Zurückgeküsst (German Edition)
jetzt oder nie … Mit fast vierunddreißig wollte ich nicht ewig nur als jemandes Freundin herumhängen. Ich war eine Frau, die gern plante und auch die Initiative ergriff, und der gute Dennis konnte ein wenig Führung gebrauchen.
Erster Punkt auf meinem Plan: Essen für Dennis, der häufiger Nahrung brauchte als ein Kleinkind. Ein paar Bier könnten auch nicht schaden, da Dennis, auch wenn er mit unserer Beziehung recht zufrieden wirkte, das Thema Heirat noch nicht angeschnitten hatte. Das Bier würde ihn also williger stimmen.
Und so erzählte Dennis, einen halben Liter Ale und einen großen Cheeseburger mit Speck vor sich, eine halbe Stunde später gut gelaunt von seinem heutigen Einsatz. „Ich versuche also, die Autotür loszukriegen, ja? Und plötzlich reißt die mit einem Ruck heraus und trifft Chuck genau zwischen die Beine, und er sagt: ‚Costello, du Arschloch!‘, und wir können uns nicht mehr halten vor Lachen. Und die alte Dame liegt immer noch in ihrem Wagen! Oh Mann, das war der Hammer!“
Ich lächelte geduldig. Feuerwehrmannhumor – wenn manihn denn so nennen wollte – war bestenfalls plump. Trotzdem kicherte ich leise und murmelte: „Ach, du meine Güte“, womit ich die alte Dame meinte, die in ihrem Auto feststeckte, während zwei grobschlächtige Feuerwehrkerle sich vor Lachen den Bauch hielten. Was Chuck betraf, so fand ich, dass sein Schicksal nur gerecht gewesen war. „War die Dame schwer verletzt?“
„Nein, die hat keinen Kratzer abbekommen. Wir hätten auch nicht so gelacht, wenn ihr der Kopf abgetrennt worden wäre oder so etwas.“ Er grinste lausbubenhaft, und ich lächelte zurück.
„Das freut mich zu hören. Also, Den, pass auf. Wir müssen reden.“
Die gefürchteten Worte ließen Dennis’ Lächeln augenblicklich verschwinden. Er blinzelte mehrmals, als wollte ich ihn gleich ins Gesicht schlagen, und griff wie zum Schutz nach seinem Riesenburger – die Körpersprache der Defensive, wie ich sie oft bei den Ehepartnern meiner Klienten erlebte. Da kam ich am besten wohl gleich zur Sache. Brav faltete ich die Hände vor dem Körper, neigte leicht den Kopf zur Seite und lächelte.
„Dennis, ich finde, es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung auf die nächste Stufe heben. Wir sind nun schon eine ganze Weile zusammen, und ich werde in ein paar Wochen vierunddreißig, womit ich mich schon fast im fortgeschrittenen Alter befinde – zumindest aus medizinischer Sicht –, also lass uns heiraten.“
Dennis fuhr verdutzt zurück. Verdammt. Ich hatte wohl nicht besonders romantisch geklungen, wie? Vielleicht hätte ich das Ganze gefühlvoller vorbringen müssen, anstatt einfach nur Fakten aufzuzählen. Das hatte ich nun davon, dass ich meine Ansprache vor einem Hund geübt hatte anstatt angesichts eines echten Menschen. Andererseits war auch nichts Falsches daran, offen und geradeheraus anzusprechen, was einem auf der Seele lag.
Mein Freund schob sich zur Antwort gut ein Viertel seines gigantischen Burgers in den Mund. „Hmmpf-hmmpf“, sagte er und deutete auf seine vollen Backen.
Nun ja, ein wenig Widerstand hatte ich erwartet. Dennis warein Mann, und die meisten Männer – mit wenigen Ausnahmen – stellten die bewusste Frage nicht ohne einen kräftigen Schubs. Und geschubst hatte ich … mehrfach. Drei Monate zuvor hatte ich laut den Verlobungsring einer seiner Cousinen bewundert. Ich hatte immer wieder seine Kinderliebe betont und beteuert, was für ein guter Vater er werden würde. Auch den eigenen Kinderwunsch hatte ich mehrfach kundgetan. Nur hatte er bisher nicht reagiert. Ich vermutete also, dass er etwas Deutlicheres als einen Schubs brauchte – vielleicht einen Tritt? Brauchten nicht die meisten Männer einen schwungvollen Tritt?
„Bitte keine Panik, Schatz“, fuhr ich fort, während er unaufhörlich kaute. „Wir verstehen uns doch prima. Wir verbringen die meisten Nächte gemeinsam, wir sind seit über zwei Jahren zusammen, du bist jetzt dreißig, du weißt, dass du Kinder willst … Es wird langsam Zeit, meinst du nicht auch? Also, ich finde das.“ Ich lächelte, um zu zeigen, dass wir im selben Team spielten.
Dennis schluckte. Sein männlich-kantiges Gesicht war blass. „He, Mann, hör mal“, begann er. Ich verzog das Gesicht. Mann? Er schien es zu merken. „Tut mir leid, Mann“, sagte er. „Ich meine, Harper. Entschuldige.“ Dennis machte den Mund zu, dann wieder auf, zögerte … und biss erneut in seinen Burger.
Na schön. Dann würde ich eben
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