Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
kälter in den Augenwinkeln.
Wird es immer so sein?, dachte er. Werde ich das niemals los?
Langsam ging er die Einfahrt zum Haus hinauf.
6
âWas? Echt?!â, fragte Benedicte.
âJa, wenn ich es doch sage.â
âMannâ, sagte Benedicte. âIm Ernst? Hat sie das wirklich gesagt? Alle Mädchen aus der Klasse? Full House?â
âJa, ehrlich.â
âUnd? Willst du?â
Sie gingen zusammen zur Schule. Alle drei. Vilde beteiligte sich nicht besonders an dem Gespräch, aber sie wirkte auch nicht sauer oder so. Im Gegenteil, sie lächelte still vor sich hin, ganz in ihrer eigenen Welt. Total untypisch.
âWas?â, fragte Nora und sah von Vilde zu Benedicte.
âHallo! Machst du jetzt eine Party heute Abend oder nicht?â
âAlso â¦â
âAch, komm schonâ, sagt Benedicte.
âIch weià nichtâ, sagte Nora.
Da lachte Vilde und sprach genau das aus, was Nora gestern schon gedacht hatte: âEcht, Nora. Was willst du eigentlich? Deine Mutter bettelt ja quasi drum, dass du eine Party machst.â
Benedicte lachte ebenfalls.
Vilde rempelte Nora mit dem Ellenbogen an. âEin Mal, Nora.â
Ãberrascht machte Nora einen Schritt zur Seite. âWas hast du denn heute für einen Clown gefrühstückt?â, fragte sie und merkte selbst, dass sie säuerlich klang.
âOh-ohâ, sagte Benedicte. âFräulein Sensibel.â
âDas ist erlaubt. Nett sein auch.â Vilde war offenbar unter die Gedankenleser gegangen. âNiemand reiÃt uns den Kopf ab.â
âPartymachen ist auch erlaubtâ, sagte Benedicte.
âIst ja gutâ, winkte Nora ab.
âAber du kannst doch nicht nur Mädchen einladen. Ich meine, ehrlich. Was bringt das denn?â
âHm, ich weià nichtâ, sagte Nora.
Vilde schwieg und lächelte noch immer geheimnisvoll in sich hinein. Sie hätte eine gute Mona Lisa abgegeben.
âHabt ihr denn Bock?â, fragte Nora.
âNa logischâ, sagte Benedicte.
âJa.â Vilde nickte. âGibt Schlimmeres.â
âIhr kommt also?â, fragte Nora.
âKlar.â
âUnd ihr helft mir?â
âIch kann Wein besorgenâ, sagte Benedicte.
âIch meinte, bei mir zu Hauseâ, sagte Nora. âVorbereiten und aufräumen.â
âVorbereiten geht in Ordnungâ, sagte Benedicte. âFür später kann ich nicht garantieren.â
âHast du noch was vor?â, fragte Nora.
Vilde brach in Gelächter aus.
âDas will ich ja mal stark hoffenâ, sagte Benedicte.
7
Die Haustür war abgeschlossen. Die Verandatür ebenfalls.
Er drehte eine schnelle Runde und warf einen Blick auf die Fenster. Keins stand offen. Er schaute hinein. Es war ein grauer Tag und drinnen war es dunkel. Schwer, irgendwas zu erkennen. Aber er konnte sehen, dass die Wände nackt und die Räume leer waren. Dort, wo früher Bilder gehangen und Teppiche gelegen hatten, zeichneten sich helle Flecken ab. Er stieg noch einmal die Treppe zur kleinen windschiefen Veranda hoch. Unter ihm knirschte und schwankte es. Er musste an den Cyclone denken. Dieses Monster von Achterbahn, mit dem Katie und er auf Coney Island gefahren waren.
Er erinnerte sich noch genau an die Schläge, als der Wagen über die Schienen rollte, an all die schreienden Menschen. Bäng, Pang, Peng. Ahhhhhh! Er versetzte der Verandatür einen kräftigen Tritt. Eigentlich ging sie nach auÃen auf, aber der Rahmen war morsch und gab nach. Er trat noch mal dagegen und wunderte sich dabei über seine eigene Heftigkeit. Er hatte nicht bemerkt, wie die Wut ihn übermannt hatte. Aber jetzt war sie plötzlich da. Er kochte.
Wieder und wieder trat er zu. Der Rahmen zerfiel in lange dunkle feuchte Splitter und die Tür hing immer schiefer in den Angeln, bis sie irgendwann nach innen fiel. Eine Staubwolke stieg darunter auf. Und Nick war wieder dort, wo alles angefangen hatte. Er trat über die Schwelle, streckte die Hand aus und berührte vorsichtig den zersplitterten Türrahmen. Als wollte er sich versichern, dass seine Umgebung real war.
Er ging hinein. Mitten im leeren Wohnzimmer blieb er stehen. Mit ausgebreiteten Armen drehte er sich im Kreis, als wäre die Luft voll von Dingen, die er fangen wollte.
Wie beengt es hier war! War das Wohnzimmer tatsächlich so klein gewesen? Genau hier hatte er gestanden, als die Sonne durch die
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