Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Ihre zerrissene Jeans zu einem abendlichen Empfang? Unmöglich. Und die rosafarbene Leggings von heute Morgen? Auf gar keinen Fall!
Emily seufzte. Nicht nur, dass sie Matt nach dieser peinlichen Szene überhaupt unter die Augen treten musste, war sie gezwungen, es in diesem Nachtclub-Outfit zu tun.
Sie hob die Tasche vom Boden und kramte darin nach den weiteren »Schätzen«, die Joe und Silly für sie zusammengestellt hatten: Ein bauchfreies Jäckchen im Zebra-Look, dazu passende Pumps und ein im gleichen Design gehaltenes Ziertuch. Die Kleider hätten genauso gut aus dem Kostümfundus des Denver-Clans stammen können.
Emily entschied sich, zumindest auf die Schuhe zu verzichten und stattdessen bei ihren schwarzen Ballerinas zu bleiben. Sie wollte bei diesem wichtigen, vielleicht gefährlichen Auftritt, der ihr bevorstand, nicht auch noch auf Absätzen umherstolpern müssen. Doch sie schlüpfte in die schwarz glänzenden Nylons und knotete das Tuch um ihren Hals, um zumindest ein kleines Stück Haut zu bedecken. Die Schnitte an ihren Armen verbarg sie unter den Ärmeln des Zebra-Jäckchens.
Blieb noch ihr Gesicht.
Nach einem weiteren Blick in den Spiegel beugte sich Emily über die Badewanne und ließ eisiges Wasser über Stirn und Wangen laufen. Dann stellte sie auf Warm und begann, die lila Farbe aus ihrem Haar zu waschen. Sie trocknete es, föhnte es, teilte es in zwei dicke Strähnen und begann zu flechten. Sie legte Wimperntusche auf und ein ganz klein wenig Rouge. Zuletzt tupfte sie den rosafarbenen Gloss auf ihre Lippen, atmete tief ein, öffnete die Tür und ging in die Offensive.
»Ich weiß, was du denkst, aber glaub’ mir, es ist die einfachste Lösung, und wir wussten doch von vornherein, dass am besten ich den Köder …« So plötzlich Emily ihren Redeschwall gestartet hatte, so abrupt versiegte er jetzt. Sie war drei Schritte ins Zimmer gegangen, und dann stand sie Matt gegenüber, der sie anstarrte, mit Augen groß und veilchenblau, und Emily starrte zurück. Sie kam sich vor wie eines dieser Mädchen aus den amerikanischen Highschool-Filmen, das die Treppe herunterschreitet, um ihr Date für den Abschlussball zu begrüßen. Das dem Jungen, der noch nie zuvor so elegant gekleidet gewesen war, zittrig die Hand reicht, um das Blumenbouquet zu empfangen, passend zum Dress.
Emily spürte, wie ihre Wangen sich erwärmten. Sie wünschte die albernen Gedanken aus ihrem Kopf und ihr Kleid ein Stück länger. Sie wünschte, sie könnte damit aufhören, über Matt nachzudenken und zu fühlen, was sie fühlte.
Matt räusperte sich und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Wir sind ein kleines bisschen overdressed, oder?«, fragte er, und Emily dachte unwillkürlich, dass auch er erhitzt aussah. Und irgendwie peinlich berührt.
Hilflos hob sie die Schultern. »Keine Ahnung, was die Leute in den 80er-Jahren auf Gala-Events wie diesen so anziehen.«
O Gott. Sie stöhnte innerlich. Was redest du denn da?
Laut fuhr sie fort: »Hoffen wir einfach, dass die anderen auch in Anzug und Abendkleid aufkreuzen.«
Matt nickte.
Er stand nicht einmal einen Meter von Emily entfernt und als sie jetzt einatmete, sog sie seinen Duft ein. Er roch nach – Matt .
Es war unglaublich, wie nah sie sich gekommen waren in den vergangenen drei Tagen.
Matt roch wunderbar nach Matt und er sah umwerfend aus.
»Okay«, sagte er und holte Luft. »Was denke ich also?«
Emily runzelte verwirrt die Stirn. »Wie bitte?«
»Du kamst aus dem Bad und sagtest: ›Ich weiß, was du denkst‹. Also?«
Emily seufzte. »Du hältst es für gefährlich, wenn ich für Quayle den Köder spiele.«
Matt hob überrascht die Augenbrauen. »Das war nun wirklich nicht schwer zu erraten. Und weiter?«
»Und weiter hast du leider keine bessere Idee, sonst würdest du nämlich versuchen, mich daran zu hindern.«
Schweigen.
»Wäre es dir lieber, ich würde mich hier auf dem Zimmer verstecken und auf dich warten?«
»Würdest du das denn tun?«
»Was denkst du?«
Jetzt war es an Matt, zu seufzen. »Ich denke, es ist unmöglich, dich von etwas abzubringen, das du dir in den Kopf gesetzt hast.«
Emilys Augen funkelten. »Stimmt«, sagte sie.
»Gut«, gab Matt zurück.
Sie hielten den Blick des jeweils anderen für einige Sekunden, dann hob Matt mit einer unschlüssigen Geste seine Hand und nahm einen von Emilys Zöpfen zwischen Daumen und Zeigefinger. Obwohl er nicht einmal ihre Haut berührte, sandte er einen Schauer durch Emilys
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