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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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musst, bitte, aber ohne mich.“
    Dann ging sie ebenfalls.
    Nora stand direkt hinter der Ecke. Als sie Vilde kommen sah, lief sie schnell davon. Vilde blieb einen Moment mit offenem Mund stehen.
    Das ist doch verrückt. Das passt nicht zusammen. Wir bekommen die erste gute Nachricht seit Langem und schon streiten wir uns. Was ist mit uns los? Warum hacken wir ständig aufeinander herum?
    Vilde folgte Nora nicht. Sie bog nach links zum Zaun, der den Schulhof von der Straße trennte. Sie krallte die Finger in den Maschendraht, so fest sie konnte.
    In Gedanken sah sie sich von außen. Sie stellte sich vor, dass sie eine Gefangene im Knast war, auf dem Gefängnishof, die sich verzweifelt nach der Freiheit auf der anderen Seite des Zauns sehnte.
Sei nicht albern
, dachte sie, zog die Hände zurück und vergrub sie tief in den Taschen ihrer Lederjacke. Sie konnte ihre Zeit nicht mit kindischem Blödsinn verschwenden. Sie musste etwas herausfinden.
    Vielleicht war es was anderes, vielleicht konnte man es nicht vergleichen, aber trotzdem: Wenn sie mit Charlene zusammen war, fühlte sie sich viel besser als mit Nora und Benedicte. Und das nicht nur, weil sie und Charlene ein Paar geworden waren. Vielleicht lag es daran, dass mit Charlene alles neu und mit Nora und Benedicte alles immer nur die alte Soße war.
    Es war anstrengend, wenn man dauernd mit Leuten zu tun hatte, die einen seit einer Ewigkeit kannten. Man dachte immer wieder dieselben Gedanken, und es passierte nichts, was nicht schon tausendmal vorher passiert war.
    Wie sollte man sich da verändern? Jemand werden, von dem man bisher kaum zu träumen gewagt hatte? Jemand, den die anderen nicht schon kannten? Man sah sich selbst immer nur durch die Augen der anderen und beschrieb sich selbst mit ihren Worten.
    So konnte sie jedenfalls nicht wachsen oder sich verändern. Immer musste sie die alte Vilde sein, die große und dünne Vilde, die rauchte und schlagfertig war – die wilde Vilde. Nur das.
    Mit Benedicte und Nora kann ich nur so sein, wie ich im Sommer und im Winter und im letzten Jahr war, dachte Vilde.
Und Trine … Trine wird immer da sein, bei uns, in uns. Jedenfalls in mir, wenn ich mit ihnen zusammen bin.
    Sie sah Nora über den Schulhof gehen, vorgebeugt und angespannt, und sie wusste, dass Benedicte nur wenige Meter entfernt stand. Sie hatte keine Lust, mit einer von ihnen zusammen zu sein. Ja, sie war richtig erleichtert, dass sie es nicht musste.
    Bald würden sie keine Freundinnen mehr sein. Die plötzliche Erkenntnis leuchtete ihr ein. So war das eben. Sie waren dabei, sich voneinander zu entfernen. Sie verloren ihre Freundschaft Stück für Stück.
    Und früher oder später würde davon nichts mehr übrig sein.

6
    Benedicte blieb allein zurück. Sie starrte zu Boden. Scharrte mit den Füßen über den Asphalt, schüttelte den Kopf.
    Die hatten keine Ahnung. Sie begriffen nichts. Die glaubten, alles wäre so leicht für sie. Wenn sie wüssten! Soll ich es ihnen erzählen?
    Bisher war sie nicht auf die Idee gekommen, dass sie sich Vilde und Nora anvertrauen könnte. Dass die beiden vielleicht helfen oder ihr wenigstens einen Rat geben könnten. Und sie verwarf den Gedanken ebenso schnell wieder, wie er gekommen war. Zum einen hatte sie im Moment keine Lust, mit den beiden irgendwas zu bereden. Zum anderen war dies etwas, das sie unmöglich irgendjemandem erzählen konnte.
    Sie konnte es sich lebhaft vorstellen: „Hey, was meint ihr, soll ich der Polizei sagen, dass mein Vater durch die Gegend läuft und Leute umbringt? Oder soll ich lieber so tun, als wäre nichts? Ihn jedes Mal anlächeln, wenn ich ihn sehe, ihn umarmen und für den Rest meines Lebens über seine Witze lachen, während er weiterhin Leute abknallt, wie es ihm passt?“
    Ja, klar.

7
    Die Morgenbesprechung war an diesem Tag auf die Mittagszeit verschoben worden, bis nach dem Verhör. Und sie fiel kurz aus. Das Verhör hatte die Ermittlungen nicht weitergebracht. Nicholas stritt alles ab, was mit dem Mord an Wolff zu tun hatte.
    Der Ermittlungsleiter hielt die DVD hoch. „Ihr wisst alle, was jetzt zu tun ist“, sagte er und blickte in die Runde. Am Tisch saßen vier Kripobeamte und drei Polizisten vom Revier. „Diese Fotos erfordern eine sorgfältige Überprüfung. Sie müssen katalogisiert und jedes einzelne muss beschrieben und analysiert werden. Und wir

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