Zurückgeküsst (German Edition)
genommen! Braves Mädchen.“ BeverLee zog mich in Willas Zimmer und stieß mich fast ins Bad, damit ich mich umzöge.
„Hallo, Wills“, rief ich.
„Hallo! Ich kann es kaum erwarten, dein Kleid zu sehen!“
„Ich auch“, murmelte ich.
In der Hoffnung, dass ich es letztlich doch nicht brauchen würde, hatte ich das Kleid etwa zwei Stunden vor unserem Abflug in Boston gekauft. An der Schaufensterpuppe hatte es gut ausgesehen, und es hatte die vorgeschriebene Farbe Lila … na ja, fast, es war lavendelfarben. Ich schlüpfte aus meinen Sachen, nahm das Kleid vom Bügel und probierte es an.
Verdammt!
Es passte gut, allerdings saß das Dekolleté … sehr tief. Und nicht nur das, es betonte auch … also, ich hatte darin sehr viel Busen, okay? Seeehr viel. Ich sah fast schon nuttig aus. Für eine stillende Mutter wäre das Kleid sicher praktisch gewesen. Können Sie es sich jetzt vorstellen? Ich zog das Oberteil nach oben, aber es ließ sich nicht dehnen. Hallo, zusammen, darf ich Ihnen … meine Mädels vorstellen? Aber nun war nichts mehrzu ändern, es sei denn, mein Vater hatte zufällig doppelseitiges Klebeband dabei.
Also gut. Wie auch immer. Außer Dennis würde mich ohnehin niemand beachten. Okay, Nick vielleicht. Der nie aufgehört hatte, mich zu lieben, mich aufgrund dieser Liebe nun aber auch hasste.
Und da wunderten sich die Leute über meinen Beruf!
„Oh mein Gott, siehst du entzückend aus!“, schwärmte BeverLee, als ich aus dem Bad kam. „Das wurde aber auch Zeit, dass du mal zeigst, was du hast!“
„Sehr hübsch!“, sagte auch Willa und schlug andächtig die Hände zusammen.
„Komm her, und lass dich ein wenig einsprühen!“ BeverLee zückte ihre Haarspraydose wie eine Waffe.
„Ach, das ist schon okay, Bev“, entgegnete ich. „Willa, du siehst … wow!“
Obwohl ich meine Schwester bereits zweimal im Hochzeitskleid gesehen hatte, war es dennoch wieder ein kleiner Schock. Die kleine Willa würde heiraten!
„Mist, ich habe vergessen, dem Partyservice die Blumen für die Tortenverzierung zu geben“, fiel BeverLee plötzlich ein. „Harper, kannst du deiner Schwester die Haare fertig machen? Danke. Du solltest sie hinten noch ein wenig toupieren, da liegen sie ja so platt wie ein Pfannkuchen.“
„Mach ich“, beruhigte ich sie, und BeverLee stürzte mit flatterndem Kleid – orange natürlich! – aus dem Raum.
„Rühr bloß mein Haar nicht an!“, warnte Willa, sobald die Tür hinter ihrer Mutter zugefallen war.
„Natürlich nicht.“ Ich schmunzelte. In dem Bestreben, ihr Haar möge allen Winden auf Martha’s Vineyard trotzen, verwendete BeverLee seit jeher ein Übermaß an Haarspray, sodass ich schon sehr bald dazu übergegangen war, Willa vor der Schule zu frisieren. Jetzt nahm ich eine kleine weiße Blume und steckte sie ihr in das glatte blonde Haar. Genau wie früher.
Als ich ihr Gesicht im Spiegel sah, merkte ich, dass sie … sehr ernst wirkte. „Na, wie geht es dir, Kleine?“, fragte ich. Damitbrach ich nicht unbedingt mein Versprechen an Nick, dachte ich, ich infizierte hier niemanden. Es war doch kein Verbrechen, die eigene Schwester vor der Hochzeit zu fragen, wie es ihr gehe, auch wenn Nick es bestimmt so ausgelegt hätte, da war ich sicher.
Stirnrunzelnd sah sie mich an. „Hättest du am Tag deiner Hochzeit damals eigentlich lieber gekniffen?“
Ich nahm noch eine Blume und steckte sie in Willas Haar fest. „Ja, das hätte ich tatsächlich gern getan“, gab ich zu. „Ich hatte Angst. Alles war so schnell gegangen. Ich fand uns zu jung. Im Nachhinein war dann ja auch ersichtlich, dass wir … ich weiß nicht. Verschiedene Vorstellungen darüber hatten, was eine Ehe bedeutet.“
„Aber du hast ihn geliebt, oder?“
Ich schluckte, sah zu Boden und nahm dann noch eine Haarspange. „Sicher. Aber dass man jemanden liebt, bedeutet nicht zwangsläufig, dass man eine glückliche Ehe führen kann. Und das war mir wohl schon bei unserer Hochzeit klar.“ Ich hielt inne, setzte mich dann neben meine Schwester und nahm ihre Hand. „Willa, es wäre vollkommen in Ordnung, wenn du die Sache noch mal verschiebst, Liebes.“
Die Tür wurde aufgestoßen, und ich zuckte zusammen. Nick. Natürlich.
„Unten ist alles bereit, Willa“, verkündete er munter, dann drehte er sich zu mir. „Ich dachte, wir hätten eine Abmachung“, raunte er und sah so grimmig aus wie ein Rachegott mit Menstruationsbeschwerden. Ein Rachegott im Smoking wohl bemerkt, was nicht
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