Zurückgeküsst (German Edition)
immer wieder daran denken musste, dass das Ganze weitaus mehr Effekt gehabt hätte, wäre Dennis mein Verlobter anstatt lediglich mein Freund gewesen. Aber dieses Thema war seit der Nacht des schicksalhaften Telefonanrufs nicht mehr angeschnitten worden. Außerdem wollte ich ihn ja umbringen.
Lassen Sie es mich erklären. Es fing damit an, dass ich ihn mit einem Bier vor dem Fernseher sitzend vorfand, wo er sich eine Wiederholung des Finales der Baseball-Liga von 2004 ansah, anstatt gestiefelt und gespornt vor der Tür zu stehen, wie ich ihn gebeten hatte. Zugegeben, seit meinem Heiratsantrag waren die Dinge etwas verquer gelaufen – und mit verquer meine ich, dass wir seitdem nicht mehr miteinander schliefen, was alle möglichen Konsequenzen hatte. Aber nur, weil mich Willas Hochzeit beunruhigte, bedeutete das nicht, dass ich Dennis’ wenig begeisterte Reaktion auf meinen Heiratsantrag vergessen hatte. Was eben zur Folge hatte, dass ich ihn nicht mehr ranließ. Aber wir waren noch zusammen, und als ich ihn fragte, ob er mich nach Montana begleiten würde, sagte er Ja. Irgendwann.
Bedauerlicherweise bekam Dennis, der anfällig für Rückenprobleme war, kurz vor dem Verlassen seines schmuddeligen kleinen Apartments einen Krampf in der Lendenwirbelsäule, sodass ich unser ganzes Gepäck aus unseren jeweiligen Wohnungen in mein Auto, zur Fähre, zum Taxi, ins Hotel und wieder zum Taxi, zum Bostoner Flughafen, dann in Denver von Flugsteig 4 zu Flugsteig 37 und danach von dem Miniaturflughafen hier in Montana bis zum Mietwagen schleppen musste. Und nicht nur das Gepäck, sondern auch Coco (die mit ihrem Hasen in der Transportbox schmollte), meinen Laptop, meine Handtasche und Dennis selbst, der die Tendenz hatte, planlos herumzuwandern. Hinzu kam, dass er zwei Flugbegleiter (eine heterosexuelle Frau und einen homosexuellen Mann) mit viel Charme dazu überredete, ihm wegen seines Rückenproblems den letzten freien Platz in der ersten Klasse zu überlassen, sodass ich alleinzwischen einer beeindruckend übergewichtigen Frau aus Florida und einem Studenten eingequetscht saß, der mir im Schlaf auf die Schulter sabberte – ungeachtet dessen, dass ich ihm wiederholt meinen Ellbogen in die Seite rammte. Und, oh ja, meine Schwester heiratete einen Fremden, mein Vater hatte offenbar Eheprobleme, und am Ende dieses Höllentrips erwartete mich das Wiedersehen mit meinem Exmann.
Ich war also ein wenig angespannt.
Auf dem Parkplatz vor dem Flughafen von Kalispell kabbelten wir uns wie die Drittklässler.
„He, Mann, ich fahre“, sagte Dennis. „Gib mir die Schlüssel.“ Er reckte und streckte sich danach, sodass sein Rücken krachte und ich zusammenzuckte.
„Ich fahre, Dennis.“ Das Fahren würde mich hoffentlich von allem ablenken, was – und besonders wer – noch auf mich zukam.
„He, Mann, komm schon!“
„Hör auf, ‚He, Mann‘ zu mir zu sagen!“, fuhr ich ihn an.
„Bitte, Dennis! Nenn mich nicht ‚Mann‘, okay? Ich fahre. Du verirrst dich ja schon zwischen deinem eigenen Haus und meinem, und das auf der Insel, auf der du aufgewachsen bist …“
„Vielleicht verirre ich mich ja gar nicht wirklich“, warf er ungewohnt gereizt ein.
„… und wir haben noch sechzig Kilometer grizzlybärige Wildnis vor uns“, fuhr ich etwas lauter fort, „also könnten wir jetzt, bitte, bitte, in die Gänge kommen, Dennis?“
Im Gegensatz zu Dennis hörte Coco auf mich und sprang leichtfüßig auf den Fahrersitz. Ich hatte sie mitnehmen müssen, da sie eine verletzte Vorderpfote simuliert hatte, als sie das Wort „Hundepension“ hörte, und herumhumpelte, bis sie ihre Transportbox sah. Dieser Hund war ein teuflisches Genie. Nun saß sie glücklich da und schnupperte die ungewohnt reine, klare Luft von Montana ein, die so ganz anders war als die salzige Luft auf Martha’s Vineyard, die immer ein wenig nach Knoblauch und Fisch oder – morgens – nach Donuts roch.
Mir wurde klar, dass ein Streit mich nicht weiterbringenwürde, also atmete ich tief durch und lockerte meinen verkrampften Kiefer. „Liebling? Wir wollen doch nicht zu spät zum Essen kommen.“
„Mein Rücken bringt mich um“, brummte Dennis. „Kannst du mich nicht massieren oder so?“
Ich fragte mich, ob Pater Bruce wohl einen Schutzheiligen der Geduld für mich parat hätte, und sagte: „Dennis, wir stehen auf einem Parkplatz. Es tut mir leid, dass dir der Rücken wehtut, Schatz, und ich werde mich später darum kümmern, aber im Moment
Weitere Kostenlose Bücher