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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Augenbrauen waren beeindruckend buschig. Ich erwiderte den Blick ebenso scharf. Was? Er runzelte die Stirn und räusperte sich dann.
    „Liebe Gemeinde“, setzte er an und bekam erst einmal einen Hustenanfall.
    „Man könnte das fast als Zeichen deuten“, raunte ich Nick zu und lächelte.
    „Habe ich schon erwähnt, dass mir die extra Pfunde an dir gefallen?“, flüsterte er, während er starr geradeaus starrte. „Die meisten Frauen können sich fünfzehn zusätzliche Pfund gar nicht erlauben, aber dir stehen sie prächtig.“
    „Bitte, Nick. Heilige Schwüre und so weiter“, stieß ich hervor. „Wir beide wissen, wie viel die bedeuten. Und es sind acht Pfund, nicht fünfzehn.“
    „Könntet ihr zwei wohl mal still sein?“, fragte Chris freundlich und grinste die Braut an.
    „Dein Bruder hat Krämpfe“, sagte ich. „Aber ja, ich bin jetzt still.“
    „Endlich“, brummte Nick.
    Im Stillen stieß ich eine Verwünschung aus, biss dann die Zähne zusammen und richtete alle Aufmerksamkeit auf die Zeremonie.
    Aber das war gar nicht so einfach.
    Während ich da so am Altar stand, dicht neben Nick … nun, das brachte natürlich ein paar Erinnerungen zurück. Trotz meinerÄngste und Zweifel bei meiner eigenen Hochzeit, trotz des Gefühls, dass wir einen großen Fehler begehen würden, hatte ich … na ja.
    Ich hatte Nick von ganzem Herzen geliebt, verdammt.
    „Ich, Willa, nehme dich, Christopher, als meinen angetrauten Ehemann und werde immer für dich da sein …“
    Ich schluckte. Ich war überhaupt nicht der Typ, der bei Hochzeiten – oder Scheidungen, Beerdigungen, Werbespots mit Hunden – weinte, aber diese Worte … Ich sah, dass meine Schwester sich fest an Christophers Hand klammerte.
    „… in Krankheit und Gesundheit, in guten wie in schlechten …“
    Mein Zynismus schien mich verlassen zu haben, und plötzlich fühlte ich so was wie Panik. Einsamkeit. Willas Stimme war heiser vor Rührung, und ich hörte, dass sie es wirklich ernst meinte … denn auch ich hatte diese Worte ernst gemeint, als ich sie zwölf Jahre zuvor gesagt hatte.
    „… zu lieben und zu ehren …“
    Ich sah verstohlen zu Nick, der zu Boden blickte, und fragte mich, ob auch er sich gerade an damals erinnerte.
    „… von nun an bis ans Ende meiner Tage.“
    Oh Gott, wie sehr hatte ich ihn geliebt!
    Er sah mich an, und die Zeit schien stillzustehen. Diese dunklen, traurigen, schönen Augen … so voller … Bedauern? Liebe? Kummer? Einen langen Moment sahen wir einander an, zwischen uns Ozeane an Gefühlen und Zeit.
    Wenn nur … die traurigsten Worte unserer Sprache.
    Nie würde ich jemanden mehr so lieben können, wie ich ihn geliebt hatte. Mein Anwaltsgehirn musste diese Tatsache akzeptieren. Mein Herz … tja, mein Herz war in diesem Moment vollkommen hilflos. Früher einmal hatte mich dieser Mann mit den Zigeuneraugen geliebt und bewundert, und diese Zeit war die glücklichste und zugleich angsteinflößendste meines Lebens gewesen.
    „Die Ringe, bitte“, sagte der Friedensrichter. Nick sah zu Braut und Bräutigam, und der Bann war gebrochen. Ich fühltemich so schutzlos wie ein Waschbärbaby auf dem Highway zur Hauptverkehrszeit, weil ich wusste, dass Nick es gesehen hatte.
    Wenige Minuten später war die Zeremonie vorbei. Willa und Chris waren umringt von Gratulanten, BeverLees schrille Glücksschreie gellten mir in den Ohren. Dennis saß bereits an der Bar und gehorchte seinem genetischen Imperativ, indem er Bier trank und mit Emily herumalberte. Dad nickte und schüttelte Hände. Willa sah mich an und lächelte ihr ansteckendes, fröhliches Lächeln. Sie winkte, und ich sah ihren schmalen Ring. Meine Befürchtungen verdrängend, lächelte ich zurück und betete zu Gott, den Heiligen und allen Engeln, dass sie glücklich bliebe, und wenn ich dazu eine Ziege schlachten müsste oder sonst etwas.
    Nick sah mich nicht wieder an. Er wirkte in sich gekehrt, obwohl er lächelte, Hände schüttelte und mit den anderen sprach. Doch er sah nicht mehr zu mir herüber.
    Das Gewitter hatte sich verzogen, und man war sich einig, dass die Party auf der Terrasse fortgesetzt werden sollte. Alle nahmen Tische und Stühle mit nach draußen, und die Sonne brach golden durch die Wolken, die Bäume glitzerten vor Regentropfen, und der See leuchtete in fast unwirklichem Blau.
    Ich brauchte einen Moment für mich.
    Als ich die Treppe hochlief, warf mir ein älterer Mann mit Baseballkappe einen lüsternen Blick zu. Ich ignorierte ihn und

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