die Muskeln in seinem Rücken, die unter der Berührung ihrer Fingerspitzen zuckten.
Matt küsste sie, und Emilys Schmerz schmolz dahin.
17
E mily beugte sich über das Waschbecken und spritzte kaltes Wasser in ihr Gesicht. Ihre Wangen waren heiß wie im Fieber und ihre Augen brannten nicht weniger. Sie konnte sich nicht erinnern, wie lange sie dort auf dem Parkplatz gestanden und sich umschlungen hatten, doch im Nachhinein kam es ihr ewig vor. Sie hatte Matt nicht gedrängt, aufzuhören. Und er hatte es nicht getan. Erst, als ihnen die Luft ausgegangen war, hatten sie sich ein wenig unbeholfen voneinander gelöst, und Matt hatte sie schweigend zurück in das B&B gebracht.
Und nun sah sie grauenvoll aus. Die Nase rot und geschwollen, die Augen wässrig und trüb zugleich. Ein paar Spritzer würden hier nichts ausrichten können, also nahm Emily ein geblümtes Handtuch aus dem Regal neben dem Spiegel und tränkte es unter dem Wasserhahn. Sie drückte es aus, setzte sich auf den schmalen Hocker neben der Badewanne und legte den nassen Frottee auf ihr Gesicht. Die feuchte Kühle tat so gut. Mit einem wohligen Seufzer ließ sie ihren Kopf nach hinten gegen die Kacheln sinken.
»Warte hier auf mich«, hatte Matt gesagt. »Ich muss schnell etwas erledigen.«
Emily stöhnte auf.
Was er jetzt wohl von ihr dachte? Sie hatte geheult wie ein Kleinkind und sich dabei an ihn geklammert wie diese Magnet-Äffchen an einen Kühlschrank. Kein Wunder, dass er sie geküsst hatte! Er hatte Mitleid mit ihr gehabt!
Das Schlimmste aber war: Sie hatte sich wohl dabei gefühlt. Ihre Tränen waren längst getrocknet gewesen, doch sie hatte sich geweigert, loszulassen.
Sie hatte den Moment genossen, obwohl er doch so – so schrecklich gewesen war.
Grauenvoll.
Verwirrend.
»Emily?«
»Oh, autsch!« Beim plötzlichen Klang seiner Stimme war Emily so erschrocken aufgesprungen, dass sie sich das Knie an der Badewannenkante angeschlagen hatte. Der Hocker prallte mit einem dumpfen Klong auf den Boden, während das feuchte Handtuch auf die Fliesen platschte.
Matt klopfte energisch an die Badtür. »Emily, alles in Ordnung da drin?«
»Aber ja!« Natürlich. Klar. Was sollte nicht in Ordnung sein? »Ich mache mich nur eben fertig. Bin gleich soweit.«
Mit einer ungeduldigen Geste zupfte sie den Saum ihres Kleides nach unten. Sie hatte einen mittelschweren Schock erlitten, als sie das schwarze Nichts aus der Tasche zog, die Silly für sie gepackt hatte. Sie hatte inständig gehofft, etwas vorzufinden, das nicht pink war, doch dass Joe für sie stattdessen einen schulterfreien Minischlauch vorgesehen hatte, verschlug ihr für einen Moment den Atem. Sie fühlte sich nackt, doch leider mangelte es an Alternativen.
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