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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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wäre. Oder irgendwas, das mit Sex zu tun hatte.
    Oder? Sie wusste es nicht. Aber sie hatte so was von keine Lust mehr, sich Gedanken zu machen. Echt.
    Sie warf die Haare zurück und fasste sie mit einer Hand zusammen. Dann betrachtete sie ihr Gesicht im Spiegel und sog dabei die Wangen ein. Sie drehte den Kopf, um zu sehen, ob das Gesicht so schmaler wirkte. Nicht viel. Sie seufzte und ließ die Haare wieder fallen.
    Nora blickte an sich hinunter und strich sich mit einer Hand über den Bauch. Dann ließ sie den Blick langsam über ihre Schenkel wandern und dachte dabei an Nick.
    Sie fühlte nicht mehr dasselbe, wenn sie an ihn dachte. Der Zwischenfall im Park an der Mühle hatte alles kaputt gemacht. Sie stellte einen Fuß auf den Rand der Badewanne und ließ die Hand ein Stück weiter oben landen. Vorsichtig, ein Stück vom Ziel entfernt.
    Nick war beinahe genau so nah dran gewesen. Sie hatte seine Hand dorthin geführt und gefragt, ob er Lust habe. Aber er hatte so getan, als sei sie gar nicht da. Als sei sie ein Niemand.
    Das war sie nicht! Sie war nicht niemand.
    Früher vielleicht. Jedenfalls hatte sie mal von sich selbst gedacht, sie sei ein Niemand und würde auch niemals ein Jemand werden. Aber die Dinge hatten sich geändert. Sie hatte sich entschieden, ein Jemand zu sein. Keiner hatte das Recht, etwas anderes zu behaupten. Natürlich war sie jemand!
    Aber das Spiegelbild … Himmel, was stand sie hier eigentlich so rum und glotzte sich an? Sie wandte den Kopf ab und nahm den Fuß von der Wanne.
    Selbstcoaching nackt vor dem Spiegel. Den Schritt schön im Blick. Tolle Idee! Als ob das funktionieren könnte.
    Das war doch alles Mist. Warum war sie nicht hübsch und sexy und angemessen scharf auf Jungs? Alles wunderbar, kein Grund, sich weiter Gedanken zu machen. No problems. Warum war sie bloß ein bisschen zu klein, ein bisschen zu dick und total auf Sex fixiert? Das passte ja wohl überhaupt nicht zusammen!

5
    Sie rissen die Häuser ab. Es verschlug ihm den Atem, als er das sah.
    Früher hatte hier eine schnurgerade Reihe aus fünf Häusern gestanden. Jetzt waren drei davon weg. Von den ersten beiden waren sogar schon die Grundmauern verschwunden. Ein monströser Bagger stand bereit, um auch das Fundament des dritten Hauses in Angriff zu nehmen.
    Nicks Elternhaus war das letzte in der Straße. Nur
ein
Gebäude vom Abriss entfernt. Wäre er ein paar Tage später gekommen, hätten sie es vielleicht schon dem Erdboden gleichgemacht! Zu Steinen und Brettern und Staub zermahlen. Und ein oder zwei Tage danach – nur noch ein Loch.
    Oben, wo man in die Straße einbog, stand ein Schild. Hier baut Thorvaldsen AS im Auftrag der Stadt Oslo einen Kindergartenpark. Schwierig, sich auszumalen, dass hier massenhaft Kinder herumlaufen, spielen und lachen würden. Nick schüttelte leicht den Kopf. Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.
    So früh am Morgen war es ziemlich kalt. Die letzten Nächte hatte er im Bahnhof auf einer Bank geschlafen und war immer früh aufgewacht, steif und verfroren. Heute Morgen war er in der U-Bahn schwarzgefahren und dann das letzte Stück zu Fuß gegangen. Eigentlich wusste er gar nicht, was er hier wollte. Das Haus war einer der Gründe gewesen, nach Oslo zu fahren. Aber jetzt, wo er davorstand, die Hände tief in den Taschen seiner Lederjacke vergraben und die kalte Morgenluft im Gesicht, war dieser Grund hinfällig.
    Am liebsten hätte er sich einfach umgedreht und wäre gegangen. Aber auch das schaffte er nicht. Das Haus stand da und lud ihn ein. Nein, es stand nicht einfach da, es hockte da, irgendwie schief und gespannt, als würde es jeden Augenblick losspringen und ihn fangen.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Es reicht, Mann. Verpiss dich einfach. Aber seine Beine gehorchten ihm nicht.
    Sein MP3-Player lief. Bono sang: See the stone set in your eyes. See the thorn twist in your side.
    Er zog sich die Stöpsel aus den Ohren. Warum war er gekommen? Was sollte das eigentlich?
    Du wirst hier nichts finden, dachte er. Es ist leer. Damals war da nichts und heute ist da genauso wenig.
    Aber das stimmte nicht. Damals war da sehr wohl etwas gewesen. Das einzig Wertvolle in seinem Leben: Katie und er. Ihr gemeinsames Leben. Schön und warm, beinahe sicher. Selbst hier, mit dem Vater.
    Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Er blinzelte und es wurde noch

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